Willige Opfer - Sex amp Crime 1
er ignorierte es. Und als sie im Spiegel seinen starren Blick sah, gab sie auf.
Nach zwanzig Minuten verließ er den Friseursalon und machte sich auf nach Hause. Er ging schnurstracks zu seinem Trophäenschrank, nahm die Schatulle heraus und warf die Slips in den Kamin. Mit etwas Papier und Pappe entfachte er ein Feuer, in dem sie langsam verglommen. Er beobachtete das Knistern. Reste auslöschen, Spuren vernichten.
Schon fühlte er sich besser. Besonders, wenn er daran dachte, was er abends noch vor hatte.
35
Die Stimmung unter den Kollegen der Mordkommission hätte mieser nicht sein können. Der neuerliche Fund hatte sie auf ein Allzeittief sinken lassen. Alle fühlten sich hilflos, ratlos, machtlos. Auch das gerade zu Ende gegangene Meeting hatte die Situation nicht verbessert. Im Gegenteil. Allen war schonungslos bewusst geworden, dass sie bislang versagt hatten. Sie standen mit leeren Händen da und fanden keinen Anker, an dem sie ihre weitere Vorgehensweise festmachen konnten.
Momentan lag ihre einzige Hoffnung auf der Veröffentlichung des Phantombildes, das mit Rocks Hilfe angefertigt worden war. Wobei sie erstens nicht wussten, ob es überhaupt den Täter zeigte, zweitens, ob ihn jemand erkennen und sich daraufhin melden würde und drittens, ob sie den Täter damit nicht aufschrecken und er abtauchen würde. Aber es war und blieb die einzige sinnvolle Maßnahme. Und deshalb hatten sie alle Kollegen abgenickt.
Esther Streit ging nach der Teamsitzung mit Carlo in dessen Büro. „Puhhhhh“, sagte sie und ließ sich in einen Sessel plumpsen. „Schon merkwürdig, wenn so ein diffuses Bild der einzige brauchbare Anhaltspunkt ist.“
„Stimmt, aber irgendetwas müssen wir versuchen. Sonst haben wir keine Chance und das Morden geht weiter.“ Und Carlo fügte hinzu: „Ich mache mir die ganze Zeit Gedanken, was für ein Typ das ist.“
„Vielleicht ein Sadist?“, mutmaßte Esther.
„Du meinst, er fügt einfach gerne Schmerzen zu und schreckt auch vorm Töten nicht zurück?“
„Oder er dreht im Sexrausch durch und tötet sie dann. Das Verstümmeln kommt ja erst nach dem Töten.“
Plötzlich ruckte Carlo, als hätte er gerade eine geniale Idee gehabt. „Was hältst du von einem Lockvogel im
Charleys
?“
Esther erschrak. „Bist du wahnsinnig?“
„Wieso?“, tat Carlo ungläubig. „Ich denke, das Risiko ist abschätzbar, wenn unsere Leute in dem Laden sind und ihn verfolgen.“
„Nur wissen wir nicht, wer der Täter ist. Es könnte sich ja auch ein Mann an unseren Lockvogel ranmachen, der wirklich nur ficken will. Scheint ja in dem Laden nichts Außergewöhnliches zu sein.“
„Du hast ja recht.“ Carlos Worte klangen desillusioniert.
„Und vor allem“, ergänzte Esther. „Wer sollte den Lockvogel machen? So viele junge Blondinen laufen hier nicht rum.“ Carlo verstummte. Es hatte den Anschein, als versinke er tief in innerer Zwiesprache. Da nichts mehr von ihm kam, stand Esther auf. „Ich haue heute früher ab. Hab noch was zu erledigen.“ Carlo schaute ihr überrascht nach, als sie zur Tür hinaus ging.
Esther klingelte dreißig Minuten später bei Rock. Ihr brannte etwas auf den Nägeln, das sie klären musste.
Als er öffnete, spazierte sie wortlos an ihm vorbei Richtung Wohnzimmer.
„Nette Begrüßung“, rief er hinter ihr her.
Sie drehte sich herum und ohne Federlesen konfrontierte sie ihn direkt mit dem Grund ihres Besuches. „Hast du was mit der Rossmann?“
Rock schloss die Tür und blickte sie verständnislos an. „Wie kommst du darauf?“
„Erzähl keinen Scheiß, sondern sag mir einfach die Wahrheit!“
Eisige Stille legte sich zwischen beide. Esther hatte für einen Moment das Gefühl, zu weit gegangen zu sein. Sie war noch nie zimperlich gewesen. Konnte oftmals nicht hinterm Berg halten mit ihren Meinungen und Ansichten. Direktheit war ihre Stärke. Und manchmal war nur der schonungslose Weg erfolgversprechend. Aber, fragte sie sich, hätte sie eben diplomatischer vorgehen müssen?
Sie war kurz vorm Einknicken und überlegte schon eine Entschuldigung, als Rock den Mund aufmachte. „Okay, ich gebe zu, dass ich einmal...“
Esther durchfuhr ein Schlag. Sie hatte das Gefühl, die Erde vor ihr öffne sich und sie fiele in einen tiefen Schlund. „Ich fasse es nicht.“
„Du hast es so gewollt. Das habe ich nur für dich getan.“
„Für mich?“ Esther wurde schwindlig, ihre Beine klappten weg und sie konnte sich nicht mehr halten. Sie ging zu Boden
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