Willige Opfer - Sex amp Crime 1
seelenruhig ausgenutzt haben. Freie Bahn hatte er ja, nachdem wir den vermeintlichen Täter dingfest gemacht haben.“
„Richtig. Wenn er vor Ort war, hat er sich bestimmt ins Fäustchen gelacht.“
„Ich darf gar nicht dran denken. Moment, ich mach mich schnell fertig.“ Esther sprang auf und ging ins Bad.
„Ja, wir müssen.“
„Leider!“
33
Die traurige Nachricht erreichte Esther am späten Vormittag. Carlo stürzte in ihr Büro und erwischte die Kommissarin dabei, wie sie sich den Lidstrich nachzog. „Wir haben Evelyn Lenz gefunden.“ Esther erstarrte und ihr Herz rutschte in die Hose. „Erdrosselt“, fuhr Carlo fort. „Im gleichen Zustand wie die anderen auch.“
S-u-p-e-r-g-a-u!
Esther spürte, wie sie innerlich zusammenbrach. Wie die letzte Hoffnung sich verflüchtigte und einen großen Hohlraum hinterließ, den sie mit nichts füllen konnte. Es fiel ihr schwer, die Fassung zu wahren und etwas zu sagen. Der Schmerz wütete zu tief. Obwohl sie das Opfer nicht kannte, fühlte sie mit ihr.
Carlo setzte noch einen drauf: „Es gibt noch eine schlechte Nachricht: Du hast eine Privataudienz bei der Rossmann. Um 14 Uhr.“
M-e-g-a-g-a-u!
Da sie immer noch keinen Pieps von sich gegeben und sich keinen Millimeter gerührt hatte, verschwand Carlo wie er gekommen war. Lautlos.
Was wollte die Rossmann von ihr, überlegte Esther. Die Kündigung aussprechen oder gab es vorher noch etwas zu klären?
Egal. Spielte sowieso keine Rolle mehr. Sie war geliefert, griff das Telefon und wählte Rocks Nummer.
„Es hat die Nächste erwischt“, platzte sie heraus. „Evelyn Lenz, eine Freundin von Tina.“
„Tolle Begrüßung.“
„Mehr fällt dir dazu nicht ein?“
„Früher hast du wenigstens noch Hallo gesagt oder so.“
„Ach, weißt du was: Leck mich!“ Sie drückte ihn weg und knallte das Telefon auf den Tisch. Die Dinge entwickelten sich in eine fatale Richtung. In ihrer derzeitigen Verfassung sollte sie niemandem gegenübertreten. Aber vielleicht war ihr Zustand genau richtig, um ein ernstes Wörtchen mit der Rossmann zu reden. Bei dem Gedanken fühlte sie Angriffsfreude aufsteigen und insgeheim freute sie sich auf das Gespräch.
Um Punkt 14 Uhr klopfte Esther an die Bürotür der Oberstaatsanwältin, wartete aber nicht ab, bis sie hereingebeten wurde, sondern drückte die Klinke und spazierte hinein. Der Termin war schließlich angekündigt, sie wurde erwartet.
Frau Rossmann kam hinter dem Schreibtisch hervor, begrüßte sie sachlich ohne Händedruck und bot ihr einen Platz am Tisch an. Während sich Esther setzte, schaute Frau Rossmann einen Augenblick auf die Straße, erst nach links, dann nach rechts, um sich dann ebenfalls an den Tisch zu setzen.
Sie tat ein wenig zu cool, empfand Esther, mittlerweile war sie wirklich sehr gespannt.
„Frau Streit“, begann die Oberstaatsanwältin, „ich habe Sie hierher gebeten, weil ich Sie fragen möchte, ob Sie Jörg Rock angeordnet haben, an dem Fall dranzubleiben und weiter für Sie zu recherchieren?“
Esther fragte sich, was die Rossmann wohl bezweckte. Sie machte sicher nichts, ohne eigenen Nutzen, beziehungsweise ohne ein Ziel zu verfolgen. Esther fand aber zunächst keine Erklärung und erklärte freimütig: „Leugnen hilft ja sowieso nichts. Anordnen kann ich ihm zwar nichts, er macht es ja aus freien Stücken, aber wir haben darüber gesprochen, ob es sich lohnen könnte, noch einmal das Fitnessstudio unter die Lupe zu nehmen.“
Frau Rossmann holte tief Luft, als wolle sie ihre nächsten Worte besonders betonen. „Sie sind sich darüber im Klaren, dass es nach außen so wirkt, als hätten Sie nichts, aber auch gar nichts dazugelernt?“
„Ich kann ihm nicht verbieten, sich dort umzuschauen“, erklärte Esther voller Überzeugung. „Schließlich ging das vierte Mädchen dort trainieren. Und er ist ja bekanntermaßen Journalist, recherchiert für sein Leben gern und schreibt spannende Artikel über Themen, die die Leute da draußen betreffen.“ Esther legte ein Bein übers andere und wartete ab.
„Wollen Sie mir weismachen, er war lediglich in seiner Funktion als Journalist vor Ort?“
„In welcher denn sonst?“
Esther rätselte immer noch, warum sie hier saß. Die Fakten lagen auf dem Tisch, was sollte dieses Geplänkel? Wollte die Staatsanwältin etwas ganz anderes von ihr erfahren? Aber was? Und wozu? Die Rossmann war ausgebufft und gewieft, trauen konnte man ihr nicht drei Meter weit.
Dieser Dialog kam ihr immer
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