Willi von Bellden (German Edition)
Stirn griff.
»Manny! Es ist Manny, der da spricht!«
In dem kleinen Wohnzimmer, in dem wir saßen, hatte sich eine Spannung breitgemacht, die so knisternd war, wie die Holzscheite im Kamin unter der Last der schweren heißen Glut.
»Wir sollten die Polizei alarmieren!«, schlug Anny zum wiederholten Mal vor. Sie hatte ihren Kopf in ihre Hände gestützt und lag bäuchlings auf der Couch.
»Ich weiß nicht ...«, merkte Tanner an. »Was ist, wenn er das nur gesagt hat, weil er wütend war. Und wenn wir die Polizei einschalten, dann liegt es doch auf der Hand, dass ich es war, der diesen Verdacht geschürt hat.«
Ich musste ihm recht geben. Wenn Manny ein Typ war, der sich schnell zu ungewollten Äußerungen hinreißen ließ, dann konnte es schon mal passieren, dass einem solche Sachen über die Lippen kamen. Aber ich konnte auch Annys Meinung nachvollziehen. Wenn Manny wirklich der Mörder von Chloe war, dann war es sehr gefährlich, ihn wissen zu lassen, dass das Handy sich im Besitz meines Herrchens befand. Man konnte diese Sache drehen und wenden, wie man wollte, es blieb schwierig.
Sammy und ich gingen am Abend nochmals zu Churchill, um ihm die Geschichte von dem roten Handy zu erzählen. Er meinte sofort, dass es gefährlich sei, dieses Geheimnis für sich zu behalten; wenn Manny darauf kam, dass Tanner das Handy in seinem Besitz hatte und er wahrhaftig so ein übler Bursche war, dann würde die Situation brenzlig werden.
»Solche Typen sind einfach unberechenbar«, warnte er mich.
Als der Abend weit fortgeschritten war und man sich entschloss, die Entscheidung über den Verbleib des Handys auf den nächsten Tag zu legen, nahm ich aus den Augenwinkeln wahr, wie Tanner die Türen und Fenster in Küche und Wohnzimmer kontrollierte. Zuerst wunderte ich mich darüber, auch Sammy hob fragend die Augenbrauen, doch dann beschlich mich ein ungutes Gefühl. Ganz im Gegenteil zu Sammy bekam ich kein Auge mehr zu, sosehr ich mich auch darum bemühte. Als die Ziffer der Uhr auf der Kommode im Wohnzimmer auf drei Uhr elf umsprang, nahm ich das erste Geräusch war, das mich aufhorchen ließ. Um drei Uhr dreizehn gab es einen dumpfen Knall, der vom Flur kam und mein Herz zum Klopfen brachte. Auch Sammy war davon wach geworden und sah mich mit verschlafenen Augen an. Ich brachte keinen Ton heraus, mein Blick hing wie gebannt auf der Tür, die zum Flur hinausführte und die verschlossen war. Ganz vorsichtig stand ich auf. Meine Beine zitterten ein wenig, als ich mich Pfote für Pfote voranschlich. Schlürfende Geräusche waren jetzt zu hören, als ob sich jemand bemühen würde, keine Geräusche zu verursachen, indem er die Tür beim Öffnen anhob.
Sammy rappelte sich hinter mir hoch und folgte mir ebenfalls auf leisen Pfoten. Ich war mich plötzlich ganz sicher, jemand befand sich in unserem Haus, der nicht gesehen werden wollte. Gerade als Sammy und ich die Tür erreicht hatten, konnten wir deutlich schleichende Schritte vernehmen, die aber nicht in Richtung Wohnzimmer führten, sondern nach oben. Mein Bello, dachte ich aufgeregt, da ist jemand auf dem Weg zu meiner schlafenden Familie, der alles andere als liebe Absichten hat.
Sammy schnallte ausnahmsweise sofort, in welcher Situation wir uns befanden; er machte Fortschritte. Doch bevor wir uns über unser weiteres Vorgehen kurzschließen konnten, hörten wir ein grimmiges Knurren aus der Kehle meines Sohnes, der die Schritte auch gehört haben musste. Wie abgesprochen drehten wir uns herum, um ihn zur Ruhe zu mahnen, doch es war bereist zu spät. Oskar bellte, was das Zeug hielt. Voller Tapferkeit sprang er aus seinem Körbchen, bellte und knurrte, so wie er es gelernt hatte, um seine Aufgaben als wachsamer Hund zu erfüllen, die jedoch in diesem Augenblick alles andere als förderlich waren. Er blickte uns gar nicht an, sondern nur auf die Tür, zu der er auch hinrannte und daran kratzte wie eine Bestie.
Bello steh uns bei, war alles, was ich noch dachte, als die Tür mit einem festen Ruck geöffnet wurde und meinem Sohn an den Kopf flog, sodass er einen Moment ins Taumeln geriet, kurz aufjaulte, dann aber umfiel wie ein nasser Sack. Eine Gestalt tauchte im Türrahmen auf. Mächtig und unheimlich zeichnete sich seine Silhouette im Türrahmen ab. Sammy stand wie angewurzelt mitten im Wohnzimmer, weil er, wie ich auch, im rechten Augenblick von der Tür weggesprungen war.
Langsam hob die Gestalt ihre Hand in die Höhe, in der sich zu meinem Entsetzen eine Pistole
Weitere Kostenlose Bücher