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Willi von Bellden - Wer anderen eine Grube gräbt ... (German Edition)

Willi von Bellden - Wer anderen eine Grube gräbt ... (German Edition)

Titel: Willi von Bellden - Wer anderen eine Grube gräbt ... (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dori Jones
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gehört!“.
    Mein Boss nickte aufmerksam, aber ich merkte, dass er auf die Pointe wartete.
    „Dann, eines Tages, fanden wir eine Stelle an der nichts mehr stimmte, alle Perioden waren vermischt. Dort lagen Tonscherben aus allen Jahrhunderten, kreuz und quer und zum Teil 15 cm dick aufeinander gestapelt. So etwas hatte ich noch nie vorher gesehen und nicht die leiseste Ahnung, womit wir es zu tun hatten.“
    George, der jetzt offensichtlich zum Punkt kommen wollte, stemmte herausfordernd die Hände in die Seite und fragte an Tanner gewandt: „So, und jetzt rat mal, wem wir da auf der Spur waren?“
    Ich sah, dass Tanner kurz den Kopf senkte und schmunzelte. „Wie groß war die Struktur, George, und welche Form hatte sie?“
    Dieser erwiderte: „Na... circa einen Quadratmeter in der Fläche und oval.“
    „Na dann würde ich mal auf das kuschelige Bettchen eine Dachses tippen!“ gab Tanner zur Antwort.
    George war verblüfft und enttäuscht zugleich. „Hey... woher weist du...??“
    „Nun“, Tanner konnte sich eines schadenfrohen Grinsens nicht erwehren, „ich hatte mal eine ähnliche Fundstelle. Dachse sind ganz schön clever. Sie merken irgendwann, dass Tonscherben hervorragend isolieren und die Körperwärme speichern. Demnach sammeln sie alles ein, was sie davon finden können!“
    George fiel ihm ins Wort. „Und bauen sich ein kuscheliges Nest aus Jahrtausende alten Artefakten!“
    Die Männer lachten und auch ich musste schmunzeln. Endlich hatte mal jemand eine sinnvolle Verwendung für den alten Plunder!
    Der Saal hatte sich mittlerweile gefüllt und aus dem Hintergrund dröhnte eine Stimme: „Meine Damen und Herren, wir beginnen in 3 Minuten.“
    Tanner beeilte sich noch einige Personen per Handschlag zu begrüßen. Ich selbst zog es vor auf meinem Platz zu bleiben und belauschte zwei Herren, älteren Jahrgangs. Soviel ich verstehen konnte, ging es bei dem Gespräch um Giesels Beerdigung. Sie hatte vor zwei Wochen stattgefunden, und es mussten ganze Völkerschaften an der Trauerfeier teilgenommen haben.
    Gleich würde es losgehen und ich blickte noch einmal in die Runde. Die Wirtin brachte Getränke und auf Bestellung kleine Snacks. Ihre Gerichte wurden hochgelobt, sie waren deftig und reichlich, eben gute Hausmannskost.
    Die Sitzung war öffentlich und so hatten sich nicht nur die Vorstandsmitglieder eingefunden, sondern auch viele Hobby-Archäologen und Freunde der guten alten Dorfhistorik, die Tanner gerne als Heimathirsche verunglimpfte.
    Mein Herrchen, der bis zuletzt im Kreis einiger Fachkollegen gestanden hatte, ging erst an seinen Platz als Strobel seine Unterlagen sortiert und Platz genommen hatte.
    Strobel bat als erster Vorsitzender die Anwesenden um Ruhe, bevor er mit der Begrüßung begann. Danach erinnerte er an die tragischen Todesfälle und schlug eine Schweigeminute für Giesel und Kieling vor.
    Ich nahm schon aus Prinzip nicht daran teil. Solange tote Tiere auf der Straße lagen und jedermann achtlos über ihre geschundenen Körper hinweg fuhr, wehrte ich mich dagegen, das Ableben eines mir so gut wie unbekannten Zweibeiners zu betrauern. Ich grunzte vernehmlich in das Schweigen hinein und erntete einen freundschaftlichen Fußtritt meines Herrn.
    Es folgten stinklangweilige Berichte über vergangene und zukünftige Aktivitäten des Vereins. Ehrlich gesagt, versuchte ich mich erst gar nicht auf das zu konzentrieren, was gesprochen wurde. Ich stufte es als unwichtig ab und widmete mich ganz meinem Knochen.
    Dies tat ich mit solcher Inbrunst, dass mich Tanner noch zweimal störte. Offenbar fühlten sich die Zweibeiner von meinem Schlecken belästigt, und hatten keinerlei Verständnis, dass das Abknabbern eines solchen Leckerbissnes nun einmal ein gewisses Geräusch verursachte. Um nicht Gefahr zu laufen von der aufgebrachten Menge rausgeschmissen zu werden, gab ich mir Mühe, leiser zu genießen.
    So verging gut eine Stunde, bis die Besprechung endlich in die Richtung wechselte,  die interessant wurde. Bis dahin hatte ich meinen Knochen schon fast vertilgt. Ich kroch einige Zentimeter unter dem Tisch hervor, und lugte in die Runde. Wie ich erwartet hatte, schienen sich einige Herren mit geschlossenen Augen auf das Gespräch zu konzentrieren. Wer konnte es ihnen verdenken?
    „Und nun, liebe Freunde möchte ich euch einen Brief unseres Kulturministers zur Kenntnis bringen. Es ist die Antwort auf unser Schreiben vom September, als wir ihn baten, zu dem von uns geplanten Archäopark

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