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Willi von Bellden - Wer anderen eine Grube gräbt ... (German Edition)

Willi von Bellden - Wer anderen eine Grube gräbt ... (German Edition)

Titel: Willi von Bellden - Wer anderen eine Grube gräbt ... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dori Jones
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durchs Telefon schluchzen hören. Ehe er auflegte, fragte Tanner, ob es ihr recht sei, wenn er gegen Abend vorbei kommen würde, da gäbe es etwas, worüber er mit ihr sprechen wollte.
    Ich war gespannt, was es war, doch hatte ich wenig Hoffnung, dass Tanner mit Anny über die längst fällige Wiedervereinigung der Familie reden wollte. Dafür klang er viel zu ernst.
    Danach stand er lange und gedankenverloren am Fenster.
    Ich hätte liebend gern erfahren, was gerade in ihm vorging. Aber was sollte ich tun? Fragen konnte ich ihn ja nicht.
    Später saßen wir im Auto, und hatten Annys Domizil in Windeseile erreicht.
    Es stand fernab jeglicher Zivilisation, mitten in der Landschaft, umsäumt von Wiesen, Wald und dieser wunderschönen alten Allee. Die ich mir aber im Moment nur vorstellen konnte, da es schon ziemlich dunkel war.
    Wir stiegen aus und klopften an die alte Holztür, über der ein ländlich dekorierter Kranz hing.
    Niemand öffnete, es blieb alles still.
    Tanner versuchte es noch einmal, und endlich erschien nach weiteren 2 Minuten Anny in der Tür.
    „Leise! ... Mach nicht so einen Lärm! Ich habe gerade Mimi ins Bett gebracht. Du weißt, was sie für einen Aufstand macht, wenn sie gestört wird und feststellt, dass sie alleine im Bett liegt!“
    Und ob wir das wussten. Da blieb kein Auge mehr trocken.
    Drinnen war es gemütlich warm. Ein süßlicher Duft strömte aus der Küche in den Flur. Mir lief das Wasser im Munde zusammen.
    Bestimmt hatte Anny wieder Leckereien gebacken!
    Genau so war es. Als wir endlich Platz genommen hatten, Tanner am Tisch, ich am Ofen, um Annys Zimtwaffeln zu kosten, zog Tanner einige Seiten aus seiner Jacke.
    „Ich habe einen Artikel geschrieben ...“, meinte Tanner, und biss genüsslich in eine Zimtwaffel.
    Anny horchte auf. Es kam nicht allzu oft vor, dass Tanner seine Abhandlungen vor anderen ausbreitete.
    „Oh ... schön! Über was denn?“, fragte sie interessiert.
    „Über den keltischen Ringwall, und seine kulturhistorische Stellung unter besonderer Berücksichtigung des Fundspektrums. Will sagen, es geht um die Frage, ob der Ringwall und die Siedlung darin, als ein bedeutendes Zentrum der Kelten anzusehen ist, wie etwa der Titelberg in Luxemburg. Oder ... ist er eher von regionaler Bedeutung, und wird wegen seiner überdimensionalen Befestigung überschätzt?“, antwortete er.
    „Soll das heißen, du wirst auf diesem Weg publik machen, dass der Archäopark deiner Meinung nach völlig überflüssig ist?“
    Tanner lächelte ihr zu.
    „Genau das! Aber dabei geht es nicht nur um das ärmliche Fundspektrum und die relativ geringe Einwohnerzahl in der Burg, sondern auch um den Forschungsstand im Allgemeinen. Denn sie haben bisher fast nichts veröffentlicht, so dass man bei den Rekonstruktionen der Häuser, der Toranlage oder den unterschiedlichen Besiedlungsphasen nicht auf eine solide wissenschaftliche Diskussion zurückgreifen könnte. Außerdem ist bis heute nur ein Bruchteil der besiedelten Zone untersucht, also, ... was um Himmels Willen, wollen die Leute in diesem Archäopark präsentieren? ... Ich sage es dir. Sie klauben alles mögliche von hier und anderswo zusammen, und schaffen einen Vergnügungspark ohne jeden kulturellen Wert! Ein Disneyland für Kulturbeflissene ... .“
    „Lamberg und Ellert werden dir die Hölle heiß machen!“, sagte Anny mit besorgtem Unterton.
    „Auch das ist mir vollkommen bewusst, aber ... was juckt es die Eiche, wenn sich die Säue kratzen!“ Tanner grinste, und machte eine wegwerfende Handbewegung.
    „Und wo wirst du diesen Artikel veröffentlichen?“, fragte Anny interessiert, während sie meinem Herrchen ein weiteres Plätzchen in den Mund schob.
    „Nun, ein Kurzbericht wird in der Zeitschrift ‚Archäologie in Deutschland’ erscheinen, Strobels Leib und Magen Blättchen, das wird ihn ärgern. Die kommt schon im März raus. Den ganzen Artikel wird die ‚ Société Préhistorique Luxembourgeoise’ veröffentlichen, zu denen habe ich die besten Kontakte. Ich denke, das schaffen die bis zum Sommer. Außerdem sind die Saarbrücker Zeitung und der Trierische Volksfreund auch an dem Thema interessiert. Ich kenne da ein paar Leute, die nehmen das mit Kusshand.“
    „Kann ich ihn lesen?“ Sie fragte mit einer gewissen Zurückhaltung, da sie wusste wie empfindlich ihr Mann in diesen Dingen war.
    „Klar! Ich hätte dich sogar darum gebeten!“ Tanner gab ihr die Seiten, und ging in die Küche, um sich ein Glas Wasser zu

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