Willi von Bellden - Wer anderen eine Grube gräbt ... (German Edition)
Herren ins Wohnzimmer und bot ihnen etwas zu trinken an. Ich bezog postwendend meinen Horchposten in meinem Körbchen, und tat völlig unbeteiligt.
„Wir haben uns noch nicht vorgestellt“, sagte der größere von beiden. Er trug eine dezente Brille, unter einer ausgeprägten Stirnglatze.
„Ich bin Hauptkommissar Grothe und dies hier ist mein Partner, Kommissar Klein“, dabei wies er mit der Hand auf seinen untersetzten Kollegen. Grothe konnte ich nicht einschätzen, seine Miene war verbindlich, aber ausdruckslos. Klein dagegen, war mir gleich sympathisch, er hatte verschmitzte Augen und unzählige Lachfältchen.
„Sie werden sich denken können, warum wir hier sind. Es geht um den Mordfall in Buhlenberg!“
Ich wurde sofort hellhörig, also war es jetzt doch ein Mord!
„In der Tat, Herr Grothe, das kann ich. Aber setzen sie sich doch bitte.“
Die Kripoleute nahmen an dem alten, übergroßen Esstisch Platz, der die Mitte des geräumigen Wohnzimmers dominierte, und Tanner setzte sich dazu.
Mich wunderte es, dass er heute ausgesucht höflich war und sogar Manieren zeigte, zumindest ansatzweise. Da musste etwas dahinterstecken!
Bevor Grothe wieder das Wort ergreifen konnte, fuhr mein Boss in bemerkenswert freundlichem Tonfall fort (man bedenke, er sprach mit Polizisten). „Nun meine Herren, ich gehe davon aus, dass sie, was die Leiche anbelangt, neue Erkenntnisse haben. Sie sprachen von einem Mordfall! Darüber hinaus habe ich keinen Zweifel, dass sie mittlerweile sämtliche Informationen über römische Offiziersmasken gesammelt haben, die Internet und Nachschlagewerke hergeben. Was sie wollen, ist die Geschichte, hinter der Geschichte. Richtig?!“
Ich sah wie Grothes Augen aufblitzten, er sagte nichts, nickte nur überrascht.
„Deshalb möchte ihnen einen Vorschlag machen. Wir handhaben die Angelegenheit im Sinne eines Quid pro Quo! Was sagen sie?“
Tanner blickte den Männern gutmütig in die Augen, aber um seine Mundwinkel war ein mir allzu vertrautes Zucken. Der alte Stinker hatte wieder den Schalk im Nacken.
Und er sollte seinen Spaß haben, als der Hauptkommissar in verdutzt anschaute, und stammelte: „Quid pro ... was? Wie meinen sie das?“
Tanner liebte solche Mätzchen, aber es wurde noch besser, als der zweite Kripomann, der zuvor angestrengt überlegt hatte, lauthals heraus prustete: „Ich hab’s, ich hab’s! ‚Das Schweigen der Lämmer’ ... stimmt’s?! Super Film, ich glaube Hannibal Lecter verhandelte da mit ... , Moment warten sie, ... mit Agent Starling, über ... ein Tauschgeschäft!“ Anstatt sich selbst auf die Schulter zu klopfen, nickte er heftig mit dem Kopf.
Tanner sah ihm dabei direkt in sein feixendes, kugelrundes Gesicht, und ich bemerkte, dass er es wirklich, wirklich versuchte, ... aber er konnte nicht anders als lauthals loszulachen.
Kripomann Klein wurde von Tanners Heiterkeit angesteckt, und lachte fröhlich mit, obgleich mir sein Stimmungsausbruch doch etwas halbherzig erschien. Offensichtlich fand er die Sache lustig, wusste aber nicht genau warum.
„Sie haben absolut recht. Das Schweigen der Lämmer!“ brachte mein Chef mühsam hervor. „Ich sehe, sie verstehen mich, Herr Klein! Da soll doch mal einer behaupten, Fernsehen bildet nicht!“
Grothe, dem das Ganze nun zu bunt wurde, warf seinem Kollegen einen bösen Blick zu.
Tanner bemerkte dies und wurde wieder ernst.
„Okay, bleiben wir bei der Sache. Was ich meine ist, eine Hand wäscht die andere. ‚Dies für Das’, ein Austausch von Informationen, meine Herrn! Sie geben mir was sie herausgefunden haben, und ich unterstütze sie vorbehaltlos bei ihrem Anliegen.“
Immer noch etwas verärgert, aber doch noch aufgeschlossen, fragte Grothe: „Darf ich erfahren, Herr Rauber, welches besondere Interesse sie an dem Fall haben? Sie werden doch nicht Detektiv spielen wollen?!“
„Nein, nein, das auf keinen Fall!“ wiegelte mein Herrchen ab. „Aber wissen sie, das ist keine Mordgeschichte, die sich irgendwo abspielt. Das passiert vor meiner Haustüre. Da ich knifflige Fragen liebe, möchte ich mir gerne ein komplettes Bild machen können.“
Gelaber, dachte ich, nur Gelaber. Das war es nicht! Tanner, lass endlich hören, was du vorhast!
„Vor allem aber, wie soll ich sagen, ... ach was soll’s, aber lachen sie nicht! Meine Frau liebt Kriminalgeschichten über alles. Sie schaut sich die alten Miss Marple Filme an, liebt Thriller, und stirbt vor Angst bei Aktenzeichen XY.“
Sie lachten
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