Willige Opfer - Sex amp Crime 1
genau sehen können. Es kam ihm bekannt vor. Und dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Das war derselbe Typ, der vorm Fitnessstudio sein Versteck inspiziert hatte: der Turnschuhträger! Derjenige, den die Bullen kassiert hatten. Er verstand nicht, was hier lief. Spielten die beiden ein abgekartetes Spiel? Zu welchem Zweck? Warum und woher kannte die Staatsanwältin diesen Kerl? Und was hatte sie ihm übergeben?
Er musste es herausfinden.
Kurz darauf startete die Rossmann den Wagen und fuhr los. Der Mann stand am Straßenrand und schaute ihr hinterher.
Er beeilte sich, den Wagen zu starten, und nahm die Verfolgung auf. Jetzt musste er Gas geben, denn er wollte vor Frau Staatsanwältin an ihrem Bungalow sein.
38
Es war kurz vor 22 Uhr, als bei Esther das Telefon klingelte. Sie war bereits bettfertig und dementsprechend schlecht gelaunt, weil sie sofort vermutete, dass etwas passiert sei.
Als sie abnahm und Rocks Stimme hörte, bekam sie eine kleine Krise. Sie verstärkte sich, als sie sein Anliegen vernahm: „Du hast doch bestimmt die Adresse von der Rossmann?“
Esther kochte, aber sie versuchte ruhig und sachlich zu bleiben. Rock war in manchen Dingen wie ein Holzklotz. Unsensibel, uncharmant. Einfach unter aller Sau. Er konnte, ohne mit der Wimper zu zucken, Gefühle treten und merkte es nicht einmal. Wie auch jetzt. Deshalb sagte sie in halbwegs sanftem Ton: „Ausgerechnet mich fragst du, wo diese Schlampe wohnt? Das ist das Allerletzte. Selbst dir müsste das klar sein. Dass du dich nicht schämst.“
„Ich will nicht zum Vergnügen zu ihr. Sie war gerade hier und fährt nach Hause. Und ich glaube, sie wird verfolgt.“
„Verfolgt, von wem?“
„Von dem Typ aus dem
Roxy
. Als die Rossmann eben losgefahren ist, hat sich ein Auto direkt hinter ihr eingefädelt. Ich habe den Wagen wieder erkannt. Erinnerst du dich noch an das Kennzeichen, das ich damals nachts durchgegeben habe?“
Esther überlegte fieberhaft. Von was faselte Rock da? „Sag mal, hast du gesoffen?“
„Quatsch!“
„Nimmst du Drogen?“
„Jetzt hör aber auf!“, schrie Rock.
„Dann erklär mir, was das alles soll?“
„Gib mir einfach die Adresse von der Rossmann und das Kennzeichen. Und beeil dich, es brennt. Und dann belästige ich dich nicht weiter.“
„Okay, dauert etwas.“ Sie klickte ihn weg und bemühte sich, cool zu bleiben. Also: sammeln, sondieren, aktiv werden. Das war die Reihenfolge, die sie einhielt.
Sie rief in der Mordkommission an. Carlo hatte Bereitschaftsdienst. Nach zwei Minuten bekam sie die gewünschten Informationen, die sie unverzüglich an Rock weitergab.
„Bingo!“, sagte Rock. „Das war der Wagen, der eben vor meiner Tür geparkt hat, und jetzt die Rossmann verfolgt.“
Alles, was Rock von sich gab, klang abstrus, verwirrend und unglaubwürdig. Aber er klang auch selbstsicher. Vielleicht war etwas dran. „Was hast du jetzt vor?“, wollte sie von ihm wissen.
„Ich häng mich dran und schaue, was ich tun kann.“
„Du allein?“
„Logo. Ich hab‘ kein Team um mich oder was meinst du?“
„Aber du kannst doch nicht allein...“
„Weißt du was, lass mir die Ruhe!“ Das Gespräch wurde unterbrochen. Esther Streit ließ sich in einen Wohnzimmersessel gleiten. Das war zu viel auf einmal. Was hatte das zu bedeuten? War Rock jetzt total durchgeknallt?
Sie rekapitulierte, was er gesagt hatte. Angelika Rossmann war bei ihm gewesen und dann nach Hause gefahren. Zwischengedanke: Was machte die Schlampe bei ihm zu Hause? Weiterdenken: Ein Wagen hatte sich hinter sie gehängt und verfolgte sie. Den Wagen hat Rock als denjenigen identifiziert, dessen Spur er damals vorm
Roxy
aufgenommen hatte. Eindeutig das gleiche Kennzeichen. War es möglich, dass der Serientäter die Rossmann verfolgte?
Warum?
War sie vielleicht sein nächstes Opfer?
Esther hielt inne. Der Gedanke breitete sich blitzartig in ihrem Bauch und ihrem Herzen aus. Sie ließ ihn immer wieder auf der Zunge zergehen.
War die Rossmann sein nächstes Opfer
?
Sie brauchte einige Zeit, um zu realisieren, was das bedeutete. Der Täter würde sie töten. Sie wäre weg! Ihre schlimmste Feindin beseitigt. Der Gedanke war böse, aber er gefiel ihr. Zum weiteren Nachdenken kam sie nicht, denn das Telefon klingelte erneut.
„Leck mich!“, schrie Esther in den Hörer, weil sie vermutete, dass Rock sich nochmal meldete.
„Wie komme ich zu der Ehre?“ Carlos Stimme.
„Oh, sorry! Ich dachte, du wärst jemand anderes. Tut
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