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Wille zur Macht

Wille zur Macht

Titel: Wille zur Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Schlosser
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das gemacht wird. Wenn wir Glück haben, finden wir Zuordnungen zu den gefundenen Fingerabdrücken oder den genetischen Spuren in unserem System. Das hilft uns beim Ein- und Ausgrenzen von Personen. Alle ED-relevanten Ergebnisse gleich an Herrn Behrmann.“
    Heller berichtete, dass er die Eltern des Opfers ermitteln konnte. Sie lebten in Göttingen, und die dortigen Kollegen würden ihre Benachrichtigung übernehmen. Sehr zu seiner Erleichterung.
    „Heute Nachmittag, spätestens morgen früh erhalte ich die Telephonkontakte von der Telephongesellschaft. Allerdings nur für die letzten sechs Monate. Länger dürfen die nicht speichern. Und auf den Rechnungen, die ich in Dunkers Wohnung gefunden habe, ist leider kein Einzelnachweis dabei gewesen. Die Gebühr dafür wollte er wohl nicht ausgeben. Wir haben aber auch ein persönliches Telephonverzeichnis gefunden. Wenn Sie einverstanden sind, rufe ich einen nach dem anderen an.“
    Mechthild war einverstanden. Am Anfang einer Ermittlung brauchten sie jeden Hinweis. Gerade als sie fortfahren wollte, klopfte es. Sie stand auf und öffnete die Tür des Konferenzraumes.
    Grinsend stand Kurt Roder vor ihr. „Guten Tag, Frau Kollegin!“ begrüßte er sie spürbar aufgesetzt. „Ich darf doch?“ Ohne eine Antwort abzuwarten trat Roder ein. Er setzte sich wie selbstverständlich auf seinen ehemaligen Platz neben Mechthild. Im Raum war es still geworden.
    „Ich möchte gleich zur Sache kommen. Der PP hat Sie ja schon vorinformiert. Das Opfer war uns kein Unbekannter. Es hat nicht nur kritisch, sondern auch in höchstem Maße radikal Kritik am demokratischen System der Bundesrepublik Deutschland geübt. Entsprechende Vorstrafen dürften Ihnen ja mittlerweile bekannt sein. Die politischen Aktivitäten Christian Dunkers haben in vielfältiger Weise den Boden der freiheitlich demokratischen Grundordnung verlassen, weshalb er unter Beobachtung stand.“
    „Aha“, unterbrach ihn Mechthild gereizt. Sie spürte ihre tiefe Abneigung gegen ihren ehemaligen Stellvertreter. „Dann können Sie uns ja sicherlich auch etwas über seine Besucher der letzten Tage sagen.“
    „So weit ging es leider nicht. Sonst hätten wir seinen Mörder ja schon vor Ihnen festgenommen. Nein, Dunker stand unter der sogenannten unregelmäßigen Beobachtung.“
    „Und gibt es Erkenntnisse über seine Beziehungen, Kontakte, Leute und so weiter?“ wollte Ayse wissen.
    Roder lehnte sich mit einer arroganten Geste im Stuhl zurück. „Das schon. Aber da kann ich Ihnen nicht weiterhelfen. So gern ich auch wollte. Aber da unterliegen wir einer anderen Geheimhaltungsstufe als die Mordkommission.“
    „Wie stellen Sie sich denn dann eine Zusammenarbeit vor, Herr Roder? Sie sagen uns nichts, und wir kommen jeden Morgen zum Rapport zu Ihnen?“ Mechthild war wütend. Sie hatte Mühe, sich zu beherrschen.
    „Es gibt keinen Grund zynisch zu werden, Frau Kollegin. Ich komme ja nicht mit leeren Händen. Wir haben Erkenntnisse, die darauf hindeuten, dass Dunker sein Engagement gegen Neonazis zum Verhängnis wurde. Wir glauben, dass der Täter aus dem Umfeld der rechtsextremen Szene kommt. Dort müssen Sie ansetzen.“ Dabei überreichte er Mechthild ein Buch. „Hier, schauen Sie: ‚Das Ende der Zeit‘, ein Antikriegsroman von Herbert Wolter. Eines der Bücher, die Bremer Neonazis im letzten Jahr auf einer Sonnenwendfeier verbrannt haben. Oder wie die es nannten: den Flammen übergaben. Wir haben es bei einer Hausdurchsuchung bei einem Neonazi beschlagnahmt.“
    Mechthild nahm das Buch in die Hand. Sie öffnete es an der Stelle, an der ein Lesezeichen eingefügt war und überflog den mit einem Marker gekennzeichneten Text.   „Mit dem verletzten Berger kam unser kleiner Trupp Nachhut nicht gut voran. Eine ganze Kompanie Waffen-SS war schon vor Stunden an uns vorbei nach vorne gezogen. Immer weiter voran durch die kleinen Dörfer Russlands.
    Vor uns tauchten einige brennende Bauernkaten auf. Hier war die Waffen-SS augenscheinlich schon durchgekommen. Am Dorfeingang befand sich das einzige noch stehende und unversehrte Gebäude; ein kleines Sägewerk. Berger brauchte schon wieder eine Verschnaufpause. Wir entschieden, uns im Schutz des Sägewerks auszuruhen. Vielleicht fanden wir sogar noch etwas zu essen.
    Als wir in den großen Werkstattraum eintraten, schlug uns ein erbärmlicher Gestank entgegen. Das Sägemehl auf dem Boden war mit Blut, Fleischfetzen und Exkrementen verschmiert. Um den Sägetisch herum lagen

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