Willi von Bellden - Wer anderen eine Grube gräbt ... (German Edition)
er den Kopf mit brutaler Gewalt hin und her warf, fügte er sich selbst Wunden zu, die ich ihm nie hätte schlagen können. Ich wusste in diesem Moment nicht einmal, ob seine Nase noch dran war.
Aber mein Gebiss hatte noch festen Halt, und lockern würde ich den Biss erst, wenn die Bestie kampfunfähig war, oder er mir das Genick gebrochen hatte.
Schließlich fing er an zu winseln und steckte seinen Kopf zwischen die Pfoten. Bello sei Dank! Er war fertig. Ich lies ab von ihm, um mit Schrecken festzustellen, dass das was einmal eine Hundenase war, nur noch wie ein unförmiger roter Fleischklops aussah. Später sollte ich mir deswegen Vorwürfe machen. Der Dobermann würde die wunderbare Welt der Düfte nie mehr betreten. Aber damals dachte ich nur an mein geliebtes Herrchen, der dem wesentlich größeren und völlig enthemmten Deschler nicht mehr lange würde standhalten können.
Tanner lag auf dem Boden, Deschler über ihm. Ich sah, dass die Schlinge mittlerweile fest um den Hals meines Herrchens lag, und sich immer enger zog. Verzweifelt versuchte er, die Hand des Angreifers davon abzubringen, die Schlinge noch weiter zuzudrehen. Doch in dieser Position, noch dazu um Atem ringend, war das unmöglich.
Wiederum sprang ich auf Deschlers Rücken, diesmal das Ohr im Visier.
Ich schnappte danach, aber erwischte es erst im dritten Anlauf.
Ein Schmerzensschrei entfuhr seiner Kehle, und eine Hand musste er los lassen, um mich erneut runter zu werfen.
Diese Gelegenheit nutzte Tanner. Mit einer ruckartigen Bewegung, die Deschler aus dem Gleichgewicht brachte, verschaffte er sich etwas Bewegungsfreiheit, stemmte sich hoch, um dem Mörder letztendlich den Ellbogen mit voller Wucht in Gesicht zu knallen.
Ich hörte etwas krachen, und hoffte, dass es Deschlers Kiefer oder Nase war.
Und tatsächlich fiel dieser wie ein Sack nach hinten ins nasse Gras. Für einen Augenblick dachte ich, der Kampf wäre vorbei, doch keine fünf Sekunden später, schüttelte sich der Wahnsinnige, um ganz langsam wieder aufzustehen.
Es war gespenstisch. Wie konnte man nach so einem Schlag noch einmal hochkommen?
Tanner, der immer noch nach Atem rang und sich den Hals rieb, war konditionell nicht mehr in der Lage auszuweichen oder sich zu wehren. Deschler warf sich einfach mit seinem ganzen Gewicht auf ihn, so dass beide zu Boden stürzten. Jetzt umklammerten seine Hände die Kehle meines Herrchens.
Wenn nicht sofort etwas geschah, war Tanner in wenigen Minuten tot. Er war total entkräftet.
Was sollte ich tun? Deschler erneut zu beißen war sinnlos. Er war ein Waldmensch, grobschlächtig und unheimlich hart im nehmen.
Also raste ich, so schnell ich konnte, ins nahegelegene Gebüsch und schnappte mir den massivsten Ast, den ich zu tragen vermochte. Dann rannte ich zurück, um das Stück Holz so in Tanners Hand zu positionieren, dass er nur die Finger drum zu schließen brauchte.
Und er tat es! Reflexartig krallten sich seine Finger um das Holz. Dann schoss der Arm hoch, und der Ast landete mit einem hohlen ‚Wumm’ direkt an Deschlers Schläfe.
Der schwere Körper fiel wie ein Sack um. Jetzt rührte er sich nicht mehr.
Schwer atmend setzte Tanner sich auf, immer noch den Ast in der Hand, und jederzeit bereit, noch einmal zuzuschlagen, wenn es nötig war.
Im schwachen Mondlicht konnte ich sein Gesicht erkennen. Es sah wirklich übel aus, aber das schlimmste waren die Würgemale an seinem Hals, die sich deutlich von seiner Hautfarbe abzeichneten.
Schwänzelnd lief ich zu ihm, und schleckte meinem Herrchen über die Hand. Er sollte wissen, dass ich bei ihm war. Kumpel eben, durch dick und dünn!
Dankbar, aber immer noch nicht handlungsfähig, streichelte er mir über den Kopf, und drückte mich an sich.
Nachdem Tanner sich nach einigen Minuten etwas erholt hatte, versicherte er sich zunächst, ob Deschler noch lebte. Mit der Schnur, die ihm fast zum Verhängnis geworden war, fesselte er dem Bewusstlosen die Hände. Jederzeit bereit den Ast zu ergreifen, um sich zu verteidigen.
Der Dobermann war aufgrund der schweren Verletzungen immer noch außer Gefecht. Er kauerte verängstigt in einem Busch, schien aber bemüht, seinen am Boden liegenden Herrn im Blick zu halten. Von ihm ging keine Gefahr mehr aus.
Tanner kramte in seinen Taschen, bis er sein Handy gefunden hatte. Ein altes Modell, das nichts konnte außer Telefonieren und Simsen, völlig ohne Schnickschnack. Er hatte es zwar fast immer dabei, benutzte es aber so gut wie nie. An
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