Willi von Bellden - Wer anderen eine Grube gräbt ... (German Edition)
lediglich die Augenbrauen und wir fuhren los.
An der Autowerkstatt machten wir einen kurzen Stop, Anny gab den Wagen ab und stieg zu uns ein.
Tanner nahm die B 269, bis wir zur Abzweigung Allenbach kamen, dort bog er nach rechts ein. Ein paar Kilometer weiter kamen wir linkerhand zu einem kleinen unscheinbaren Feldweg, der unmittelbar zu dem Häuschen führte. Anny erzählte ihm gerade von Tiara, die enorme Fortschritte am Gymnasium machte, als ihr ein lauter Aufschrei entfuhr. Ich wurde starr vor Schreck und auch Basko hatte sich erschrocken aufgerichtet. Tanner bremste ruckartig, so dass Basko und ich mit den Schnauzen an den Hintersitz knallten. „Das gibt’s doch nicht!“, schrie Tanner fast. Ich schaute durch die Frontscheibe und bei dem Anblick der sich mir bot, gefror mir mit einem Schlag das Blut in den Adern!
Mitten in der wunderschönen Kastanienallee, die zu dem Hexenhäuschen führte, waren drei blutüberströmte Pferdeköpfe auf Pfähle gespießt. Tanner und Anny sprangen fast gleichzeitig nach draußen, und wir folgten ihnen.
Anny hatte sich die Hände vors Gesicht gepresst und schluchzte laut, während Tanner die schreckliche Szene mit einer Mischung aus Abscheu und Interesse genauer betrachtete. Die Augen in den Pferdegesichtern glotzten uns mit leerem Blick an, die Zungen hingen schlaff heraus und die Nüstern waren blutverschmiert. Auch an den Pfählen lief Blut herunter. Ich hatte nicht den geringsten Zweifel, dass es echt war. Ein Bild des Grauens für jeden der Tiere mochte.
Mir kam ein entsetzlicher Gedanke. Waren es vermutlich die Köpfe von Annys Pferden, die dort auf den Pfählen steckten?
Tanner, der offensichtlich in die gleiche Richtung gedacht hatte wie ich, drehte sich zu Anny um, nahm sie in den Arm und sagte: „Sie sind es nicht! Das sind nicht unsere Pferde.“
„Welches Scheusal tut so etwas? Ich begreife das nicht!“ Anny schüttelte verzweifelt ihren Kopf und schluchzte so herzerweichend, dass ich große Mühe hatte sie überhaupt zu verstehen.
Mein Herrchen versuchte sie liebevoll zu trösten. „Komm Schatz, lass uns jetzt zum Haus fahren. Ich kümmere mich um all das hier. Du nimmst dir einen Martini und entspannst dich ein wenig. Und wenn ich diese Schweinerei hier aufgeräumt habe, dann überlegen wir gemeinsam, was zu tun ist. Einverstanden?“ Er schob sie einige Zentimeter von sich und blickte in ihre verheulten Augen.
Anny nickte, aber sie bestand darauf, dass er zuerst bei den Pferden nach dem Rechten sah. „Das mach ich!“ beruhigte mein Herrchen sie zärtlich.
Anny kramte im Auto nach ihrer Handtasche, während Tanner und wir vorausging en um das Gelände zu checken. Dabei hatten wir Glück, dass es Winter war. Ein flüchtiger Blick im Vorübergehen genügte, um zu sehen, dass alles in Ordnung war. Die Pferde standen heufressend in ihrem Offenstall. In den warmen Monaten, war es unmöglich nur einige Meter weit zu sehen. Das gesamte Grundstück war dann eine einzige grüne Insel aus Blumen, Stauden, Büschen und Bäumen. Gepflasterte Wege und kultivierte Rasenflächen suchte man hier vergebens. Da gab es stellenweise kein Durchkommen mehr. Was für ein Idyll! Das Häuschen selbst war von wildem Wein überwuchert und nur die Fenster und das Dach wurden freigehalten. Anny liebte es, wenn es überall blühte, wuchs und wucherte, so wie es der Natur gefiel. Sie sprach oft von ihrem verwunschenen Hexenhäuschen.
Wir nahmen den kleinen Pfad, der hinter dem Haus endete, wo sich auch die Eingangstür befand. Doch statt die zwei Stufen zu nehmen und die Tür aufzusperren, schrak Tanner plötzlich heftig zurück. Zwischen seinen Beinen konnte ich hindurchlugen und mein Nackenfell sträubte sich bei diesem Anblick aufs äußerste. Der Wahnsinn schien an diesem Tag nicht abreißen zu wollen, denn vor der Tür lag ein blutgetränktes Bündel, das aussah wie das Herz eines großen Tieres. Mein Boss reagierte sofort. Anny musste gleich um die Ecke biegen und er wollte ihr offensichtlich diesen Anblick ersparen. Mit einem Tritt beförderte er das blutige Stück Fleisch ins Gestrüpp neben der Treppe und zog die Fußmatte über den Blutfleck auf der Stufe.
Anny näherte sich und Tanner hielt ihr die Tür auf. Er stand dabei so geschickt, dass ihr jeder Blick auf das blutende Stück Fleisch verwehrt blieb.
Ein Gentleman durch und durch, dachte ich respektvoll, bevor auch Basko um die Ecke trottete (er hatte noch ein dringendes Bedürfnis erledigt). Ich
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