Willi von Bellden - Wer anderen eine Grube gräbt ... (German Edition)
mit gemeinsamen Pressetermin. Sein Hobby. Et voilà, hier sind wir!“
Tanner nickte und bemerkte mit einem Augenzwinkern, dass George sich kein bisschen verändert hatte. Er war wie immer zu spät dran, und Giesel musste schon fast eine halbe Stunde auf ihn warten.
George lachte laut: „Du irrst dich. Ich habe den alten Langweiler absichtlich warten lassen, kleine Retourkutsche für den Ärger den ich schon mit ihm hatte. Und das Beste daran ist, dass er das genau so versteht, wie es gemeint ist. Aber der Gute will ja was von mir. Ha!“
Tanner schüttelte lachend den Kopf und machte eine einladende Geste in Richtung eines kaum 20 Meter entfernten, recht unspektakulären Gebäudes. Dies, so nahm ich an, dürfte das Mosaik beherbergen, und vermutlich auch den wartenden und mittlerweile ziemlich genervten Landeskonservator.
Als sich die beiden Männer gut gelaunt in Bewegung setzen, trottete ich langsam hinter ihnen her. George hatte vor noch eine Weile in der Gegend zu verbringen, da auch er an wissenschaftlichen Auswertungen arbeitete und noch einiges zu tun hatte, bevor er wieder nach Luxemburg zurück fuhr.
An dem Kassenhäuschen, das um diese Uhrzeit natürlich nicht besetzt war, bogen wir links ab und hielten auf das Haus zu, das man über dem Mosaik errichtet hatte.
Plötzlich stieg mir ein vertrauter Geruch in die Nase. Ohne zu Zögern nahm ich Witterung auf, schnüffelte und spähte. Und dann sah ich sie!
Eine Wurst! Eine Bratwurst, um genau zu sein. Oder zumindest das, was diese allgegenwärtigen Sechsbeiner von ihr übrig gelassen hatten.
Sogleich beschloss ich den Fund näher zu untersuchen. Doch zu meinem Bedauern musste ich feststellen, dass der Bratling mit Ameisensäure verseucht war. Schweinerei so was! Absolut ekelerregend!
Tanner und George waren unterdessen weitergegangen und hatten den Eingang zum Mosaikhaus erreicht. Ich haderte noch etwas mit meinem Schicksal wegen der entgangenen Mahlzeit, als ein lauter Schrei ertönte, der einem das Blut in den Adern hätte gefrieren lassen können:
„Merde!“
Das war George, und fast gleichzeitig rief Tanner mit fassungsloser Stimme:
„Ach du Scheiße!“
Die Bedeutung von Georges Ausruf war mir unbekannt, war wohl was Ausländisches, doch sein Tonfall war äußerst ungewöhnlich.
Aus Tanners Stimme, die ich besser kannte, konnte ich heraushören, dass etwas Schreckliches geschehen sein musste. Sofort hastete ich zum Eingang des Gebäudes, fand die Türe noch offen und versuchte mich an den Beinen der Männer vorbei zu zwängen, um einen Blick ins Innere zu erhaschen.
Doch noch bevor ich den Raum überblicken konnte, roch ich es.
Blut. Menschenblut. Und zwar eine ganze Menge davon.
Ich hasse diesen Geruch. Nicht, weil er mir sonderlich unangenehm gewesen wäre, sondern weil ich wusste, dass Zweibeiner beim Anblick eines blutenden Artgenossen die merkwürdigsten Verhaltensweisen an den Tag legten. Aufgeregtes Geschrei, Flüche und üble Laune. Da ging man ihnen besser aus dem Weg. Doch nichts dergleichen geschah. Tanner und George standen wie angewurzelt da, starrten auf das Mosaik und brachten keinen Ton hervor.
Ich spähte hinein und sah einen reglosen Körper auf dem Boden liegen. Um den Kopf herum hatte sich eine große rote Pfütze gebildet.
Sofort nahm ich Witterung auf und näherte mich vorsichtig. Als ich an ihm schnupperte wusste ich, dass es Giesel war. Seinen speziellen Geruch kannte ich aus dem Büro in Saarbrücken.
Und mit der gleichen Gewissheit sagte mir mein Instinkt, dass er auf jeden Fall bereits tot war. Eine klaffende blutverschmierte Wunde entstellte seinen Hinterkopf. Jemand hatte ihm offenbar ein riesiges Loch in den Kopf geschlagen.
Suchend blickte ich mich um, konnte aber keine Gegenstand ausmachen, der Giesel diese Wunde beigebracht haben könnte.
Im selben Moment ertönte der mir nur allzu bekannte, markerschütternde, und ich muss es zugeben, immer wieder respekteinflößende Schrei: „Willi!!!“.
Tanner hatte wohl gerade seine Fassung wiedergefunden und schien zu befürchteten, dass meine Ermittlungen die Totenruhe stören würden. Um weiteren, erfahrungsgemäß sehr viel energischeren Interventionen meines Herrchens zuvor zu kommen, zuckte ich pflichtergeben zusammen und trollte mich mit hängendem Kopf und gemächlichem Schritt. Bei Zweibeinern erweckte das in aller Regel den Eindruck man sei beleidigt und schmollt, was diese wiederum zufrieden zu stellen schien und besänftigt.
Egal, ich hatte
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