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Willenlos

Willenlos

Titel: Willenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
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Felder. Joshua brauchte die morgendlichen Runden, den frischen, unverbrauchten Sauerstoff. Unterwegs dachte er über den Fall nach. Es war ihnen nicht gelungen, grundlegend neue Erkenntnisse zu erlangen. Das hatte Joshua auch nicht erwartet, er schätzte Seifert als sorgfältigen Kollegen. Daniel hatte gestern die Nachbarn befragt, bis auf einige Wichtigtuer, die schon immer was geahnt haben wollten, nichts Neues. Ebenso war Karins Ergebnis ausgefallen. Sie hatte sich im beruflichen Umfeld und bei Freunden Hornbachs umgehört. Ebenfalls ohne Ergebnis. Vielleicht mit der Ausnahme, dass Hornbachs Freund Ulf Gerster früher in Meerbusch gelebt und Dahlmann flüchtig gekannt hatte. Nach wie vor beschäftigte Joshua das Motiv. Gestern Nachmittag hatte er noch einmal mit Hornbach gesprochen. Er blieb immer noch konsequent bei den Behauptungen, weder Klaus Dahlmann persönlich gekannt noch jemals in Meerbusch gewesen zu sein.
    Nach ausgiebigem Frühstück fuhr Joshua direkt zum rechtsmedizinischen Institut der Heinrich-Heine-Universität. Die Stunde der Entscheidung nahte. Strietzel hatte ihm für heute Morgen die Auswertung der biologischen Spuren versprochen.
    Der Gedanke an die weitere Vorgehensweise stieß sauer auf. Sie hatten Hornbachs Umfeld komplett durchleuchtet. Ohnehin dürfte Udo Hornbach bald aus dem Rennen sein, war er sicher. Sie mussten ab sofort die Umfeldermittlung auf Klaus Dahlmann konzentrieren. Da dies kaum unbemerkt bleiben würde, dürfte erheblicher Widerstand aus den Reihen der Festung auf sie zurollen.
    Eugen Strietzel begrüßte ihn fröhlich grinsend mit einem Apfel in der Hand. Die kleinen hellroten Locken rundeten das Bild ab. Früher hatte Joshua Pathologen immer für griesgrämige, mit sich und allen anderen unzufriedene Menschen gehalten, die irgendwo in einem Kellerloch mit hängenden Mundwinkeln an Leichen schnippelten. Eugen Strietzel stellte ungefähr das Gegenteil der damaligen Vorstellung dar. Der Rechtsmediziner war aufgeschlossen, immer gut gelaunt und äußerst kollegial. Joshua hatte ihn unter anderem bei privaten Anlässen näher kennen und schätzen gelernt. Vor allem die kulinarischen Fähigkeiten des Hobbykochs waren überzeugend.Strietzel deutete auf den Monitor vor sich. Mit den Diagrammen konnte Joshua wenig anfangen.
    »Das ist das Ergebnis des DNA-Vergleiches«, klärte Strietzel ihn auf. Joshua sah noch einmal auf den Monitor. Das Bild war horizontal in zwei Hälften geteilt, die sich wie Kopien glichen. Fragend drehte er sich herum und sah Strietzel in die Augen.
    »Und?«
    »Wir haben insgesamt vier Haare und einige Schuppen gefunden, die, jetzt kommt die gute Nachricht, absolut mit der DNA eures Verdächtigen übereinstimmen.«
    Joshua sah den Rechtsmediziner mit weit aufgerissenen Augen an. Er war so überrascht, dass er zunächst kein Wort sagen konnte.
    »Was ist mit dir? Ist das nicht euer Wunschergebnis? Ich habe mich so angestrengt. Dir kann man es nicht recht machen, was?«
    Joshua war wieder gefasst. Mit diesem Ergebnis hatte er nach den Gesprächen mit Hornbach und dem Bild, das die Ermittlungen im sozialen Umfeld ergeben hatten, absolut nicht gerechnet. Es war der Dolchstoß für Udo Hornbach. So sehr Joshua sich auch bemühte, die unumstößlichen Fakten anzuerkennen, es wollte ihm nicht gelingen. Tief in seinem Innern war der Glaube an Hornbachs Unschuld verankert. Begründet mit der Überzeugung, dass es keinen Mord ohne Motiv geben kann. Genau dieses aber schien nicht einmal Hornbach selbst zu kennen.
    Joshua fuhr noch einmal zur JVA. Er hatte Hornbach versprochen, ihm das Ergebnis persönlich mitzuteilen. Hornbach war kreidebleich geworden. Er war tief überzeugt, hatte fest mit seiner Entlastung gerechnet. Immer wieder schrie er seine Unschuld heraus, bis die Verzweiflung schließlich in Tränen untergegangen war.
    Unterwegs zum LKA erreichte Joshua der Anruf des Staatsanwaltes, verbunden mit der Bitte um ein persönliches Gespräch.
     
    Bornmeier stand auf, reichte Joshua die Hand. Aus seinen Augen war Erleichterung abzulesen.
    »Glückwunsch, Trempe. Bei Ihren Kollegen habe ich mich schon bedankt. Gerade einmal drei Tage haben sie benötigt, alle Achtung. Ich hoffe, die Belegschaft der Festung spricht noch mit Ihnen.«
    Bornmeier lachte, bot ihm einen Kaffee an. Er hatte den Staatsanwalt noch nie so gelöst erlebt. Er wirkte, als habe man ihn von einer zentnerschweren Last befreit.
    »Wir haben nichts erreicht«, antwortete Joshua ruhig,

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