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Wille zur Macht

Wille zur Macht

Titel: Wille zur Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Schlosser
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schwarzer Weste stand dahinter und mixte gerade einen Cocktail. Dunker setzte sich auf einen Hocker an die Bar und orderte einen Cuba Libre. Angeblich das Lieblingsgetränk von Hemingway, der zu Lebzeiten in der Nähe von Havanna ein Haus besessen hatte.
    Langsam trank er seinen Cuba Libre und schaute dabei auf das Lichtermeer der Stadt. Weit entfernt auf dem Ozean waren die Positionsleuchten von kleinen Schiffen zu erkennen. Es ist einfach herrlich hier! dachte er sich. Aber dennoch musste er jetzt dringend schlafen. Die Müdigkeit übermannte ihn langsam aber sicher.
    Zurück im Zimmer legte er sich aufs Bett und ließ seine Gedanken einfach kreisen. Dann klopfte es an seine Zimmertür. Er sprang auf und öffnete. Zu seinem Erstaunen stand wieder der Mann vom Flughafen vor ihm und bot ihm erneut an, Geld zu tauschen. Zudem wollte er ihm einige Adressen von Kubanerinnen zukommen lassen, mit denen er sich vergnügen könnte. Aber Dunker wollte nichts mit diesem Mann zu tun haben. Mit deutlichen Worten machte er ihm klar, dass er sich verpissen und nicht wieder auftauchen sollte. Er drohte ihm sogar mit der Polizei. Das schien zu wirken. Schimpfend ging der Unbekannte den Flur entlang und bestieg den Fahrstuhl. Dunker knallte die Zimmertür zu, schloss zweimal ab und hängte zur Sicherheit noch die Absperrkette ein. Woher wusste der Typ, in welchem Hotel er abgestiegen war? Vielleicht arbeitete er mit dem Taxifahrer zusammen, der ihn hierher gebracht hatte. Trotzdem kam ihm diese Begegnung ein wenig unheimlich vor. Er schob seine Gedanken beiseite, zog sich aus und legte sich wieder aufs Bett.
    Angenehmerweise gab es für Christian Dunker am kommenden Morgen einmal nicht   Gallo Pinto , sondern ein kontinentales Frühstück. Eine willkommene Abwechslung.
    Nach den Angaben auf dem Flugticket ging es von Havanna aus nach Madrid und dann weiter nach Prag. Dort musste er auf einen Anschlussflug nach Ost-Berlin warten.
    Vom Flug nach Madrid bekam er nur wenig mit. Die meiste Zeit schlief er. Nervtötend war dort der Aufenthalt, da die Passagiere, die weiter nach Prag fliegen wollten, das Flugzeug nicht verlassen durften und ganze zwei Stunden auf dem Vorfeld verharren mussten. So kamen sie nicht an die frische Luft, und die Beine konnten sie sich im Flugzeug auch nicht richtig vertreten. Aber als sie Prag morgens erreichten, spürte Dunker die Aufregung, bald wieder zu Hause zu sein. Er suchte am Flughafen den Schalter der Interflug und ließ sein Ticket bestätigen. Schon um elf Uhr ging es weiter. Die kleine zweistrahlige Düsenmaschine stieg steil in den Himmel auf, um ihre Flughöhe von zehntausend Metern zu erreichen. Alle Passagiere wurden regelrecht in ihre Sitze gedrückt. Sie verweilten im geradlinigen Flug gerade so lange, dass die Stewardess ein Getränk servieren konnte, dann ging es schon in den Landeanflug auf Ost-Berlin wieder hinunter. Im Flugzeug saß auch eine Familie aus Bremen, die Urlaub in Varadero auf Kuba gemacht hatte. Wie er erfuhr, hatten sie in West-Berlin ihr Auto stehen, mit dem sie zurückfahren wollten. Er fragte vorsichtig an, ob sie ihn eventuell mit nach Bremen nehmen würden. Natürlich gegen eine finanzielle Beteiligung, die er anbot. Der Vater der Familie schien sehr misstrauisch zu sein, aber seine Frau meinte, sie hätten noch einen Platz im Wagen frei und versprach ihm, ihn mitzunehmen. Allerdings wollten sie seine US-Dollar nicht haben, und Dunker, der keine anderen Noten bei sich hatte, versicherte, gleich nach der Ankunft die zugesagten zwanzig Mark in ihren Briefkasten im Fehrfeld zu werfen. Er war selig, so einfach wieder nach Bremen zu kommen.
    Nach der Landung wartete er auf sein Gepäck, aber leider kamen nur einige Koffer, nicht aber sein Rucksack.
    „Herr Dunker?“
    Er drehte sich um. „Ja, das bin ich.“
    Vor ihm standen zwei Volkspolizisten, einer davon an seinen goldenen Schulterklappen und dem Mützenband als Offizier zu erkennen.
    „Dürfen wir Ihren Pass sehen?“
    Das war natürlich keine Frage, sondern eine Aufforderung. Das war klar. Christian Dunker überreichte ihnen seinen Pass, und der Untergebene blätterte darin herum und steckte ihn dann in eine seiner Uniformtaschen.
    „Würden Sie uns bitte begleiten?“
    Dunker war verwundert, aber fügte sich. Außerdem war er sich sicher, dass ein heimkehrender Brigadist gerade in der DDR keinen Argwohn erregen würde. Vielleicht wollten sie auch nur ein paar Auskünfte über seinen Aufenthalt. Er wurde am Rand

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