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Willi von Bellden (German Edition)

Willi von Bellden (German Edition)

Titel: Willi von Bellden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dori Jones
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hüstelte er kurz.
    Basko schaute mich an. Ich schaute Basko an. Wir dachten das Gleiche, ohne dass wir es aussprechen mussten. Tanner hatte nicht mehr alle Tassen im Schrank.
    Chavanaux winkte Tanner heran, damit er selbst lesen konnte, was dort geschrieben stand. Ich dankte Bello für die normalerweise sehr störende Angewohnheit meines Herrchens, alles Gelesene laut vor sich hinzusagen. Manchmal war sie eben doch ganz nützlich.
    »Chloe Martin, geborene Laval, am 11. November 1981 in Marseille. Keine Kinder, verheiratet mit Maxime Martin, seit 2002. Maxime Martin sitzt seit Dezember 2008 in Marseille in Haft wegen schwerer Körperverletzung mit Todesfolge, passiert in Le Vans, Ardèche.«
    Langsam richtete sich mein Herrchen wieder auf und stieß einen leisen Pfiff durch die Zähne aus.
    »Können Sie damit etwas anfangen?«, fragte der Kommissar.
    »Ich weiß es noch nicht. Sie haben jetzt ebenfalls diese Information, dass Chloe ein wichtiges Rad im System ist. Vielleicht ergibt sich etwas ... Falls ich etwas in Erfahrung bringen sollte, teile ich es Ihnen umgehend mit!«
    Bevor der Kommissar noch etwas einwenden konnte, hatte Tanner sich bedankt, einen kurzen Gruß zum Abschied genuschelt und war zur Tür hinausgeeilt. Basko und ich hatten Mühe, mit ihm Schritt zu halten, vor allem bei den Stufen, die mir mit meinen angeborenen kurzen Beinen immer ein wenig Mühe bereiteten.
    Ich konnte Tanners momentanen Gedankengängen nur schwer folgen; es blieb uns nichts anderes übrig, als abzuwarten, was er als Nächstes vorhatte.
    Wir kamen schneller dahinter, als uns lieb war. Tanner fuhr nämlich auf dem schnellsten Weg nach Hause. Ein wenig bedauerte ich es, Frankreich verlassen zu müssen; hier passierte wenigstens etwas. Nicht, dass ich ein eingefleischter Actiontyp bin, nein. Aber in Buhlenberg herrscht wirklich tote Hose, wenn man von einigen Sterbefällen und der ständig brodelnden Gerüchteküche absieht. Und seit die Bäckerei geschlossen ist und Anny nicht mehr so viel Zeit hat, mit mir regelmäßig durchs Dorf zu gehen, sind wir noch nicht mal mehr auf dem Laufenden, was die neuesten Schwangerschaften, Diarrhöerkrankungen und Läusebefälle angeht. Auch blieb uns ein Rätsel, wer mit wem und wer nicht. Eigentlich schade, denn vorher hatte man immer ein Bild vor Augen gehabt, wenn man einer Person begegnet war. In letzter Zeit redeten Tanner und Anny immer öfter davon, unser Haus zu verkaufen und einige Orte weiter nach Meckenbach zu ziehen, was ich persönlich sehr begrüßen würde, denn dort gelangt man sofort in den Wald, wogegen man hier in Buhlenberg von unserem Haus aus noch einen Kilometer auf der Straße laufen muss, wenn man nicht über die Wiesen gehen will, die hinter dem Haus liegen. (Ich stehe dazu, dass ich mit einem Umzug rein egoistische Ziele verfolge, denn dort müsste ich beim Streunen nicht so höllisch aufpassen wie hier. Aber nicht nur das, sondern Natascha hat vor, sich in Meckenbach ebenfalls ein kleines Häuschen zu kaufen, und ich will auf jeden Fall in der Nähe von meinem Freund Basko sein!)
    Falls es jemals zu einem Umzug kommen sollte, würde ich selbstverständlich noch am letzten Tag, den ich in Buhlenberg verbringe, einigen Leuten einen ganz persönlichen Abschiedsgruß vor die Tür legen. Einer, der ganz tief von innen kommt. Bei diesem Gedanken musste ich schmunzeln.
    Basko schlief die ganze Fahrt über. Hin und wieder jaulte er qualvoll oder zuckte mit den Hinterläufen. Wahrscheinlich verarbeitete er gerade die Gewalt und die Brutalität, denen er für einen Moment hilflos ausgeliefert gewesen war, nämlich beim Anblick von Mathis’ Leiche. Von früheren Erlebnissen, die ich durchgestanden hatte, kannte ich das Gefühl nur zu gut. Es war, als würde man seinen eigenen Körper nicht mehr unter Kontrolle haben. Die Psyche half, einen Knock-out zu verhindern, indem sie im Schlaf das Erlebte aufarbeitete. Danach ging es einem besser. Basko schlief tief und fest, selbst als ich ihn einmal heftig anstieß, weil er nicht aufhörte, gegen meinen Bauch zu treten, reagierte er in keiner Weise, sondern zitterte unablässig weiter mit seinen Gliedmaßen, bis wir unser kleines beschauliches Örtchen Buhlenberg erreicht hatten.
    Die nächsten zwei Wochen verliefen eher schleppend. Von Toni fehlte nach wie vor jede Spur. Auch die täglichen Telefonate mit Selma, die mit der Polizei in ständigem Kontakt stand, lieferten keine neuen Anhaltspunkte. Außer dem Auto und der

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