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Willi von Bellden - Wer anderen eine Grube gräbt ... (German Edition)

Willi von Bellden - Wer anderen eine Grube gräbt ... (German Edition)

Titel: Willi von Bellden - Wer anderen eine Grube gräbt ... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dori Jones
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rechnen. Die saßen zu dieser Zeit bestimmt in einer gemütlichen Gaststube, und ließen sich das gute Essen und einen Moselwein schmecken. Lediglich ein dicker silbergrauer Mercedes war am anderen Ende des Areals vor einem Baum abgestellt worden. Ich vermutete, dass es sich um Giesels Dienstwagen handelte.
    Ich schnüffelte, wie ich es immer tat, wenn ich irgendwo fremd war, mal hier mal dort, doch leider roch ich nichts besonders interessantes.
    Also sah ich mir die Gegend ein wenig an, während Tanner sich gemütlich erst mal einen Klimmstängel anzündete. Es war ein schöner Flecken hier. Ein dörfliches Idyll, gelegen fast an der Mosel, der wir auf den letzten Kilometern hierher gefolgt waren. Die Römer hatten gewusst, wo es sich zu leben lohnte. Das Klima in der Nähe des breiten Flusses war wesentlich milder als bei uns zu Hause. Die windgeschützten Hänge des Tales zierten ausgedehnte Weinberge. Ich wusste von Tanner, dass dies schon vor fast zweitausend Jahren so gewesen sein musste. Damals luden die römischen Gutsherren ihre Fässer auf die Weinschiffe, um die begehrte Fracht nach Trier zu bringen.
    In selben Moment, als Tanner seine Zigarette austrat, traf ein weiterer Wagen, mit einem mir unbekannten, gelben Kennzeichen ein. Wenn man überhaupt von einem Auto sprechen konnte! Ich würde es eher als eine klapprige Rostlaube bezeichnen. Die Farbe war verblichen, und blätterte an den Seitenwänden ab. Der Besitzer musste mit Mühe durch die Beifahrertür aussteigen, weil die Fahrertür sich nicht mehr öffnen ließ.
    Tanner grinste ihn freudig an.
    „So hältst du dich also fit!“, frotzelte er.
    „Haha, lach nur ...“, entgegnete ein braungebrannter Mann, mittleren Alters, mit blonden, strubbeligen Haaren und lustigem Akzent. Zunächst verstand ich ihn kaum, hörte ihm aber sofort gerne zu.
    „Besorg mir einen gut bezahlten Job, dann kauf ich mir stattdessen eine Jahreskarte fürs Fitnessstudio!“
    Der Fremde näherte sich meinem Herrchen, und ich stellte mich knurrend zwischen die beiden. So etwas macht immer Eindruck, und man wird beachtet. So auch dieses Mal.
    „Wen hast du denn da mitgebracht?“, fragte der Fremde überrascht.
    „Meinen Hamster, wie du siehst, sein Laufrad ist ihm zu klein geworden, also gehe ich mit ihm Gassi!“, erwiderte Tanner sarkastisch.
    Der Fremde lachte und ging in die Hocke, um mir mit festen Griffen übers Fell zu streicheln. Ich mochte ihn und zeigte es auch, indem ich ihm mit der Zunge über die Hand leckte. Auch diese Prüfung bestand er mit Bravour. Er wurde bei mir in der Kategorie: Freundliche Menschen, wertvoll, eingestuft. Das passierte nicht jeden Tag.
    Als mein neuer Freund sich wieder aufgerichtet hatte, begrüßten sich die Männer außerordentlich herzlich. Ich hatte den Eindruck, dass sich die beiden schon sehr lange und sehr gut kannten. Die nun folgende Unterhaltung, die ich natürlich in der mir eigenen Diskretion belauschte, bestätigte meine Vermutung.
    George, so nannte mein Boss den Mann, war Luxemburger, und Archäologe wie er selbst. Da sie im gleichen Alter zu sein schienen, kam mir sogleich in den Sinn, dass sie eventuell zusammen studiert haben könnten.
    Als Tanner schließlich begann, die Gründe für sein Kommen darzulegen, setzte George ein ebenso verschmitztes wie bedauerndes Gesicht auf und bekannte: „Ich fürchte es ist meine Schuld!“
    „Was ist deine Schuld?“ fragte Tanner verständnislos.

„Nun mein Freund, ich habe Giesel heut früh angerufen um ihm mitzuteilen, dass wir bei der Sondierung des Geländes für den Autobahnzubringer bei Mondorf die Reste einer römischen Villa aus dem zweiten nachchristlichen Jahrhundert gefunden haben, und... .“ Hier machte er eine kurze aber vielsagende Pause und fing über beide Backen zu lachen an. „...Und ein römisches Mosaik! Mit Darstellungen aus der Arena - Gladiatoren, Musikanten, Dompteure, wilde Tiere. Ich kann zwar noch nicht abschließend beurteilen, ob Qualität und Erhaltung unseres Mosaiks mit dem Nenniger zu vergleichen sind, da wir erst knapp die Hälfte der in Frage kommenden Fläche untersucht haben, doch die szenischen Darstellungen sind ähnlich. Sehr ähnlich sogar!“
    George, der seine Ausführungen zuvor leidenschaftlich mit Gesten untermalt hatte, stand jetzt ganz still und sah Tanner unvermittelt an. „Du verstehst... ? Als ich Giesel davon berichtete, war er nicht mehr zu halten. Römische Mosaiken, sein Spezialgebiet. Länderübergreifender Austausch

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