Willi von Bellden - Wer anderen eine Grube gräbt ... (German Edition)
Für dich ist das ja alles nur Augenwischerei. Doch wir sehen das verständlicherweise in einem anderen Licht. Der Ringwall ist ein Stück Geschichte von überregionaler Bedeutung, ebenso wie die keltischen Fürstengräber von Schwarzenbach. Und es ist nur logisch, wenn diese überragenden Kulturzeugnisse mit einem Archäologiepark, der sie der Bevölkerung näher bringt, gewürdigt werden. Außerdem braucht diese Gegend die Arbeitsplätze und das Geld, das die Touristen hier lassen werden. Was ist daran schlecht, Herr Kollege?! Du sonderst doch hier nur warme Luft ab!“
Strobels Gesicht hatte sich rot verfärbt, während er seiner Wut freien Lauf ließ.
Ärgerlich warf er die Kelle in seiner Hand (dieses Werkzeug hatte jeder Ausgräber immer am Mann) mit voller Wucht in eine Grube.
„Das wäre auch ungefähr meine Meinung!“, sagte Lackschuh. Dann klopfte er sich die Hosen ab, und machte sich auf den Weg zurück zum Rover.
Mein Boss war die ganze Zeit über völlig cool geblieben. Er ließ sich von Strobel in keinster Weise provozieren.
Doch Tanner wäre nicht Tanner, wenn er Strobel nicht noch eine verpasst hätte. „Richard, wie oft haben wir schon darüber diskutiert? Das bringt doch alles nichts. Du weißt, und ich weiß, dass ihr die Sache vor allem aus eigenem Interesse ins Rollen gebracht habt! Hier ist was zu holen. Geld und attraktive Chefposten. Und, ... korrigiere mich, wenn ich mich irre, ... du bist doch einer von denen, die am meisten davon profitieren werden. Nicht wahr?! Wie also solltest du Sinn oder Unsinn dieses Projektes objektiv beurteilen können? Das wäre, als würde man den Bock zum Gärtner machen. Glaub mir, das werden andere tun, ... Leute deren Zustimmung und deren Gelder ihr braucht. Und verlass dich drauf, ich werde meines dazu tun, dass die sich ein sachliches Bild der Lage machen können!“
Strobel schnaubte vor Wut. Aber er explodierte erst, als er mitbekam, dass die Grabungshelfer hinter ihm alles mit angehört hatten, und sich ins Fäustchen lachten.
Vermutlich würde ihnen das Lachen nachher für den Rest des Arbeitstages vergehen, wenn Strobel ein Wörtchen mit ihnen geredet hatte.
Tanner steckte sich völlig unbeeindruckt eine weitere Zigarette an, packte die Thermoskanne aus, und genoss seinen Kaffee. Die beiden Herren stiegen in den teuren Geländewagen ein und rauschten davon. Wenig später verabschiedeten wir uns von Albert und den Männern, spazierten noch etwas am Steinwall entlang, und machten uns auf den Heimweg.
Wiederum trug mein Herrchen mich über den Wall. Doch diesmal hielt er oben kurz inne, um sich die spätherbstliche Landschaft anzuschauen. Ein Teil der Bäume war schon völlig kahl, andere trugen noch gelbe und braune Blätter, die wohl bald abfallen würden. Dazwischen standen die immergrünen Kiefern und Lärchen. Ein beeindruckender Anblick, denn von hier aus konnte man das ganze Umfeld der keltischen Burg überschauen.
Dann sagte Tanner etwas, dessen Bedeutung ich erst am Abend verstehen sollte.„Willi, ich habe mich soeben entschieden! Die werden sich noch wundern!“
In Buhlenberg, als wir in unsere Straße einbogen, sah ich sofort, dass etwas nicht stimmte. Die halbe Nachbarschaft hatte sich auf der Straße versammelt.
Was wollen die denn?, fragte ich mich.
Kaum ausgestiegen erfuhren wir es. Genau genommen von Daniel, Idas Mann.
„Ehrhardt ist tot!“, sagte er zu Tanner. „Gestern Abend ist er in der Klinik in Idar-Oberstein ganz unerwartet verstorben!“ Fassungslos hielt er sich an der Wagentür seines Autos fest.
Tanner war sehr betroffen, so wie ich auch. Alle hatten den lieben Honigmann gern gehabt. Besonders Anny und die Kinder hatten ihn fest in ihr Herz geschlossen. Sie würden bestimmt sehr traurig sein.
„Wieso denn so plötzlich? Ich habe doch letztens noch mit ihm gesprochen!“, erkundigte sich mein Herrchen.
„Hatte wohl einen Tumor im Gehirn, den man nicht entdeckt hatte. Ehrhardt wirkte an manchen Tagen etwas durcheinander, und er klagte öfter über Schwindelgefühle. Deshalb ging er zu einer Untersuchung. Da war es wohl schon zu spät. Ich bin nur froh, dass ihm lange Qualen erspart geblieben sind!“
Tanner blickte zu Boden, und spielte mit der Fußspitze an einem Stein herum.
Als wir im Haus waren, feuerte mein Herr und Meister seine Sachen in den Flur, um sogleich zum Telefon zu gehen.
Zunächst rief er Anny an, und erzählte ihr was passiert war. Einfühlsam tröstete er sie. Ich konnte sie sogar
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