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Willi von Bellden (German Edition)

Willi von Bellden (German Edition)

Titel: Willi von Bellden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dori Jones
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Wie ein Blitz durchzuckte plötzlich die Erkenntnis meinen adonishaften Hundekörper, dass ich wohl doch noch am Leben war. Mein Kopf saß immer noch auf meinem Hals, und ich konnte alle meine Glieder bewegen, ohne dass es schmerzte. Es war ein böser Traum gewesen, der mich heimgesucht und dafür gesorgt hatte, dass ich für Sekunden desorientiert gewesen war.
    Freudig hüpfte ich aus dem Auto hinaus in den Sonnenschein, um meinen Freund Basko überschwänglich zu begrüßen und meinem Herrchen voller Übermut in die Beine zu laufen, wobei er beinahe umgefallen wäre. Es war mir egal, dass die beiden mich verwundert anstarrten. Ich genoss einfach für einen kurzen Augenblick das Bewusstsein, am Leben zu sein. Obwohl ich nicht leugnen will, dass mich dieser Traum noch den ganzen Tag beschäftigen sollte und ich mehr als einmal meinem Herrchen oder Basko verstohlene Blicke zuwarf.
    Nachdem ich das Gefühl zu leben genug ausgekostet hatte, bekamen wir unsere Futterration und frisches Wasser. Tanner machte sich danach auf den Weg zur Ausgrabung, um noch einige Fotos zu schießen und die neuesten Funde zu inspizieren. Selbstverständlich bekamen wir eine Leine verpasst. Damit hatten Basko und ich gerechnet. Für den verschleppten Oberschenkelknochen musste auch er büßen. Manny befand sich in unmittelbarer Nähe vor uns und grinste wie ein Honigkuchenpferd. Gespannt verfolgten wir die verschiedenartigen Tätigkeiten des Teams. Tanner schoss Fotos, sprach eine Zeit lang mit Dr. Lemmer (den ich, wenn ich eine Frau gewesen wäre, selbst nach jahrelanger Gefangenschaft in einem Kerker von meiner Bettkante gestoßen hätte) und gesellte sich dann zu Manny, der gerade einen gut erhaltenen Krug säuberte.
    »Na, endlich ausgeschlafen? Gerade rechtzeitig zur Mittagspause!«, zog Manny mein Herrchen auf.
    »Wenn ich dir sage, mein Hund ist daran schuld, glaubst du mir sowieso nicht«, entgegnete Tanner.
    Das war wieder typisch für ihn. In Wirklichkeit verhält sich die Sache nämlich so, dass mein Herrchen immer das schlechte Gewissen plagt, wenn er lange schläft. Das ist aber kein Grund für ihn, diese Tatsache zu ändern, nein. Unbewusst zielt er darauf ab, dass ihn niemand darauf anspricht, weil er ja darum weiß, welche Schwachstelle das lange Schlafen in seinem System darstellt. Er hat eben noch die Erziehung genossen, die ihm suggeriert hat, dass alle Langschläfer auch Faulenzer sind. Das ist tief in Tanners Moral verwurzelt; er bekommt es da nicht mehr raus, was ein wenig Schadenfreude in mir weckt, ich gebe es zu.
    Manny lachte.
    »Nein.«
    »Und wo ist deine Braut? Schläft sie auch noch?«, wandte mein Herrchen ein.
    Manny schüttelte lächelnd den Kopf. Bei dem Erwähnen ihrer Person bekamen seine Augen schon wieder diesen komischen Glanz.
    »Nein, sie ist schon in aller Herrgottsfrühe losgefahren. Hat mir nur einen Zettel dagelassen, um mir zu sagen, wie sehr ich ihr Leben bereichere.« Manny strahlte richtiggehend.
    »Ich habe sie noch nie zuvor gesehen«, gab Tanner zurück.
    »Wie auch? Sie wohnte vorher in Marseille bei ihrer Mutter. Chloe ist erst vor einigen Wochen hierhergekommen, nachdem ihre Mutter gestorben ist und das Haus verkauft werden musste.«
    »Was tut sie dann noch in dieser Gegend? Hat sie denn keinen Beruf?«
    »Du scheinst dich ebenfalls für sie zu interessieren?« Manny schielte gespielt misstrauisch zu Tanner rüber, der auf einem Stein saß und eine Zigarette rauchte.
    »Ja. Zumindest ein oberflächliches Interesse. Sie ist eine faszinierende Frau«, gab er zu.
    Mannys Brust schwellte ein Stück an.
    »Ja, ein regelrechtes Prachtweib, das kann ich dir flüstern«, sagte Manny stolz. »Ich bin Julie jede Sekunde dankbar, dass sie Chloe mitgebracht hat.«
    »Julie?« Tanner hob fragend eine Augenbraue.
    »Chloe ist die Schwester von Julie. Sie hält sich derzeit noch mit Model-Verträgen über Wasser, die Julie ihrer kleinen Schwester ständig besorgt. Schließlich ist sie Fotografin und kann das Beste aus ihr herausholen.«
    »Ah ...«, sagte Tanner nachdenklich.
    Manny kramte in seiner Hosentasche und zog einen verknitterten Zettel hervor.
    »Und sie liebt mich wirklich«, sagte er und hielt Tanner voller Stolz den Fetzen Papier hin.
    Ruckartig stand ich auf und ging so weit nach vorn, wie es die verdammte Leine zuließ, damit auch ich einen kurzen Blick auf den Zettel werfen konnte. Es reichte aus, aber nur, weil Tanner sich ein wenig zur Seite neigte, damit das Sonnenlicht darauf fiel

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