Willi von Bellden - Wer anderen eine Grube gräbt ... (German Edition)
streckte sich mein Herrchen ächzend auf der Couch aus, um fast augenblicklich in einen unruhigen Schlaf zu fallen.
Immer wieder schreckte er hoch, gab erstickende Laute von sich, oder stöhnte laut. Er tat mir unendlich leid. Wenn er noch nicht einmal nach mir schaute, dann musste es ihm richtig schlecht gehen.
Meine eigenen Versuche einzuschlafen, scheiterten an Tanners ständigem Gebrummel. Schließlich gab ich es auf, und döste einfach nur ein bisschen.
So verging einige Zeit, als ich plötzlich hörte, wie die Haustüre leise geöffnet wurde. Ich spitzte die Ohren und wusste sofort wer durch den Flur ins Wohnzimmer schlich. Sie war es!
Bello sei Dank. Anny war endlich da.
Als sie Tanner auf dem Sofa liegen sah, und bemerkt hatte in welchem Zustand er sich befand, hielt sie sich erschrocken eine Hand vor den Mund. Mir schien als wollte sie damit vermeiden, laut aufzuschreien.
Ihr zweiter Blick galt mir. Um sie zu beruhigen, wedelte ich sofort mit dem Schwanz. Anny kam zu mir, um zart über mein Fell zu streicheln. „Willi, was macht ihr beiden nur für Sachen? Euch kann man einfach nicht alleine lassen!“
Ich sah sie mit treuen Augen an und schleckte ihr über die Hand.
Dann ging sie zu ihrem Mann. Behutsam nahm sie die Decke, die auf dem Sessel lag und deckte Tanner zu. Dabei schüttelte sie, mit Tränen in den Augen, immer wieder ihren Kopf.
Anny verbrachte den Rest der Nacht an seiner Seite. Ab und zu streichelte sie ihm übers Gesicht oder legte ihre Hand beruhigend auf seinen Arm, wenn er starke Schmerzen zu haben schien.
Und irgendwann, als es draußen schon dämmerte, erwachte mein Herrchen. Irritiert schaute er sich im Zimmer um, bevor sein Blick an Anny hängen blieb.
„Du bist da? Wann bist du gekommen?“, fragte er.
„Nach Mitternacht. Natascha hat mich angerufen. Sie erzählte mir, was passiert war. Also habe ich Hilli gebeten auf die Kinder aufzupassen, da ich so schnell wie möglich hierher wollte!“
Tanner seufzte. „Ja, ... unser Dorf. Da bleibt nichts lange unentdeckt!“ Stöhnend drehte er sich auf die Seite. Anny sprang sofort zu ihm hin, um ihm zu helfen. „Dich hat es aber ganz schön erwischt!“, sagte sie mitfühlend. „Willst du eine Tablette?“
Zu meinem Erstaunen nickte Tanner. Normalerweise nahm er nie so etwas!
Anny eilte ins Bad, um ihm ein Schmerzmittel zu holen.
„Du hättest Deschler sehen sollen!“, erwiderte Tanner mit einer Mischung aus Stolz und Selbstironie in der Stimme.
„Wie ist das eigentlich alles passiert?“, fragte sie mit besorgtem Blick. „Zuerst will ich eine Zigarette und einen Grappa, dann erzähl ich dir alles!“, sagte Tanner. Verzweifelt versuchte er sich aufzurichten. Anny half ihm dabei und steckte ihm drei Kissen hinter den Rücken.
„Die Zigarette kannst du haben, aber du hast gerade eine Tablette geschluckt, da ist das mit dem Grappa keine so gute Idee!“
„Ach komm, sei nicht so hart zu mir! Grappa ist Medizin, und es wird bei einem bleiben. Nur das Gläschen, das dort auf dem Tisch steht ... !“
Selbstverständlich ließ sich Anny erweichen und holte ihm beides. Eigentlich blieb ihr auch gar nichts anderes übrig, denn sie konnte ihm kaum eine Bitte abschlagen. Sie brachte es einfach nicht fertig.
Genüsslich steckte sich mein Herrchen eine an, bevor er zu erzählen begann.
„Willi und ich wollten gestern Abend einen Spaziergang unternehmen. Ich musste einfach mal raus an die frische Luft.“
Anny hob zweifelnd die Augenbrauen und ich legte meinen Kopf schief. Das war eine verdammte Lüge, denn ich wollte überhaupt nicht spazieren gehen!
„Ja ja, schau nicht so skeptisch! Nachdenken und so, in der schönen kühlen Abendluft. Warum nicht? Also gingen wir zwei in der Dämmerung zum Waldhof hinauf.“
Nachdenklich machte er kleine Pause.
„Ich glaube, dass Willi irgendwie gespürt hat, dass uns Gefahr drohte, denn er sträubte sich nach Kräften! Ich habe zwar keine rationale Erklärung dafür, aber im Nachhinein würde ich sein Verhalten so interpretieren.“
Er nahm einen tiefen Zug, trank den Grappa aus, und erzählte den Rest der Geschichte.
Mit halb geöffnetem Mund und weit aufgerissenen Augen, hörte sie zu, ohne selbst ein Wort zu sagen. Sie war entsetzt über das, was Tanner zu berichten hatte.
Als mein Herrchen bemerkte, wie sehr Anny mit uns litt, bemerkte er scherzhaft: „Hey Schatz, entspann dich, Willi und ich leben ja noch! Aber dass ich noch hier sitze, und überhaupt noch irgendwas
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