Willi von Bellden - Wer anderen eine Grube gräbt ... (German Edition)
haben, dass er mit seinem Leben bezahlen muss?
Man kann über ihn sagen was man will, aber korrekt war er immer! Sogar so korrekt, dass ich ihn ganz gerne mal in seinen Hintern ...!“ Das letzte Wort ersparte er sich. Jeder, der Giesel kannte hatte bestimmt schon einmal das gleiche Bedürfnis verspürt.
„Ach, was für eine Merde!“, sagte George. Tanner stimmte ihm wortlos zu.
„Was machen wir jetzt?“ George hatte ein Gesichtsausdruck aufgesetzt, dass man ihn einfach bedauern musste.
„Wir fahren zu mir und besaufen uns sinnlos. So haben wir jedenfalls ein Alibi, falls in dieser Nacht noch einmal ein Mord geschieht!“, war Tanners Vorschlag.
George nahm den Angebot begeistert an.
Sie zahlten, und dann fuhren sie ziemlich schweigsam zu unserer Residenz im Grünen.
Es war schon längst dunkel, als wir endlich ankamen.
An der Haustür hing eine Stofftasche mit Obst, Käseplätzchen und einem Zettel, den ich sofort Anny zuordnete. Nur sie beklebte alles mit ihren Blümchenzetteln. Soweit ich sehen konnte befand sich unter ihrem Namen ein kleines, selbstgemaltes Herzchen, welches ich gutgelaunt zur Kenntnis nahm. Auch, dass sie ihm was Gesundes vorbeigebracht hatte, war ein gutes Zeichen. Sie sorgte sich um ihn.
Im Haus machten es sich die Herren Archäologen auf der Couch gemütlich. Auf dem Tisch warteten schon vier Gläser, zwei Flaschen Rotwein und der gute Cognac, den Tanner von Oma Hilli zu Weihnachten bekommen hatte.
Tanner sprang noch einmal auf, da er den Korkenzieher und Annys Käseplätzchen vergessen hatte.
Ich war die ganze Zeit über absolut friedlich und still geblieben, aber als mein Herrchen die erste Flasche Wein entkorkt hatte, um zum zweiten Teil des Abends überzugehen, hatte ich die Schnauze voll.
Mich hatte man mal wieder völlig vergessen. Auch ich war hungrig wie ein Wolf, und einen Höllendurst hatte ich auch!
Ich kläffte meinen Chef an, und, Bello sei Dank, er verstand mich sofort!
„Ach, Willi, mein guter Freund. Dich hatte ich ganz vergessen. Komm schnell, ich mach’s wieder gut!“ Mit einer Handbewegung forderte er mich auf ihm zu folgen.
Freudig wedelnd tappte ich ihm in die Küche nach. Er machte es tatsächlich wieder gut. Ich bekam außer meinem normalen Futter und dem Wasser, noch eine dicke rote Wurst, die ich natürlich zuerst verschlang.
Danach stürzte ich mich auf die braunen Futterbrocken und hinterher schleckte ich genüsslich das kalte, klare Wasser in meiner Schüssel.
Nach dem Abendbrot beeilte ich mich wieder ins Wohnzimmer zu kommen, da ich die Unterhaltung der beiden unbedingt mitbekommen wollte.
Also sprang ich mit kugelrundem Bauch auf mein Bettchen und kringelte mich kuschelig ein.
Ich war zwar ganz Ohr, aber das erwies sich zunächst als Zeitverschwendung, da Tanner und George in erster Linie Rotwein tranken, und in zweiter, Zoten aus ihrer Studienzeit rissen.
Erst als mein Herrchen, der wie George schon etwas angetrunken war, mit einem „echten Problem“ anfing, zu dem er „unbedingt Georges Meinung hören wollte“, war ich wieder bereit dem Gespräch zu folgen.
Es ging um die römische Maske mit den eingeritzten Buchstabenfolge ‚S S T’, für die Tanner immer noch keine plausible Erklärung gefunden hatte. Allerdings erwähnte den Mordfall in Buhlenberg, und die Fundumstände mit keinem Wort, sondern sprach ganz allgemein von einer römischen Totenmaske mit eben dieser Inschrift.
George nickte zum Zeichen, dass er das Rätsel verstanden habe, und griff nach seinem Weinglas. Versonnen nippte er daran, um es dann urplötzlich wieder auf den Tisch zu stellen.
„Du erwartest also von mir, dass ich dir diese Nuss knacke, mein Freund. Dann pass mal auf, und lerne!“ Obwohl Georges Zunge ihm schon nicht mehr so recht zu gehorchen schien, zwang mich der Optimismus, der in diesem Satz mitschwang, aufzublicken. Hatte George vielleicht die zündende Idee?
Doch als ich in sein verschmitztes Gesicht sah, mit den tiefblauen, schelmischen Augen, wusste ich, dass gleich nur Blödsinn kommen konnte!
„Wir haben also diese Gravur, ‚S S T’, auf einer Totenmaske, wobei der Verstorbene mit ziemlicher Sicherheit eines gewaltsamen Todes starb! Da fällt mir eigentlich nur folgende lateinische Phrase ein: „Sic, ähm ...sic transit ... gloria mundi! So vergeht der Ruhm der Welt. „ Wie passend! Findest du nicht?“
Tanner blickte ihn entgeistert an. „Sic sic transit gloria mundi? Ist das dein Vorschlag??? Und was machen wir mit dem
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