Willi von Bellden - Wer anderen eine Grube gräbt ... (German Edition)
erfahren was ich wissen wollte und trottete zu einem wenige Meter von der Leiche entfernten Marmorbecken. Tanner und George begannen jetzt ihrerseits die Leiche zu inspizieren.
Sie gingen dabei sehr vorsichtig zu Werke und vermieden es, mit Blut oder Giesels Körper in Berührung zu kommen. Schließlich ging Tanner in die Hocke, und legte den Zeigefinger auf Giesels Hals, um nach wenigen Augenblicken mit gedämpfter Stimme festzustellen: „George, der ist hin! Sein Schädel ist eingeschlagen. So eine verdammte Sauerei gibt’s doch gar nicht!!“
Tanner war die Bestürzung ins Gesicht geschrieben.
George der die ganze Zeit völlig verdattert neben Tanner gestanden hatte und aussah als wüsste er nicht recht, wohin er mit seinen Händen überhaupt solle, starrte auf die Blutlache.
„Da... da ... das Blut ist noch kein bisschen angetrocknet. Es ist... .“ Händeringend suchte er nach dem richtigen Wort “...ganz frisch! Verstehst du!? Das ist gerade eben passiert. Mein Gott, wenn ich nicht zu spät gekommen wäre...!?“
Tanner vollendete den Satz: „... dann wäre Giesel vielleicht noch am Leben. Oder du würdest jetzt neben ihm liegen.“
Bis hierher hatte ich die wenig erhellende Unterredung meiner beiden Begleiter verfolgt. Als sie aber zu lamentieren begannen, wer so etwas aus welchem Grund getan haben könnte, beschloss ich wieder meine eigenen Erkundungen voranzutreiben. Es wurmte mich, dass ich bislang keinerlei Hinweis auf den Täter hatte aufspüren können.
Die Gerüche in diesem Raum waren für mich kaum noch lesbar. Der immense Blutgeruch überdeckte alles und störte meine Konzentration.
Also stöberte ich, darauf bedacht nicht ins Blickfeld meines Chefs zu geraten, im Raum umher, und hoffte auf einen Zufallstreffer.
Nichts. Ich fand nicht den kleinsten Hinweis und wollte gerade meinen Erkundungsgang mit einer letzten Umrundung des Marmorbeckens abschließen, als plötzlich, wie aus dem Nichts, eine muntere Melodie ertönte. Sie schien direkt aus der antiken Wanne zu kommen und gefiel mir. Ich kannte das Lied, die Kinder hatten es schon einmal gesungen. Wie ging das noch gleich: „Pey Ho, Pey Ho, so lustig und so froh... .“ Hübsch und äußerst passend wie ich fand.
Hinter mir hörte ich Schritte. Tanner und George waren zum Becken gekommen und schauten hinein.
„Ein Handy! Wer lässt so was hier liegen?“ sagte Tanner.
„Vielleicht gehörte es Giesel!?“ murmelte George gedankenverloren.
Die Männer blickten sich fragend an. Als Tanner nach einigen Sekunden die Augen zusammenkniff, sein Kinn auffordernd nach vorne schob und George daraufhin stumm zu nicken begann, war ich mir sicher, dass sie etwas ausgeheckt hatten. Zu meinem Verdruss, denn ich stand auf dem Schlauch und ahnte nicht worum es ging. Verloren doch die sonst so redseligen Herren, auch danach kein einziges Wort über das, was sie anscheinend vorhatten.
Tanner ging einfach davon, während er beim Verlassen des Gebäudes noch rief: „Warte..., ich hab eine Idee!“ George setzte sich auf den Beckenrand und fixierte von dort aus die Leiche.
Na schön, warten wir eben, dachte ich bei mir. Aber warum nicht das Unabänderliche mit dem Nützlichen verbinden? Also tippelte ich zu George rüber, umschmeichelte seine Beine und ließ mir von ihm die Ohren kraulen. Ein kluger und freundlicher Mann. Ich hatte es gleich gewusst.
Kaum drei Minuten später kam Tanner zurück, hielt George ein Paar Latexhandschuhe vor die Nase und bestimmte einsilbig: „Du!“
George, der offensichtlich seinen Humor wiedergefunden hatte, lächelte und bemerkte trocken: „Also immer noch mit den Dingern auf Kriegsfuß?“ Er stand auf, zog sich die Handschuhe über und griff nach dem Handy. Jetzt erst dämmerte es mir. Die Jungs hatte der Forscherdrang gepackt. Bei dem Toten waren sie noch zimperlich gewesen, doch nun schienen sie unter allen Umständen herausfinden zu wollen, ob es Giesels Apparat war. Georges fing an das Ding zu bearbeiten, sein Daumen huschte wieselflink über die kleinen Tasten. Dann hielt er inne und stellte fest:
„Es muss Giesels Handy sein. Unter - Büro - hat er die Nummer seiner Sekretärin abgelegt. Ich habe heute morgen noch mit ihr gesprochen.“
„Schau im Verzeichnis der letzten Anrufe nach!“, riet Tanner. „Mal sehen, mit wem er heute morgen telefoniert hat.“
George ging wieder an die Arbeit: „Acht Gespräche hat Giesel heute morgen mit diesem Handy geführt. Eine Nummer davon ist meine. Hmm ....
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