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Wille zur Macht

Wille zur Macht

Titel: Wille zur Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Schlosser
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Konservendose vor ihm und ein Teller mit   Gallo Pinto . Alles im Preis enthalten, wie ihm von der Alten versichert wurde. Aber Dunker wäre sehr wohl in der Lage gewesen, ihr das Frühstück extra zu bezahlen. Er merkte, dass er sich hier aufgenommen und sehr wohl fühlte. Der psychische Druck, dem er in der Brigade ausgesetzt war, wurde ihm erst jetzt deutlich, wo er in Ruhe und Sicherheit zurückgekehrt war. Dass er die Brigade verlassen musste, war für ihn immer noch nicht nachvollziehbar. Es konnte nichts geben, das ihn als Risikofaktor für das Dorf ausweisen würde. Und dass er sich nicht einmal zu den Vorwürfen äußern durfte, schmerzte. Ihm schwante, dass es möglicherweise doch etwas mit seinem brisanten Photo zu tun haben könnte. Unwillkürlich tastete er seine Hose ab. Die Filmdose war noch da.
    Schade, dass er dieses gastliche Haus mit seinen speziellen Eigenheiten wohl bald verlassen musste. Aber wahrscheinlich war es wirklich besser, jetzt dieses Land hinter sich zu lassen. Er erkundigte sich, wo das Büro der Cubana Airlines war. Dort musste er sich um seinen Rückflug kümmern und sein Ticket umschreiben lassen. Auf den nächstmöglichen Flug nach Kuba und dann zurück nach Deutschland.
    Als Dunker auf der Avenida Bolivar am Hotel Intercontinental vorbeiging, konnte er weiter unten in der Straße das Firmenlogo der staatlichen, kubanischen Fluggesellschaft sehen. Es war kein Problem, einen Flug nach Havanna und den Anschluss nach Ost-Berlin zu bekommen. Sein Ticket wurde umgeschrieben, er musste zehn US-Dollar bezahlen, und nun stand fest, dass er noch diesen Abend um sechs Uhr abfliegen würde. Die freundliche Angestellte der Cubana hatte ihm noch eine Hotelübernachtung in Kubas Hauptstadt organisiert, da er erst am nächsten Nachmittag weiter nach Europa fliegen konnte. „Ein Zimmer mit Dusche“, hatte sie betont. Und Dunker hatte verstanden, dass dies nicht ein Hinweis auf den ansonsten mangelnden Komfort in kubanischen Hotels sein sollte, sondern auf seinen etwas heruntergekommenen Gesamtzustand anspielte. Ja, es stimmte: Er musste sich mal wieder richtig duschen, seine Fingernägel waren schmutzig, und rasieren sollte er sich auch mal wieder. Er war jetzt nicht mehr in den Bergen, wo dies alles keine Rolle gespielt hatte, sondern zurück in der Zivilisation.
    Ticket und Hotelvoucher in der Tasche, machte sich er auf den Weg zurück in seine Herberge. Viel zu packen hatte er ja nicht. Sein Rucksack stand auf dem Bett bereit. Und allzu viel Zeit hatte er auch nicht mehr zu vertrödeln. Der Nachmittag war angebrochen, und er sollte zwei Stunden vor dem Abflug am Flughafen sein. Unterwegs hielt er ein Taxi an und fuhr zu seiner Unterkunft, wo er es vor der Tür warten ließ. Er erklärte der Alten, dass er noch am selben Tag weiterfliegen würde und bedankte sich für ihre Gastfreundschaft. Als er ihr noch eine Dollarnote extra in die Hand drückte, nahm sie ihn zum Abschied herzlich in den Arm.
    Das Taxi war ein riesiger, alter, amerikanischer Straßenkreuzer. Er musste schon einmal durchgebrochen sein, denn hinter den vorderen Sitzen war zwischen den beiden Seitenschwellern ein dicker Stahlträger eingeschweißt worden, der das Auto zusammenhielt. Unter dem Träger waren die Rostlöcher so groß, dass man auf die Straße sehen konnte. Dunker hoffte, dass der Wagen wenigstens bis zum Flughafen halten würde. Aber seine Sorge war unbegründet. Der Taxifahrer redete die ganze Fahrt über mit einem für Dunker unverständlichen Akzent auf ihn ein, aber lenkte dabei seinen Wagen mit Elan über die Straßen Managuas, und ohne technische Probleme erreichten sie den Flughafen.
    Er gab seinen Rucksack am Schalter ab, kaufte sich für überteuerte vier Dollar einen Schokoladenriegel, der in Deutschland höchstens ein Fünftel des Preises kostete und setzte sich in die Wartehalle. Langsam biss er kleine Stücke der Schokolade ab und ließ sie im Mund zergehen. Schokolade war in der Brigade zu einem echten Luxusartikel geworden. Sie jetzt wieder und auch noch in solcher Menge genießen zu können, löste ein echtes Glücksgefühl in ihm aus. Er war schon fast wieder zu Hause.
    Der Flug nach Havanna dauerte nur kurze Zeit. Es waren nur wenige Passagiere in der Maschine gewesen, und so konnte Christian sein Gepäck schnell zurückerhalten. Er schritt langsam durch die Flughafenhalle und kramte dabei seinen Hotelgutschein heraus. Als er stehenblieb, um die Adresse zu lesen, kam ein schwarzer Kubaner in

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