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Willi von Bellden (German Edition)

Willi von Bellden (German Edition)

Titel: Willi von Bellden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dori Jones
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Thermosflasche, die man von ihm gefunden hatte, schien er wie vom Erdboden verschluckt zu sein. Mehrmals in der Woche telefonierte Tanner mit Manny, doch auch er wusste nichts Neues beizutragen, außer von Chloes Liebreizen, die ihn scheinbar immer noch schwer zu beeindrucken schienen. Die Grabung in der Nähe von Vix lief bald aus. Es war durchaus üblich, im Oktober die Ausgrabungen einzustellen, bis im Frühjahr die ersten Knospen wieder sprießen würden. Das Team war schon ab Mitte September damit beschäftigt, die Dokumentationen abzuschließen und die Funde in großen Plastikbehältern nach Dijon ins Landesdenkmalamt zu bringen, damit sie katalogisiert und archiviert werden konnten, was die kommenden Wintermonate vollends ausfüllen würde.
    Unser Ardèche-Urlaub rückte immer näher, sehr zur Freude von uns allen. Achim und Tine hatten uns zwar in ihr Haus eingeladen, doch auf Drängen von Katja und Frank, die seit Jahren ihren Herbsturlaub dort mit uns verbrachten, hatten Tanner und Anny damals beschlossen, sich doch auf dem altbewährten Campingplatz Arleblanc ein Mobile Home zu mieten, wie sie es sonst auch immer zu tun pflegten. Es gab Tage, da packte Mimi schon alle Spielsachen aus ihrem Zimmer in große Koffer, die sie eigens für ihre Freundin Denise, Tochter von Katja und Frank, zum Spielen mitnehmen wollte.
    Anny ließ sie alles zusammenpacken, um die Sachen dann einige Tage später wieder an Ort und Stelle zu räumen. Mir wäre diese ganze Ein- und Auspackerei lästig gewesen, doch Mimi und Anny schien das nicht weiter zu stören, so, als gäbe es ein stillschweigendes Abkommen zwischen ihnen.
    Churchill sah, dank Annys liebevoller und aufopfernder Pflege, so gut aus wie noch nie, und die kleinen Kätzchen wurden größer und größer. Oskars neue Lieblingsbeschäftigung bestand darin, sie zu jagen, mit ihnen herumzutollen und sich von ihnen blutige Kratzer auf der Nase einzufangen, was er ihnen jedoch niemals übel nahm. Der Bursche schlug eben nach seinem Vater!
    Sammy bemühte sich, mich in der Hierarchie niemals zu übergehen, doch konnte ich mich zu keiner Zeit überwinden, ihm ein freundliches Wort zu schenken. Ich ignorierte ihn, Tanner ignorierte ihn, und es blieb ihm nichts weiter übrig, als unsere Kaltschnäuzigkeiten zu schlucken, was er auch tat. Anscheinend war das Tierheim noch schlimmer als unsere abweisenden und ruppigen Interventionen.
    Anka empfand großes Mitleid mit dem Köter und unterhielt sich freundlich mit ihm, wann immer sich eine Gelegenheit bot. Begeistert war ich nicht darüber, doch das schien ihr egal zu sein. Sie vertrat die Meinung, dass ich zwar ein gutes Herz hätte, jedoch keinen Mut, um es nach außen zu tragen.
    Bisweilen pflichtete ich ihr bei, aber nur, wenn ich allein war und trübsinnig meinen Gedanken nachhing. Ansonsten tat ich es als blödes Geschwätz ab, was ihr immer nur ein tiefes Seufzen entlockte.
    Natascha, Baskos Frauchen, hatte einen lukrativen Vertrag mit einer Werbefirma abgeschlossen, sodass sie zeitweise vergaß, einen Hund zu besitzen. Das bot uns reichlich Gelegenheit, über die Wiesen zu streunen und den lieben Bello einen guten Hund sein zu lassen. Da sie im Oktober wieder für einige Zeit verreisen musste, war es schon abgemachte Sache zwischen ihr und Anny, dass Basko uns nach Südfrankreich begleiten würde. Auf einen Hund mehr oder weniger kam es schließlich auch nicht mehr an. Tanners Vater würde die Pferde versorgen, samt den kleinen Katzen und Churchill. Irgendwie schien er einen Narren an den Kätzchen gefressen zu haben, was Anny schamlos ausnutzte und ihm nahelegte, mindestens zwei bei sich aufzunehmen. Mittlerweile wusste Tanner auch über die Kleinen im Heuschober Bescheid. In einer stillen Minute hatte Anny ihm das kleine Geheimnis nahegebracht. Klug, wie sie war, hatte sie den passenden Moment abgewartet, sodass er es gelassen hinnehmen konnte. Ja, so waren die Frauen. Ich registrierte das alles aus der Hundeperspektive und musste mich mehr als einmal darüber wundern, wie viele Streiche einem das Leben in Form unserer Mitmenschen spielte.
    Die ersten bunt gefärbten Blätter fielen von den Bäumen, und ehe ich mich versah, war es Oktober geworden, und der Tag unserer Abreise rückte näher. Anny fuhr nach Homburg ins Saarland, was gleichzeitig auch ihre Geburtsstätte ist und holte ihre Mutter ab, die in den kommenden Herbstferien auch mit uns nach Südfrankreich fahren würde. Es war sozusagen schon eine Tradition, dass

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