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Wille zur Macht

Wille zur Macht

Titel: Wille zur Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Schlosser
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so gut es ging vom Schlamm. In seinem Rucksack hatte er noch ein Paar Turnschuhe und eine einigermaßen saubere Jeans, die er eigentlich für den Rückflug vorgesehen hatte, aber die er nun schnell überzog, damit es weitergehen konnte.
    Jetzt lief er direkt hinter oder neben Rafa. Dieser lächelte ihm sogar mehrmals zu, als wenn er genau gewusst hätte, weshalb sich Dunker so misstrauisch verhalten hatte.
    Nach weiteren Stunden gelangten sie an eine Lichtung im Wald. Eine matschige Lehmpiste strich an dem freien Platz vorbei. Drei Frauen mit einer stattlichen Anzahl an den Füßen zusammengebundener, lebender Hühner warteten offensichtlich ebenfalls auf den Lkw. Sie beabsichtigten, ihr Geflügel in Nueva Guinea auf dem Markt zu verkaufen.
    Rafa zog Dunker am Arm mit sich, und die beiden versteckten sich im Gebüsch. Sie mussten noch eine halbe Stunde warten, bis sie aus der Ferne das Geräusch eines Motors hörten. Dunker wollte sich erheben, aber Rafa hielt ihn zurück. Er wollte erst sehen, dass die Situation auch wirklich sicher war.
    Ein verbeulter, ehemals hellgrüner Laster mit Ladefläche näherte sich langsam der Lichtung. Das Fabrikat war nicht mehr auszumachen, Motorhaube und Kotflügel waren von Roststellen übersät. Nur noch ein Scheinwerfer war vorhanden. Dort, wo der zweite einmal gewesen sein musste, prangte ein großes schwarzes Loch im Blech. Der Fahrer brachte die alte Kiste am Rande der Lichtung zum Stehen, öffnete die Tür und stieg hinaus. Den Motor ließ er laufen. Er trug einen zerzausten Strohhut auf dem Kopf, unter dem lange, dunkle Haare herabhingen. Der Lkw zitterte und klapperte im Stand. Es machte den Eindruck, als wenn ihn die Vibrationen in Kürze in seine Einzelteile zerlegen würden.
    Die wartenden Frauen eilten zum Heck des Lkw, und der Fahrer half ihnen, die Hühner hinaufzubringen. Dann zog er einen Holzbock von der Ladefläche, der als Aufstieg diente, und reichte den Frauen die Hand, damit sie leichter auf den Lkw kamen. Er stieg schon wieder ein, als Rafa Dunker endlich nach vorne schob und laut „Alto! Alto!“ rief. Der Fahrer erschrak, sah dann die beiden und Rafas Kalaschnikow und hielt in seiner Bewegung inne. Rafa eilte zu ihm, sprach kurz mit dem Fahrer, der sofort wieder erleichtert wirkte. Er wartete bis Dunker ebenfalls auf der Ladefläche verschwunden war und setzte dann sein Gefährt mit viel Motorengeräusch, aber nur mäßigem Schwung in Bewegung. Dunker sah über die Kante der Ladefläche gerade noch, wie Rafa im Unterholz verschwand. Er hatte es eilig. Er wollte zurück zu der Stelle, an der Dunker im Treibsand versunken war. Dort gab es zwar verschmutzte, aber auf jeden Fall noch brauchbare Kleidung. Und mit etwas Glück konnte er sogar noch zwei Gummistiefel bergen. Für einen armen Bergbauern ein kleiner Schatz.
    Die Strecke, die der Laster fuhr, kam Dunker nicht bekannt vor. Kein auffälliger Baum, kein Haus und keine Hütte, an die er sich von der Anreise her erinnern konnte. Es schien ein anderer Weg zu sein, der aber dennoch nach Nueva Guinea führte, wie er einige Stunden später auf einem Straßenschild lesen konnte. Die drei Frauen, die mit ihm auf der Ladefläche saßen, hielten so gut es ging ihre zwar gebundenen, aber dennoch wild zappelnden Hühner in Schach. Sie sahen, dass er Ausländer war und lächelten immer wieder, wenn er in ihre Blickrichtung kam, ohne ein Wort an ihn zu richten.
    Endlich brach Christian Dunker sein Schweigen und erklärte, dass er aus Deutschland käme und nannte seinen Vornamen. Sie lächelten wieder, tuschelten untereinander, aber nahmen kein Gespräch mit ihm auf. So blieb es bis auf das Gackern der Hühner ruhig auf der Ladefläche. Und abgesehen vom lauten Brummen des Dieselmotors, der die Planken der Ladefläche vibrieren ließ.
    In Nueva Guinea verließen die Frauen den Lastwagen. Der Fahrer machte Dunker mit Handzeichen verständlich, auf der Ladefläche zu bleiben. Er wollte gleich weiterfahren Richtung Managua. Es war schon später Nachmittag, und er rechnete sich aus, dass er irgendwann in der Nacht in der Hauptstadt sein würde. Er überlegte, wo ihn der Fahrer am besten absetzen sollte, kam aber zu keinem Ergebnis. Also wollte er es ihm überlassen. Mit Sorge stellte er fest, dass es über der Ladefläche keine Plane gab, und hoffte, dass sie dem abendlichen Regenguss entgehen würden. Der Fahrer schlug die Tür zu und trat ordentlich aufs Gaspedal, um den Motor wieder auf Touren zu bringen. Eine dicke,

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