William von Saargnagel und der purpurne Traum (Episode 1 - Eine besondere Begegnung)
weiter! «
» Wenn es unbedingt sein muss, aber rennen werde ich nicht mehr! «, erwiderte er mürrisch und rappelte sich wieder auf.
Er nahm den Bollerwagen und schlenderte gemütlich den Feldweg entlang, bis die ersten Häuser in Sicht kamen. An einem Schild blieb er stehen. » Wir haben Glück, in dem Ort Barrien gibt es einen kleinen Bahnhof. «
» Toll, dann sehe ich mal ein Dampfross, habe schon viel von der Magie über diese Feuermaschinen gehört «, erklärte Nildani ihm.
William lachte und erwiderte: » Dampfross? So etwas gibt es nicht mehr. Die Züge fahren heutzutage mit Strom. «
An Nildanis Gedanken bemerkte er ihre Enttäuschung, wusste aber auch nicht, wie er sie aufmuntern sollte. Daher schwieg er und sie erreichten schon nach wenigen Minuten den kleinen Bahnhof.
Dieser war stark verdreckt und die Wartehäuschen waren mit Kritzeleien beschmiert. Kein Ort, an dem man länger verweilen mochte. Mehr als einen Unterstand und einen Fahrkartenautomaten gab es nicht. Um auf die andere Seite zu gelangen, wo die Züge Richtung Bremen hielten, musste William den Bollerwagen mühselig eine Brücke hinauf und herunter tragen. Durch Nildanis Gewicht, die vielen Trüffel und anderen Pilze war er regelrecht aus der Puste, als er endlich wieder unten ankam. Viel Zeit, um sich von den Strapazen zu erholen, blieb ihm nicht. Aus den Lautsprechern dröhnte schon eine Stimme: »Achtung auf Gleis 2, ein Zug fährt ein.«
Mit quietschenden Bremsen hielt er neben ihnen und William beobachtete die aussteigenden Menschen eingehend. Ihm entging nichts und seine Beobachtung wurde belohnt. Einer der Passagiere warf seinen Fahrschein weg und William hob ihn rasch auf. Damit dies nicht auffiel und der Zugbegleiter es nicht sah, tat er so, als würde er seine Schnürsenkel binden.
» Was machst du da am Boden? «
» Einen weggeworfenen Fahrschein aufheben. Ich will nicht beim Schwarzfahren erwischt werden. Man würde mich der Polizei übergeben und zu meinen Pflegeeltern zurückbringen «, antwortete William ihr und stand wieder auf. Beim Versuch den Bollerwagen in den Waggon zu verfrachten, half ihm der Schaffner. Nach seinem Ticket fragte er jedoch nicht.
Knapp dreißig Minuten waren sie mit dem Zug unterwegs und stiegen letztendlich am Bremer Hauptbahnhof aus. Gemütlich bummelten sie in die Innenstadt. William musste regelmäßig an den großen Schaufenstern stehen bleiben, damit Nildani die vielen tollen Sachen bestaunen konnte. Vorsichtig hob sie immer ihren Kopf, um unter dem Leinensack herauszuschauen. Zum Glück liefen die normalen Menschen fast blind an ihnen vorbei und kümmerten sich nicht um sie. Keiner wunderte sich darüber, dass in dem Bollerwagen ein Hund unter Leinensäcken steckte. So kamen sie nach einer Weile des Herumbummelns unbehelligt am Ziel an.
» Und was jetzt? Wir sind hier im Bremer Schnoor «, bemerkte William.
» Da vorne am Katzencafé vorbei, dort erkennst du einen eigenartig aussehenden Stein am Boden. Auf den stellst du einen Fuß und sprichst: Schnoor, oh schöner Schnoor, zeige mir dein wahres Gesicht! Dann sind wir im magischen Bremer Schnoor «, erklärte Nildani ihm.
» Woher weißt du, wie man dorthin gelangt? «
» Na, weil ich ein Drache bin! Mein lieber William, du musst noch sehr viel lernen. Aber es ist ja noch kein Meister vom Himmel gefallen. «
William kratzte sich nachdenklich am Kopf. » Muss ich das jetzt denken oder sprechen? «
Nildani kicherte leise und amüsierte sich köstlich über ihn. » Du kannst Fragen stellen! Du musst es natürlich sprechen. Aber flüstere es, damit kein Fremder es hört. Pass auf jeden Fall auf, dass keiner sieht, wie du verschwindest. «
Vorsichtig schaute William sich um, und als er niemandem sah, flüsterte er: »Schnoor, oh schöner Schnoor, zeige mir dein wahres Gesicht.«
Überwältigt blickte William sich um! Eben standen sie noch in einer leeren kleinen Gasse und nun war sie voller Leben. Überall rannten spielende Kinder umher, seltsam gekleidete Erwachsene standen in Gruppen herum und unterhielten sich. William gefielen diese Arten von Trachten, die sie alle trugen. Sie erinnerten ihn an Theaterkostüme, wobei diese schon etwas edler wirkten.
Wie eine Kette reihten sich die einzelnen Geschäfte auf beiden Seiten der Gasse aneinander. Es gab hier alles, vom Zaube rstabladen bis zum Zoofachgeschäft für kuriose Tierarten. Die Buchhandlung jedoch erregte Williams Aufmerksamkeit am meisten. Das Gebäude hatte von außen
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