Willi von Bellden - Wer anderen eine Grube gräbt ... (German Edition)
diesem Abend sollte ihm das ungeliebte Gerät gute Dienste leisten, denn er konnte die Polizei verständigen, ohne Deschler aus den Augen zu lassen.
Wir warteten, bis das Polizeiauto mit seinen blauen Warnleuchten, gefolgt von einem Krankenwagen auf den Feldweg einbog. Deschler war mittlerweile zu sich gekommen, aber er blutete sehr stark aus der Kopfwunde. Das hielt ihn jedoch nicht davon ab, die übelsten Drohungen gegen uns auszustoßen.
Die Sanitäter und zwei der Beamten hievten Deschler auf eine Trage und begleiteten ihn zum Krankenwagen.
Über Funk rief einer der Beamten den rufbereiten Tierschutz an, um den Dobermann abholen zu lassen, der drohend knurrte, sobald jemand versuchte sich ihm zu nähern. Ich beobachtete Ludos eine Zeitlang, und er tat mir irgendwie leid. Vielleicht, wenn er als Welpe in gute Hände gekommen wäre, so wie ich, hätte er eine Chance im Leben haben können, aber so?
Und was wäre aus Deschler junior geworden, wenn er die Liebe und Anerkennung eines fürsorglichen Vaters erfahren hätte? Was wiederum die Frage aufwarf, was in aller Welt dem alten Deschler widerfahren war, dass er unfähig war, seinen Sohn zu lieben, und ihn schon als Junge so schwer misshandelt hat. Waren es die Gene? War es sein Vater, der ihn geprügelt hat, oder beides? Nur Bello konnte es wissen!
So wird das Leid von einer Generation zur nächsten überliefert. Doch in diesem Fall endete es, Bellolob, hier und jetzt. Doch woanders würde dieses Drama fortgesetzt werden. Mit anderen Protagonisten, in einer anderen Situation, an anderen Orten.
Das Schlechte gebiert Schlechtes, ein Gedankenstrang der mich, trotz unseres glorreichen Sieges, zutiefst deprimierte. Wieder betrachtete ich das Häufchen Elend, das ich noch vor wenigen Minuten für eine Schande unserer Art, eine Missgeburt gehalten habe.
Hoffentlich würde es nicht nötig sein, ihn zu töten!!!
Auch Tanner wurde von einem Notarzt versorgt. Natürlich hatte er zuvor den Vorschlag sich im Krankenhaus untersuchen zu lassen schlichtweg abgelehnt. Nur widerwillig ließ er seine Wunden behandeln. Ein kleiner Riss an der Wange sollte genäht werden, aber er sträubte sich so hartnäckig, dass der Arzt es aufgab ihn umstimmen zu wollen. Das einzige was die Helfer für ihn tun durften, war die Säuberung der Wunden und einige Klammerpflaster.
Die Polizei bot Tanner nach geraumer Zeit an, ihn nach Hause zu fahren, da sie ihm noch einige Fragen stellen mussten. Nur ungern stieg er in den Polizeiwagen ein. Ein Polizist öffnete den Kofferraum des Streifenwagens, und bedeutete mir hineinzuspringen. Der spinnt wohl, dachte ich, und sprang mit einem Satz auf den Schoß meines Herrchens. Seufzend schloss der Polizist den Kofferraumdeckel und stieg vorne ein.
Erst Zuhause kam ich dazu, meine eigenen Wunden zu lecken. Doch es war nicht so schlimm. Tanner dagegen ging es gar nicht gut. Er hatte starke Schmerzen, das sah man ihm an.
Mit den Polizisten am Tisch, schenkte er ihnen Kaffe ein, sich selbst ein halbes Gläschen Grappa, aber noch immer zitternd, und erzählte wie sich der Überfall ereignet hatte.
Nicht dass ich mich darüber geärgert hätte, aber ich konnte nicht verstehen, warum er mit keinem Wort erwähnte, dass ich es war, der ihm in letzter Sekunde geholfen hat! Wahrscheinlich war mein Boss noch viel zu angeschlagen, um einen objektiven Bericht abliefern zu können.
„Wir können nur spekulieren, warum er sie angegriffen hat ...“, sagte einer der Polizisten. „Wenn es kein Zufall war, dann dürfte Deschler irgendwie erfahren haben, dass sie unsere Kollegen auf die richtige Spur gebracht haben. Wir wissen seit gestern, dass er sporadisch mit den Waldarbeitern Kontakt pflegte. Die gehen natürlich auch mal ein Bier trinken, und kennen den Dorftratsch. Aber näheres werden wir erfahren, wenn wir ihn vernehmen. Wie auch immer, wir melden uns spätestens übermorgen bei ihnen. Sicherlich wollen sie Strafanzeige stellen, ... wegen versuchten Mordes?“
Tanner überlegte kurz. „Ich werde es mir überlegen ...“, sagte er. „Im Moment möchte ich einfach nur meine Ruhe haben ...“ Er zeigte an sich herunter. „Glaube mein Körper braucht ein bisschen Erholung!“
Die Polizisten nickten verständnisvoll und erhoben sich. Sie deuteten ihm an, sitzen zu bleiben, da sie den Weg zur Haustür alleine finden würden.
In Anbetracht der Lage, verzichtete auch ich darauf sie mit nervigem Gekläffe nach draußen zu begleiten.
Kaum waren wir alleine,
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