Willi von Bellden - Wer anderen eine Grube gräbt ... (German Edition)
Frage ist nur, was ist das Motiv? Mit wem haben wir es hier zu tun?“ Tanner stand auf und ging nachdenklich im Raum umher.
„Könnten es nicht doch Zufälle sein?“, widersprach ihm George.
„Zufälle? Wie kannst du eine solche Häufung von Todesfällen in unserem Umfeld als zufällig bezeichnen?“, gab Tanner zurück, während er noch immer auf und ab lief. Das tat er oft, wenn er nach einer Lösung suchte.
„Na ja, nehmen wir mal an, dass es sich bei Kieling tatsächlich um einen Unfall gehandelt hat und in Sachen Strobel muss ja gar keine dritte Person die Finger im Spiel gehabt haben, ... niemand weiß es.“
George griff nach einer Zigarette, obwohl die vorherige noch im Aschenbecher glimmte.
„Und Giesel? War das auch Zufall oder hat er sich selbst eins über den Schädel gehauen?“ Tanners Sarkasmus war unüberhörbar.
„Könnte sich auch um eine Familientragödie gehandelt haben. Seine Frau oder sein Sohn ..., heutzutage passiert einiges und meistens sind es die nächsten Verwandten!“, sinnierte George weiter.
„Ach, hör doch auf! Das glaubst du doch selbst nicht! Giesel war ein grundsolider Mensch. Ein Langweiler wie er im Buche steht. Ein Bürokrat, der seine Mama auf dem Handy unter „Mutti“ abgespeichert hat. Für mich steht fest, dass Lamberg tiefer in der Sache steckt, als ich anfänglich vermutete. Er war der vorletzte mit dem Giesel telefoniert hatte, Strobel war der letzte, und der ist tot. Und Lamberg war zugegen als Kieling in die Franziska stolperte. Und Strobel, ja der gibt zufällig an dem Tag den Löffel ab, als jemand aufsteht und das Projekt in Frage stellt! Mir fällt beim besten Willen kein Motiv ein, warum das alles passiert ist, aber ich bin mir sicher, dass Lamberg die Fäden zieht, und er zieht sie nicht alleine. Ich spüre es!“
„Du redest schon wie deine Frau! Gefühle und so weiter ... . Aber wo bleibt dein Verstand?“, fragte George leicht gereizt.
„Vielleicht sollte man dann und wann auf seine Instinkte achten und das ein oder andere aus diesem Blickwinkel neu bewerten! Ich weiß es nicht....“, gab Tanner achselzuckend zur Antwort.
George schüttelte seinen Kopf, dein Blick auf den Boden gerichtet. „Ich glaube nicht, dass Lamberg hinter all dem steckt. Wenn er etwas damit zu tun hätte, dann wäre er nicht so allgegenwärtig, sondern würde sich eher im Hintergrund halten!“
„Vielleicht ist gerade das seine Masche! Wer weiß?“ Tanner blieb stehen und schaute George an, der resigniert die Hände hob. „Was soll’s, ich rufe mir ein Taxi. Ich brauche ein paar Stunden Schlaf!“
Er lehnte Tanners Einladung ab hier zu übernachten, und ich hatte nicht den Eindruck, dass mein Herrchen dies sehr bedauerte. Eine Viertel Stunde später war er weg.
Tanner machte sich nicht mehr die Mühe ins Bett zu gehen und streckte sich in voller Montur auf dem Sofa aus. Ich merkte jedoch an seiner Atmung, dass er nicht gleich einschlafen konnte. Vermutlich geisterten ihm zu viele Dinge im Kopf herum, genauso wie mir.
Das größte Problem war, dass Tanner George für einen Freund hielt. Aber das war er nicht und ich hatte keine Idee wie ich ihn vom Gegenteil überzeugen konnte.
Mein letzter Gedanke, bevor ich einschlief, galt Basko. Ich musste unbedingt mit ihm reden.
Der Zufall wollte es, dass ich gleich am frühen Morgen dazu Gelegenheit hatte.
Gegen sieben Uhr dreißig klingelte es Sturm an der Tür. Tanner brauchte eine Minute, bis er endlich kapiert hatte, dass kein Krieg ausgebrochen war, und eine weitere bis ihm einfiel, was zu tun war, wenn es klingelte. Er stand auf, mit nur einer Socke an den Füßen und wankte zur Haustür.
Ich war noch zu müde zum Bellen, so wartete ich einfach ab, um wen es sich handelte. Nataschas Stimme drang durch den Flur und ich wunderte mich, sie so früh zu hören. Sie wirkte aufgeregt und faselte irgendetwas von: „Ganz wichtigen Termin, total vergessen...würde spät werden.... ob Basko wohl hier bleiben könne!“
Kurz darauf schlurfte Tanner, gefolgt von meinem Freund Basko zurück ins Wohnzimmer. Mit einem Ruck ließ er sich wieder auf die Couch fallen, und als Basko freudestrahlend neben mir Platz genommen hatte, war er schon wieder eingeschlafen. Soviel zu seinen wichtigen frühmorgendlichen Terminen, aber ich würde ihn nicht wecken, sollte er doch alle verpassen!
Ich freute mich überschwänglich Basko zu sehen und hatte ihm einiges zu berichten. Tanners Nickerchen kam mir dabei gerade recht,
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