Willi von Bellden - Wer anderen eine Grube gräbt ... (German Edition)
nicht! Neben Strobel, einem blutleeren Typ, mit eingefallenen Wangen und rotbraunem Kinnbart, kam mein Erzfeind heraus, den ich unter Tausenden wiedererkannt hätte.
Lackschuh Lamberg!
Ich erstarrte für einen Augenblick in meinen Bewegungen. Das Fell auf meinem Rücken sträubte sich, dass es mir fast weh tat.
Tanner bemerkte meine Reaktion sofort und zitierte mich streng zu sich. Für eine Sekunde spielte ich mit dem Gedanken, zu dem feigen Mörder hinüber zu laufen, um ihm kurzerhand mit meiner ganzen Kraft ins Bein zu beißen. Doch die Konsequenzen wären fatal, das wusste ich. Also hielt ich inne, ging zu meinem Herrchen zurück und ließ das Arschloch nicht aus den Augen. Tanner schob sich seelenruhig eine Zigarette in den Mund, während Albert sich beeilte wieder an die Arbeit zu kommen. Als er an uns vorüber ging raunte er: „Ich geh besser mal wieder. Strobel mag es gar nicht wenn andere keine Arbeit haben ...“
Tanner lächelte sarkastisch. Die Zigarette in seinem rechten Mundwinkel verliehen ihm ein Aussehen, dass man hätte als gefährlich einstufen können.
Als die beiden Herren näher gekommen waren, gab Strobel den Arbeitern sofort einige Anweisungen, denen sie auffällig eilig nachgingen.
Lackschuh wandte sich gleich an mein Herrchen. „Na, was macht der Hund? Hat er sich von seinem Kampf erholt?“ Scheinheilig schnellten seine Augenbrauen nach oben.
„Mmh ...“. Tanner ließ sich mit einer Antwort Zeit, stieg auf einen großen Stein, und blickte über die Grabungsfläche.
„Ja. Es geht ihm wieder gut“. Die Zigarette wechselte die Mundwinkelseite. Er hielt kurz inne. „Trotzdem bin ich mittlerweile geneigt, die Bedenken meiner Frau ernst zu nehmen. Die glaubt nämlich nicht , dass Willi in eine Keilerei verwickelt war. Sie ist der Überzeugung, dass jemand auf zwei Beinen den Hund so zugerichtet hat!“
Lackschuh brauchte etwas zu lange für eine Antwort. Doch er fing sich schnell wieder.
„Aber wer sollte einem wehrlosen Hund so etwas antun?“ heuchelte er. „So etwas gibt es doch gar nicht! Höchstens im Film. Nein, nein, ich war doch Zeuge dieses Vorfalls. Rein zufällig natürlich, und ihre Frau kann mir getrost Glauben schenken, wenn ich ihr sage, dass es ein großer schwarzer Rüde war. Der Kleine hatte überhaupt keine Chance gegen das Vieh!“
Tanner stand jetzt direkt vor Lamberg.
Er sah ihn durchdringend an. Nach einer Weile zu nickte er, während er den Zigarettenrauch in kleinen Kringeln ausstieß.
„Niemand kann das Gegenteil beweisen.“, sagte er ruhig. „Ich finde es nur merkwürdig, dass sie am Samstag noch von einen großen braunen Hund erzählt haben!“
„So genau habe ich nicht auf die Farbe geachtet“, entgegnete Lamberg leicht gereizt. „Ich hatte schon genug damit zu tun, ihren verdammten Köter aus den Dornenbüschen zu befreien!“
Tanner lächelte und hob die Augenbrauen.
„Sind Sie heute morgen hier, um sich die wertvollen Ausstellungsstücke für Ihren Archäopark auszuwählen?“, fragte Tanner, wieder mit dem nötigen Sarkasmus in der Stimme. „Oder besuchen sie die Ausgrabungen aus rein archäologischem Interesse?“
„Falls es sie überhaupt etwas angehen dürfte ... aus reinem Interesse natürlich! Ich komme regelmäßig hierher, da ich schon seit Jahren, wie sie im übrigen wissen dürften, diese Ausgrabungen sponsere. Nicht zuletzt deshalb können Leute wie sie, wissenschaftliche Nachforschungen betreiben!“
Lackschuhs Visage strotzte nach diesen Worten vor Selbstzufriedenheit.
Grabungsleiter Strobel war hinzugekommen, um dem Gespräch am Rande zu lauschen. Der überaus unsympathisch wirkende Mann, schien geladen zu sein. Vermutlich ärgerte er sich immer noch über Tanners nächtlichen Anruf. Doch er erwähnte diese Begebenheit mit keinem Wort.
Statt dessen fragte er feindselig: „Was verschafft uns denn die Ehre deines Besuchs, Michael?“
„Och, ich wollte nur mal hören was es neues gibt. Vielleicht, so dachte ich, hat Strobel ja mal was, womit sich der Archäopark rechtfertigen ließe. Falsch gedacht, nicht wahr?“ erwiderte Tanner bissig.
Es war offenkundig, dass sich die beiden nicht ausstehen konnten. Zu meiner und Tanners Belustigung, hatten einige Ausgrabungshelfer ihre Arbeit unterbrochen, um zu hören, was hier gesprochen wurde.
Strobel merkte es nicht, da er mit dem Rücken zu ihnen stand.
„Deinen Sarkasmus kannst du dir sparen. Es ist hinlänglich bekannt, dass du gegen den geplanten Park bist.
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