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Willenlos

Willenlos

Titel: Willenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erwin Kohl
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Anrufer flüsterte, Joshua verstand zunächst nicht, um wen es sich handelte. Er bat ihn, lauter zu reden.
    »Ich habe das Handy von meinem Zellengenossen, ist doch verboten.«
    Joshua erkannte jetzt die Stimme Hornbachs.
    »Mir ist eingefallen, woher ich Klaus Dahlmann kenne.«
    Das Gespräch verstummte, aus dem Hintergrund hörte Joshua eine mahnende Stimme.
    »Eine Minute, sonst wird noch mal ein Zehner fällig, klar?«
    »Ja, schon gut. Herr Trempe?«
    »Ja.«
    »Mein Freund Ulf, also Ulf Gerster, hatte mal im Schützenzelt eine Schlägerei mit Dahlmann, weil der was mit seiner Frau angefangen hatte. Ist aber schon eine Ewigkeit her.«
    »Wo wohnt dieser Ulf Gerster?«
    »In Moers, Ludwig-Richter-Ring. Aber er hat bestimmt nichts damit zu tun. Ich muss Schluss machen.«
    »Ja, danke. Ich melde mich bei Ihnen.«
    Mit nachdenklichem Gesicht betrat Joshua die Küche. Ulf Gerster, der Name kam ihm bekannt vor.
    »Ich muss noch mal 
eben
 weg«, imitierte Britt die Stimme ihres Vaters. Joshua wuschelte ihre Haare durcheinander, nannte sie eine freche Göre.
    »Und?«, fragte Janine.
    Joshuas Augen gingen ins Leere, er dachte noch an Hornbach. Janine wiederholte die Frage. Joshua durchfuhr ein leichter Ruck.
    »Nein, ich denke, das hat Zeit bis morgen.«
    Joshuas Chemiekenntnisse waren limitiert, er hatte sich in dem Fach immer so eben durchmogeln können. Es reichte erwartungsgemäß nicht, seinem Sohn zu helfen.
    Es war 19 Uhr, die Kinder saßen im Wohnzimmer und sahen fern. Janine kam mit der Teekanne an den Küchentisch. Joshua kritzelte Kreise und Linien auf die Rückseite eines Briefumschlags der Telefongesellschaft. In die Kreise am Rand schrieb er die Namen Hornbach und Thalbach. Janine sah ihm eine Weile zu, ehe sie protestierte. Aus der Schublade hinter sich zog sie einen Stapel Straßenkarten und Prospekte und warf sie auf den Tisch. Joshua hob erschrocken den Kopf.
    »Wir wollten einen schönen Ort für den Zwischenstopp aussuchen, oder bist du noch im Dienst?«
    Drei Wochen bis zu den Sommerferien. Die Pension in der Toskana war längst gebucht. Sie wollten sich und den Kindern die Strapazen einer Nonstopfahrt ersparen und wie in jedem Jahr eine Zwischenübernachtung einlegen. Reiseplanungen gehörten nicht zu Joshuas bevorzugten Beschäftigungen. Er hatte es Janine am Morgen versprochen. Lustlos begutachtete er die Prospekte, ohne deren Inhalt wirklich aufzunehmen.
    Wieso waren Seifert und die Kollegen nicht auf Gerster gestoßen? Eine Prügelei in einem Schützenzelt kann den Personen in Dahlmanns Umfeld nicht entgangen sein? In den Ermittlungsakten tauchten neben den Zeugen lediglich zwei Personen auf: Dahlmann und Hornbach. Hatten sie sich von der Klarheit der Beweise blenden lassen, unterbewusst? Der Täter wurde ihnen auf dem Silbertablett serviert, der Fall war fatal einfach.
    »Du bist überhaupt nicht bei der Sache.«
    Janine verzog beleidigt den Mund.
    »Entschuldigung, Liebling.«
    Joshua wollte ihre Hand zärtlich streicheln, sie zog sie zurück.
    »Wenn du noch fort musst, dann geh, so hat es keinen Zweck.«
    Joshua sah so traurig aus, als habe er diese Geste von Jagger gelernt. Janine behauptete mal im Spaß, Jagger und er hätten viel gemeinsam. Er gab seiner Frau einen zärtlichen Kuss auf die Wange, begleitet von dem Versprechen, in spätestens einer Stunde zurück zu sein.
     
     

22
    Im schummrigen Licht der Innenbeleuchtung blätterte Joshua in der Straßenkarte. Als er den Wagen startete, dachte er darüber nach, warum sie nicht eher auf Ulf Gerster gekommen waren. Karin fiel ihm ein, sie hatte im privaten Umfeld Hornbachs ermittelt. Er hatte ihren Bericht nicht gelesen. Möglicherweise war sie bei Gerster, hatte nichts davon erwähnt, weil die Spur kalt war. Beim zweiten Versuch befand er sich in der richtigen Sackgasse des Ludwig-Richter-Rings im Moerser StadtteilSchwafheim. 100 Meter vor dem Haus von Ulf Gerster machte er eine Vollbremsung. Joshua setzte zwei Meter zurück, glaubte an einen Irrtum. Ihm stockte der Atem. In der Parkbucht neben ihm stand Karins Wagen. Plötzlich drangen ihre Worte vom Nachmittag wie Donnerhall ins Bewusstsein.
    ›Ich habe einen Freund … Ulf Gerster, Lehrer in Moers.‹
     
    »Ich begreife das nicht«, wiederholte Ulf Gerster, »du hast alles nur gespielt, um mich auszuhorchen.«
    »Nein«, schrie Karin. Nach dem ersten Schreck waren sie runter ins Wohnzimmer gegangen. Ulf hatte sie zu Recht für einen Einbrecher gehalten. Er hatte aus dem

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