Willi von Bellden (German Edition)
Dasein. Mit der Zeit wird das Fell stumpf und zottelig, und man wird überall verjagt und beschimpft!«
Den Blick auf den Boden gerichtet, spielte er konzentriert mit einem verdorrten Grashalm.
Basko und ich sahen uns an. Keiner von uns fand in diesem Moment die richtigen Worte. Trotzdem wollte ich zur Entspannung der Situation beitragen, schließlich hatte ich sie herbeigeführt.
»Gehörst doch jetzt praktisch zur Familie ...«, entgegnete ich versöhnlich.
»Und zu uns«, wandte Basko tollpatschig ein, was Churchill tatsächlich ein Lächeln entlockte.
»Das war übrigens ein feiner Charakterzug, dass ihr euch um meine Kätzchen und um mich gekümmert habt. Vermutlich wären nicht alle durchgekommen ...«, sagte Churchill. Jetzt sah er uns fest in die Augen.
»Lasst uns eine Runde durch die Wiesen gehen«, sagte Basko, »sonst werde ich noch sentimental!«
Wir lachten erleichtert und trotteten ihm hinterher, froh darüber, diesem unangenehmen Thema zu entrinnen. Es war ein Bild, das mir immer mehr gefiel. Basko, Churchill und ich. Hintereinander, nebeneinander, zusammen, wie wir den Weg zu den Weiden entlangschlenderten. Eine gewisse Art von Harmonie herrschte zwischen uns, so, als hätten wir unser Leben lang nichts anderes getan, als gemeinsam auf diese Art und Weise einherzugehen. In diesem Augenblick spürte ich das Leben. Die Schönheit und den Reiz dessen, was wir jeden Tag als selbstverständlich erachten. Im Laufe der Jahre erlebt man Begebenheiten, die man nie wieder vergisst. Sie verankern sich ganz fest in unserem Gehirn. Dies hier war so einer.
In der darauffolgenden Nacht schlief ich so gut wie schon lange nicht mehr. Ich atmete Oskars ausgestoßenen Atem ein, dessen Kopf ganz dicht an meinem lag. Kaum etwas riecht so gut wie der Atem des eigenen Kindes. Und so segelte ich in den Hafen der Träume, die mir dieses Mal wohlgesonnen waren und mir meinen nächtlichen Seelenfrieden gönnten. Wenigstens eine Weile.
Es war so weit. Nachts um vier Uhr klingelte der erste Wecker in Mimis Schlafzimmer und bald darauf der von Anny. Die Kaffeemaschine wurde angeschmissen, während sich die Kinder schon mit ihren sämtlichen Wolldecken und Kissen ins Auto verzogen. Dort warteten sie ungeduldig, bis Tanner seine Zigaretten geraucht, seinen Kaffee getrunken und endlich die Augen aufbekommen hatte. Erst als Anny die Küche verließ, um zur Kontrolle nochmals durch alle Zimmer zu gehen, standen auch wir Vierbeiner aus unserem gemütlichen Körbchen auf. Im Multivan war schon alles für uns hergerichtet. Basko und ich lagen vorn zu Annys Füßen, Sammy und Oskar hinten bei den Kindern. Eine Stunde später nahmen wir die ersten Kilometer von achthundertvierzig, die wir zu bewältigen hatten, in Angriff.
Ich würde Churchill und die Kleinen vermissen, da war ich mir sicher. Am vergangenen Abend, als wir uns verabschiedet hatten, war es mir vorgekommen, als ob sogar Churchill traurig gewirkt hätte, aber wir würden ja nicht ewig bleiben, und bald würden wir uns wiedersehen.
Ich liebe Autofahren. Das Geschaukel der Fortbewegung macht mich schläfrig, und die monotonen Geräusche im Innern des Wagens tun ihr Übriges. Spätestens hinter dem Ortsschild von Buhlenberg war ich eingeschlafen und wachte erst wieder auf, als Anny irgendwann auf die Toilette musste und wir vor Dijon an einer Raststätte anhielten. Bei der Gelegenheit mussten natürlich die Kinder ebenfalls aufs Klo, und Tanner meinte, dass wir Hunde dann auch die Toilette aufsuchen könnten. Dazu muss ich sagen: Ich hasse Rastplätze. In ihrer Umgebung kann man keine Sekunde unkonzentriert bleiben, sonst hat man die Kacke eines Artgenossen an der Pfote kleben. Aber nicht nur von denen droht Gefahr, sondern auch von den Ausscheidungen der Lebewesen auf zwei Beinen, die sich vor den öffentlichen Toiletten scheuen und die Natur bevorzugen. Also tappte ich grimmig über das bisschen Grün, setzte vorsichtig eine Pfote neben die andere und tat das, was von mir verlangt wurde. Bello sei Dank ging es gleich wieder weiter. Vielleicht besitzen einige Menschen die nötige Fantasie, um sich das Gewimmel vorzustellen, welches entsteht, wenn sich sieben Personen mit Handgepäck und diversen anderen Unterhaltungsgegenständen am Leib (DVD Player, MP3-Player, Miniaturfernsehen, Malbücher, Stifte, Hefte, Zeitschriften und so weiter) aus einem Auto hinausbewegen und wieder hinein. Es ist das reinste Chaos. Und ich hasse Chaos.
Voller Bewunderung blickte ich zu
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