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Willkommen auf Skios: Roman (German Edition)

Willkommen auf Skios: Roman (German Edition)

Titel: Willkommen auf Skios: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Frayn
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Silhouette eines Hinterkopfs davor.
    »Zweiunddreißig Euro«, sagte der Kopf.
    O ja. Das Taxi. Kein Koffer. Phoksoliva . Skios … Dr. Wilfred öffnete die Wagentür und trat steif hinaus in die Finsternis. Er tastete automatisch nach seiner Brieftasche und hielt inne. Zweiunddreißig Euro? Aber alle Unkosten wurden übernommen! Die Unkosten wurden immer übernommen! Bevor er protestieren konnte, wurde ihm freilich klar, dass sich alles verändert hatte, seitdem er aus dem Taxi gestiegen war. Die Nacht war verwandelt. Er drehte sich um. Ein Märchenpalast aus Licht war auf magische Weise erstanden. Olivenbäume mit zarten silbrigen Blattunterseiten. Flackernde Reflexionen uralter Steinmauern. Flatternde Fledermäuse. Im gleichen Augenblick, nun, da er ihn nicht länger brauchte, leuchtete in seinem Kopf der Name des Etablissements auf, zu dem all das gehörte: die Fred-Toppler-Stiftung. Natürlich. Einen Moment lang stand er nur da und schaute sich um … Der Ruf der Stiftung, ihre Gastredner zuvorkommend zu behandeln, war mehr als gerechtfertigt; auf seinen zahllosen Reisen war er nie in einem Quartier wie diesem untergebracht worden. Seine eigene Schaukel … ein Barren … und eine Wetterstation … Auf der Seite des Hauses konnte er sehen, was sein eigener Pool zu sein schien … Es wirkte wie ein geschmackvoll umgebautes und sehr teures Ferienhaus.
    Er reichte Spiros vierzig Euro und winkte ab, als er ihm das Wechselgeld geben wollte. Als Bewohner eines solchen Anwesens konnte er schlecht knausern.
    »Haben guten Abend«, sagte Spiros.
    »Auch ohne mein Gepäck«, sagte Dr. Wilfred freundlich.
    »Keine Sorgen. Sie finden. Ich bringe.«
    Gepäck! Hand gepäck! Im Taxi …! Nein, hier, er hatte sich die Tasche um den Hals gehängt, bevor er eingeschlafen war, für den Fall, dass er genau das tat, was er einen Augenblick glaubte, getan zu haben.
    Der Luxus seiner Unterkunft machte sogar das Aussehen des Mannes wett, den sie geschickt hatten, um ihn abzuholen, ganz zu schweigen von dem ewigen »Kein Problem« und »Keine Sorgen«. Als er sich zum Gehen wandte, belohnte er ihn, indem er seinen volkstümlichen Gruß wiederholte: »Ja, und … Wie war das gleich noch mal …? Phoksoliva! «
    In der Haustür steckte der Schlüssel. Als er die Tür öffnete, erwachte das Hausinnere sachte zum Leben.
    Nein, nie zuvor war er in einem solchen Quartier untergebracht worden. Dunkle traditionelle Möbel, bäuerliche Schüsseln und irdene Teller. Überall kleine zivilisierende Dinge, so dass es wie das Heim einer Familie wirkte. Puppen, von Laien gemalte Aquarelle, hier und da Bücher und Zeitschriften. Das nahezu unhörbare, beruhigende Summen der Klimaanlage. Auf der Theke in der geräumigen Küche ein handgeschriebener Zettel: »Alles, was hier ist, steht zur freien Verfügung. Strandtücher sind in den Umkleidekabinen neben dem Pool.«
    Die Stiftung hatte ihren schäbigen Empfang am Flughafen mehr als wiedergutgemacht. Er kam sich vor, als wäre er in das verzauberte Schloss aus einem Märchen gewandert. Über dem Bett hing ein gerafftes weißes Moskitonetz wie Vorhänge um das Bett einer schlafenden Prinzessin. Viele der Kommoden und Kleiderschränke waren verschlossen. Vielleicht lagen darin die Leichen früherer Gastredner, die hierhergelockt worden waren.
    Und jetzt? Wahrscheinlich sollte er sich hinbegeben, wo immer sich die Gäste der Stiftung trafen, und sich vorstellen. Doch als er den Rand der silbernen Welt am Ende des Gartenwegs erreichte, wirkte die Dunkelheit jenseits davon undurchdringlich und das weiche, einladende Nest in seinem Rücken um so verlockender. Er kehrte zurück und ließ Wasser in die Badewanne laufen, gab lila Kristalle aus einer altmodischen Apothekerdose hinein. Im Kühlschrank fand er eine Flasche Weißwein und auf der Arbeitsfläche einen Korkenzieher und Gläser. Er zog sich aus, faltete seine Kleidung sorgfältig – er würde sie morgen wieder anziehen müssen – und legte sie auf die Handgepäcktasche neben dem Bett … Der Vortrag! Ja.
    Er tauchte in das Schaumbad und nippte an seinem Wein. Alles war gut. Der Tag hatte sich beträchtlich bemüht, alles wieder wettzumachen.
    Er trocknete sich mit einem der flauschigen Handtücher, die auf den marmornen Flächen im Bad herumlagen, die Hände und rief Vicki an. Sie war wieder im Dienst.
    »Ich … Hier, ja. Mein Koffer allerdings nicht … Ich weiß, ich weiß. Diesmal nicht die Fluggesellschaft – irgendeine blöde Frau an der

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