Willi von Bellden - Wer anderen eine Grube gräbt ... (German Edition)
prähistorischer und antiker Fundstücke eingelagert, ja zum Teil sogar in selbstgebauten Vitrinen ausgestellt. Wie in einem Museum!
Auf gut 50 Quadratmetern befanden sich Artefakte aus allen Epochen. Paula vermutete, dass Deschler sein gesamtes Vermögen in die Sammlung gesteckt haben musste.
Tanner bekam bei diesem Teil der Geschichte große Augen. Sehr zur Belustigung der beiden Kripodamen, er sagte aber weiter nichts dazu.
Schon das Erdgeschoss des Hauses hatte manchen das Gruseln gelehrt, aber selbst die hartgesottensten von Paulas Kollegen packte im Keller das Grauen. Zwischen Hundekot, Blut und verwesenden Tierkadavern, fanden sie die Folterstätte, wo der alte Deschler seinen letzten Atemzug getan hatte.
Alles befand sich noch an Ort und Stelle. Es war unvorstellbar, die blutige Bank, auf der er festgeschnallt war, Werkzeuge an denen noch Gewebefetzen und Haare klebten, ... ja, sogar die herausgebrochenen Zähne des Alten vergammelten in einem verdreckten Einmachglas.
Nur das Messer und das herausgeschnittene Gesicht wurden nicht gefunden.
Ebenso wenig wie Deschler junior selbst, von dem zunächst jede Spur fehlte.
Paula hielt einen Moment inne, um ihre Kollegin, deren Namen ich nicht kannte, auffordernd anzuschauen. Diese ergriff daraufhin das Wort, und ich hatte das dumpfe Gefühl, dass etwas unangenehmes bevorstand.
„Tatsächlich hatten wir nicht die geringste Ahnung, wo wir mit der Suche beginnen sollten. Deschler könnte überall sein. Niemand im Dorf scheint etwas zu wissen. Was auch nicht weiter verwundert, denn ich habe mit niemand gesprochen, der irgendetwas mit diesem durchgeknallten Typen zu tun haben wollte. Aber Sonntag Nacht bekam Paula einen Hinweis, dem wir am Montag sogleich nachgegangen sind. Und was soll ich sagen, ... Bingo!!“
Oh, oh, Sonntag Nacht! Anny wird doch nicht hinter Tanners Rücken die Kripo informiert haben?, dachte ich bestürzt.
Wenn es sich so verhielt, befürchtete ich Streit zwischen den beiden. Besorgt sah ich zu Basko rüber, der natürlich nicht verstand was los war, denn bislang hatte ich noch keine Zeit gehabt, ihm die Geschehnisse der letzten Tage zu schildern.
Ich sollte recht behalten mit meiner Befürchtung. Anscheinend hatte Anny Paula alles berichtet, und die Kripo hatte das Reh anhand ihrer Beschreibung gefunden. Die Bissspuren, die Speichelreste und einige Haare hatten ergeben, dass derselbe Hund, der Deschler senior gebissen hatte, sich auch an dem Reh zu schaffen gemacht hatte.
Innerlich triumphierte ich. Mein Gefühl hatte mich nicht betrogen. Und ich kannte sogar den Namen dieses Scheusals. Ludos!
Während ich zuhörte, behielt ich Tanner im Auge. Ihm war bei diesen Ausführungen die Zornesröte ins Gesicht gestiegen, aber er sagte kein Wort.
Diese Blöße würde er sich vor den Frauen nicht geben. Auch Anny vor anderen in die Pfanne hauen, war tabu. Dafür war er zu loyal.
Doch mein Herrchen ärgerte sich immens. Das war nicht zu übersehen.
Früher, erinnerte ich mich, hatte so was immer mächtigen Ärger gegeben.
„Wir müssen also, dank des ausgezeichneten Spürsinns deines Hundes, davon ausgehen, dass sich Deschler immer noch in dem ausgedehnten Waldgebiet nördlich und westlich von Buhlenberg aufhält!“. Jetzt hatte Paula wieder das Wort ergriffen.
„Bis wir ihn haben, sollte man sich dort vielleicht in Acht nehmen. Wir wissen nicht, wozu er fähig ist. Vor allem wenn er sich in die Ecke gedrängt fühlt!“ sagte sie bedeutungsvoll.
Tanner hatte sich immer relativ unempfindlich gegen Schmeicheleien gezeigt. Ich dagegen war es nicht. Paula hatte gerade meinen Spürsinn hoch gelobt! Endlich mal jemand der meine Qualitäten zu schätzen wusste, dachte ich.
Zwinkernd schaute ich zu Basko, um dann langsam unter den Tisch zu tippeln, um mich an Paulas Beine zu kuscheln, die in engen Jeans steckten. Sie sah nicht nur gut aus, sondern roch auch noch sehr verführerisch.
Auch dabei waren mein Herrchen und ich sehr verschieden. Für ihn gab es nur Anny. Die Reize anderer Frauen ignorierte er einfach. Tanner war ein Ehrenmann! Ich dagegen hatte nicht immer so ritterliche Grundsätze, und beschloss ein wenig mit Paula zu flirten. Sicher würde mir Anka das nicht übel nehmen. Sie war absolut konkurrenzlos, und das wusste sie!
Meine Bemühungen wurden alsbald belohnt, denn Paulas Hand erschien unter dem Tisch, um mich liebevoll hinter den Ohren zu kraulen.
Während sie mich verwöhnte, kam sie auf ihr eigentliches Anliegen zu
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