Willi von Bellden - Wer anderen eine Grube gräbt ... (German Edition)
nicht. Sie lächelten nur.
„Jedenfalls liebt meine Anny solche Geschichten, und es wäre sicher für sie der pure Nervenkitzel, wenn ich ihr all die kleinen Details erzählen kann, die nur sie kennen. Sie wäre begeistert!“
Ich spitze die Ohren! Das war es also! Der Schlawiner wollte Anny einen Gefallen tun. Eine brillante Idee. War er endlich aufgewacht?
Klein blickte fragend zu Grothe rüber, aber der schmunzelte nur, und spielte mit seinem Schlips. Schließlich forderte er den jüngeren Kollegen mit einer gönnerhaften Handbewegung auf, die Sache zu entscheiden.
„Okay, wir können das so machen! Aber sie geben uns ihr Wort, dass sie die Ermittlungen nicht gefährden werden. Außer ihrer lieben Frau natürlich, die im übrigen auch zum Schweigen verpflichtet ist, erfährt niemand etwas von ihnen, bis wir den Mörder haben. Deal?“
„Deal! Sie haben mein Wort!“, erwiderte mein Boss. Und wenn man sich auf etwas verlassen konnte, dann auf sein Wort.
„Alsdann, ... .“ Klein begann zu berichten, was die Untersuchungen bislang ergeben haben. Es handelte sich bei der Leiche um einen Mann, zwischen 55 und 70 Jahren, genauer hatten sie das Alter nicht eingrenzen können, da die Zähne des Alten post mortem herausgebrochen waren. Vermutlich um die Identifizierung zu erschweren.
Obwohl die Leiche durch den Zersetzungsprozess schon arg in Mitleidenschaft gezogen war, stand fest, dass das Opfer vor seinem Tod schweren Misshandlungen ausgesetzt war. Zahlreiche unverheilte Knochenbrüche an Armen und Beinen, die ganz sicher nicht durch die Baggerschaufel verursacht wurden, ließen keinen anderen Schluss zu!
Eine Unfalltheorie gab es nicht, denn nach dieser Folter war dem Mann mit einem langen scharfen Gegenstand, wahrscheinlich ein Messer mit stehender Klinge, die Kehle durchschnitten worden. Der Schnitt wurde dabei so kräftig geführt, dass sogar die Halswirbel tiefe Schnittmarken davongetragen hatten.
Klein schloss mit der Bemerkung, dass das Gesicht mit demselben scharfen Gegenstand vom Schädel getrennt worden war.
Auch Hauptkommissar Grothe hielt sich an die Abmachung. Er hatte Kleins Bericht immer wieder durch weitere Einzelheiten zum Zustand der Leiche und zum mutmaßlichen Tathergang ergänzt.
Ich maß diesen Details keine allzu große Bedeutung zu, doch Annys Hobbykriminologenseele würde frohlocken.
„Was ist mit der Maske und den Hundehaaren?“ hakte Tanner nach, und Klein antwortete freimütig: „Die Maske wies keine verwertbaren Spuren auf, es klebten lediglich Reste von Blut und einige Haare des Opfers daran. Was aber die Hundehaare anbelangt, ... zum einen sind wir jetzt, dank ihres Vorschlages die Erde gründlich zu durchsuchen, ziemlich sicher, dass die Haare nicht zufällig an dem Körper klebten. Des weiteren ließ unser Labor wissen, dass es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um die Haare eines Rottweilers oder eines Dobermanns handelt. Darauf deuten die Farbe und die Beschaffenheit der Proben.“
Ein Dobermann!!! Ich war wie vom Blitz gerührt. Hatte er Dobermann gesagt?
Sofort fiel mir dieses Monstrum Ludos ein, und sein brutaler Herr. Der hatte mit einem riesigen Jagdmesser das Reh aufgeschlitzt.
Sollten diese beiden etwas mit dem Toten in der Grube zu tun haben? Die Grausamkeit mit der Mord verübt worden war, ... das würde schon passen.
Ein verlockender Gedanke, aber wo war die Verbindung? Ich würde später mit Basko darüber reden müssen. Er war gut in solchen Dingen.
Etwas deprimiert sinnierte ich darüber, wie kompliziert so ein Hundeleben doch sein konnte. Es war absolut frustrierend für mich, nicht einfach aufstehen zu können, um von dem Vorfall im Wald zu berichten. Die Sache wäre schnell geklärt, so oder so!
Es juckte mich in allen vier Pfoten, aber das war nun mal das Los eines Hundes.
Wir verstanden die Menschen, aber sie hatten keinen blassen Schimmer, was wir zu ihnen sagten.
Deshalb hielten uns Vierbeiner für geistig minderbemittelt, und dann musste man sich auch noch diese blöden Ein- oder Zweiwortsätze bieten lassen! Komm!...Sitz!...Fass!...Bring Bällchen! Mach schön! Ich seufzte empört.
Ich wurde aus meinen düsteren Gedanken gerissen, als Klein den grauen Karton vom Boden aufnahm und ihn über den Tisch zu meinem Boss schob.
Tanner stand noch einmal auf um die Tischlampe zu hole, die immer auf der Fensterbank im Wohnzimmer stand. Nachdem er den Karton geöffnet und das Polstermaterial entfernt hatte, nahm er die Maske vorsichtig
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