Willi von Bellden (German Edition)
einen begeisterten Gesichtsausdruck machte, im Gegenteil. Seine Stirnfalten zogen sich bei jedem Schritt, den er uns entgegenkam, immer dichter zusammen.
»Sie haben nicht zufällig bei unserem letzten Treffen hier bei mir einen Schlüssel gesehen? Einen Schlüssel, der rein zufällig in Monsieur Aschters Appartement passt?«, fragte er heuchlerisch freundlich.
Tanner sah ihm fest in die Augen.
»Nein. Ich bedaure zutiefst. Ich weiß nichts von einem Schlüssel«, antwortete er todernst.
Monsieur Chavanaux ’ Kopf sank ein Stück weit tiefer, und sein Blick wurde noch eindringlicher.
»Und zufällig waren Sie auch nicht in letzter Zeit bei Monsieur Mathis Garbon zu Besuch? Vielleicht mit einem Hund?«
Tanner neigte seinen Kopf zur Seite.
»Welchen Grund sollte ich haben, Herrn Garbon einen Besuch abzustatten?«
»Weil Monsieur Garbon mausetot ist. Wir haben ihn in einem seiner Weinfässer gefunden. Ich dachte, Sie hätten vielleicht etwas damit zu tun?«
Tanner schüttelte seinen Kopf.
»Nein, Monsieur. Ich habe weder mit dem Tod von Norbert Aschter etwas zu tun noch mit dem Tod von Mathis Garbon. Das Einzige, woran ich persönlich interessiert bin, ist das plötzliche Verschwinden von meinem Freund Anton von der Fecht, genannt Toni. Und ich befürchte mittlerweile, dass er eventuell dem gleichen Täter zum Opfer gefallen sein könnte wie Norbert und ... wie Sie eben sagten, nun auch Mathis. Deshalb bin ich hier. Um Sie zu fragen, ob Ihnen eine gewisse Person bekannt ist, von der ich vermute, dass sie etwas mit dem Fall zu tun hat ...« Er machte eine kleine Pause, in der der Kommissar erwartungsvoll über den Rand seiner Lesebrille schaute.
»Schießen Sie los!«, forderte er Tanner auf, den ich gerade eben zum erfolgreichsten Lügner des Universums erkoren hatte. Ich musste Anny so schnell wie möglich vor ihm warnen.
»Sie heißt Chloe, ist die Schwester von Julie Antoine, deren Name aber angeheiratet ist. Aus diesem Grund ist mir ihr Nachname unbekannt. Allerdings wäre es für Sie eine Sache von Minuten, dies herauszufinden ...!?«
»Was hat sie mit dieser Geschichte zu tun?«, fragte der Polizeibeamte und deutete meinem Herrchen an, sich zu setzen. Tanner nahm diese Einladung bereitwillig an und pflanzte sich in einen der reichlich bequem aussehenden Sessel.
»Ich habe Grund zu der Annahme, aber das muss ich Ihnen im Vertrauen sagen, dass Chloe ein Verhältnis mit meinem Freund Toni hatte. Bisher war mir nicht bekannt, um welche Frau es sich handelte, mit der Toni eine eifrige wie auch erotische Korrespondenz führte. Doch ich bin vor einigen Tagen auf ein Schriftstück meines Freundes Toni gestoßen, welches den gleichen Schriftzug aufweist, wie die Mitteilung, die sie heute Morgen einem Bekannten von mir hinterlassen hat. Und dieser stammt eindeutig von Chloe.«
Tanner kam mir vor wie ein kleiner Junge, der etwas angestellt hatte, als er so vor dem mächtigen Kommissar saß und seine Bitte formulierte.
Anscheinend ging es dem französischen Polizisten nicht viel anders, denn er machte ein Gesicht wie ein Vater, der zu seinem unreifen Sohn spricht.
»Mir ist nicht ganz klar, was das mit dem Fall zu tun hat, Monsieur Rauber, aber vielleicht bekomme ich noch eine Eingebung im Laufe des Tages.«
Er drehte sich samt seinem Stuhl herum und tippte etwas in die Tastatur. Es dauerte lange, was zum einen daran lag, dass Chavanaux das Zehnfingersystem nicht beherrschte und zum anderen an der Verbindung, die wohl noch aus den achtziger Jahren stammte. Ähnlich wie in unserem fortschrittlichen Deutschland bekam man Tränen in die Augen, wenn man die technische Ausstattung der exekutiven Staatsgewalt betrachtete. Da konnte man sich nur wundern, dass überhaupt irgendwelche Morde und kriminelle Delikte aufgeklärt werden konnten. Während ich noch mit den Modernisierungsmaßnahmen der europäischen Polizei beschäftigt war, die unbedingt getroffen werden mussten, holte der Commissaire tief Luft, zum Zeichen dafür, etwas Wichtiges gefunden zu haben.
Tanner rutschte erwartungsvoll auf dem Stuhl ein Stück weit nach vorn.
»Tja, da haben wir sie ja!« Konzentriert schaute der mächtige Mann auf den Bildschirm. Anscheinend wollte er die Spannung noch ein bisschen steigern.
»Sagen Sie, Monsieur Rauber, Sie wissen natürlich, dass diese Information vertraulich ist und ich sie nicht an Sie weitergeben darf?«
Tanner nickte brav. »Natürlich, Herr Kommissar«, erwiderte er verständnisvoll. Artig
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