Willi von Bellden - Wer anderen eine Grube gräbt ... (German Edition)
Rauber, ich kenne ihre Argumente. Ihr gestriger Auftritt, wurde mir, wie sie sich denken können, bereits in allen Facetten geschildert. Sie haben ihren Standpunkt überdeutlich klargemacht. Ich bin in dieser Sache völlig anderer Auffassung, das werden sie verstehen, ... ausschließlich sie fügen dem Projekt Schaden zu, wenn sie den Artikel veröffentlichen!“
Ellerts Stimme war beim letzten Satz um einiges schärfer geworden. Wenn Tanner jetzt noch Gas gab, (dafür war er bekannt wenn jemand in diesem Ton mit ihm sprach) würde dies noch ein lustiger Tag werden.
Doch als der Bürgermeister fortfuhr, klang seine Stimme wieder ganz entspannt: „Sehen sie ..., meine Sorge gilt dem Wohl der Gemeinde. Die Archäologie ist mir im Grunde genommen völlig gleichgültig. Um Begriffe wie Wahrheit oder Irrglaube könnt ihr Experten euch streiten. Für mich zählt was unter’m Strich herauskommt. Sie wissen, dass wir enorme wirtschaftliche Probleme haben. Und die lösen wir nicht, wenn wir uns ängstlich hinter wissenschaftlichem Geplänkel verschanzen. Der Archäopark ist eine große Chance, zumindest mittelfristig. Er wird den Tourismus ankurbeln und zahlreiche Besucher in unsere Region locken. Davon bin ich überzeugt, und nur deshalb bin ich bereit ein solches Wagnis einzugehen!“
Ellert lehnte sich zurück und schwieg. Er war ganz offensichtlich fertig. Auch Tanner verzichtete auf weitere Wortgefechte und machte sich kopfschüttelnd auf den Heimweg.
Während der Fahrt verhielten wir uns ganz ruhig. Wir hatten genug ausgefressen und wollten nicht riskieren, dass mein Herrchen Basko sofort wieder bei Natascha ablieferte. Mein zotteliger Freund verhielt sich im übrigen sehr merkwürdig, denn jedes Mal wenn ich ihn ansah, schaute aus er dem Fenster. Ich nahm mir vor ihn später danach zu fragen.
Wenn ich Bedenken hatte, das Tanner uns zu Hause zur Schnecke machen würde, waren diese spätestens in dem Moment verflogen, als ich Annys Wagen in der Auffahrt erkannte. Sie hatte immer einen mäßigenden Einfluss auf sein bisweilen cholerisches Temperament und nahm mich immer in Schutz.
Wie es sich herausstellte, war sie alleine gekommen, da die Kinder heute ihren Omatag hatten. Sie saß, bezaubernd wie immer, auf dem Sofa, hatte Kaffee gekocht und duftender Kuchen stand auf dem Tisch. Obendrein war mein Futternapf randvoll mit Leckereien gefüllt. Mir lief das Wasser im Munde zusammen.
Selbstverständlich wollte ich die Mahlzeit mit meinem Kumpel teilen, doch Basko verzog sich sofort in mein Körbchen.
Ich lief ihm hinterher und sah gerade noch, wie er etwas weißes zerknülltes ausspuckte und mit der Schnauze unter die Decke schob. In meinem Kopf klingelte es sofort. Er hatte das besagte Stück Papier die ganze Zeit im Maul gehabt, und ich hatte mich gewundert, warum er so teilnahmslos gewirkt hatte! Jetzt grinste er mich siegesreich an. „Jetzt aber los!“ Ich schaute ihm verdutzt hinterher als er mit 3 langen Sätzen an meinem Futternapf war. Als ich mich zu ihm gesellte, teilte er großzügig das Übriggelassene mit mir. Wir waren eben Freunde.
Anny war erstaunt Basko zu sehen, und Tanner erklärte ihr missmutig was wir an diesem wunderschönen Morgen so alles erlebt hatten. Insbesondere Baskos Show im Bürgermeisterzimmer schilderte er haarklein. (Ich meinte zwischendurch ein kleines Lächeln in seinem Gesicht entdeckt zu haben, aber ich konnte mich auch täuschen.)
„Geschieht ihm ganz recht, diesem Schleimscheißer!“. Es war genau die Antwort die ich von meinem Frauchen erwartet hatte. Tanner tat einen tiefen Seufzer und zuckte schicksalsergeben mit den Schultern.
Bald waren die beiden in ein Gespräch vertieft, und Basko und ich hatten vor es ihnen gleich zu tun.
Gesättigt ließen wir uns auf meinem Schlafplatz nieder. Dank Annys Worte waren für heute auf jeden Fall aus dem Schneider! Es würden keine weiteren Sanktionen meines Herrchens gegen uns erfolgen.
„Erzähl schon...!“, forderte ich meinen Freund auf. Ich war gespannt wie ein Bogen.
Basko schleckte sich erst einmal zufrieden über die Schnauze, während ich meine Ungeduld kaum mehr bezähmen konnte.
„Also...“, fing er an. „Ich habe genau das Papierstück gefunden, nach dem wir gesucht hatten. Die Ausschreibungspapiere der Gemeindeverwaltung!“ Er kramte mit der Schnauze das Papier heraus und wollte es glätten.
„Nicht!“, rief ich. „Das Papier ist doch noch völlig durchgeweicht! Du hattest es eine Stunde im
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