Willkommen auf Skios: Roman (German Edition)
irgendwas im Leben zu erreichen. Also, nehmen Sie das Tischtuch fest in die Hand. Okay? Ich zähle bis drei, und bei ›drei‹ ziehen Sie das Tuch unter dem Turm weg. Fertig? Also los. Eins …«
»Aber …«
»Zwei …«
»Hören Sie!«
Sie hörten zu, als auf Dr. Wilfreds »drei« ein kurzes Crescendo zerbrechenden Porzellans folgte. Nikki und die Rücken vor ihr wichen zurück vor den herumfliegenden weißen Scherben und den dunklen Spritzern der Kaffeereste. Etwas traf Nikki am Oberarm und fiel vor ihr auf den Boden. Es war der Schnabel der Kaffeekanne.
»Genau!« sagte Dr. Wilfred. »Und das, Professor, ist die Antwort auf Ihre Frage.«
Professor Ditmuss hielt das Tischtuch in den Händen. Er wischte sich damit den Kaffee vom Hemd. Er wirkte benommen. Und er schien noch etwas sagen zu wollen.
»Bitte entschuldigen Sie«, sagte Nikki, als er den Mund öffnete. »Ich bin’s wieder. Leider muss ich Dr. Wilfred zu seinem nächsten Termin bringen.«
»Brillant«, sagte Nikki, als sie Dr. Wilfred zu Demokrit führte. »Obwohl ich zu spät gekommen bin, um wirklich zu verstehen, worum es ging.«
»Nun denn«, sagte Dr. Wilfred, »worin besteht die nächste Herausforderung?«
»Aperitif mit Mrs. Fred Toppler.«
»Soll ich meine Vorführung mit den Kaffeetassen machen? Oder mich wieder zu ihr ins Bett legen?«
»Seien Sie einfach so brillant wie immer. Und denken Sie daran, dass meine Zukunft in der Stiftung durchaus von Ihnen abhängt. Und ihr Freund Mr. Papadopoulou hat einen sagenhaften Ruf in diesem Land.«
»Einen sagenhaften Ruf? Wirklich? Weswegen?«
»In der modernen griechischen Philosophie gibt es eine Regel für ein glückliches Leben, die besagt: Stelle nie Fragen zu Vassilis Papadopoulou.«
23
Das hätte ich mir denken können, dachte Georgie, als Dr. Wilfred wieder um die Ecke des Hauses bog. Sie drehte sich auf den Bauch und bedeckte sich mit dem Handtuch, doch er verschwand wort- und blicklos im Haus. Sie nahm das Handtuch nicht weg. Er schien dem Zusammenbruch nahe, aber man wusste ihrer Erfahrung nach nie, wie man mit den Männern dran war, auch nicht mit den klapprigsten alten Opas.
Nach einer Weile kam er mit patschnassem Kopf wieder heraus und ließ sich langsam auf die Kante der anderen Liege nieder, in einiger Entfernung von ihr. Sie wandte ihm argwöhnisch das Gesicht zu, die linke Wange gegen das Handtuch gedrückt, auf dem sie lag, die Augen geöffnet.
»Sie schicken mir einen Buggy«, sagte er. »Es ist zu weit, um zu Fuß zu gehen. Ich muss auf den Buggy warten. Ich muss einen Vortrag halten. Heute abend. In der Stiftung. Den Fred-Toppler-Vortrag.«
Er zerrte eine abgewetzte Heftmappe aus seiner Tasche, die er noch immer festhielt, und hob sie hoch, damit sie sie sehen konnte.
»Zumindest habe ich noch den Vortrag. Alles andere ist weg. Es war in meinem Koffer. Jemand hat meinen Koffer mitgenommen.« Er lockerte das nasse Hemd um den Hals. »Saubere Kleidung, Kulturbeutel. Ich werde mir die Sachen von der Stiftung leihen müssen.«
Er wischte sich die Hände an der zerrissenen Hose ab und nahm ein Telefon aus der verschwitzten Hemdtasche. Er wischte sich noch mehr Schweiß von den Händen.
»Wo bleibt der Buggy, den sie schicken wollten?« sagte er. »Er sollte mittlerweile dasein.«
Sie ließ ihn nicht aus den Augen, während er sich das Telefon ans Ohr hielt.
»Oder haben sie mich vergessen?« sagte er. »Existiere ich überhaupt? Oder bin ich irgendwie verschwunden wie mein Koffer?«
Einen Augenblick lang saß er vollkommen reglos und schweigend da und horchte.
»Besetzt«, sagte er. Er drückte auf die Wahlwiederholungstaste. Wieder eine geduldige Pause. Dann stieß er plötzlich ein Wutgeheul aus, dass Georgie auf ihrer Liege hochfuhr.
»Akku leer!« Er schleuderte das Telefon auf die Liege. Es rutschte über die Kante und versank im Pool.
Einen Augenblick lang saß er da, betrachtete die blauen Reflexionen des Himmels auf dem Wasser, das sanft hin und her schwappte, so heiter und unbeschwert wie eine Eidechse, die gerade eine Fliege verschluckt hatte. Dann stützte er den Kopf in die Hände und schaute eine Weile auf seine staubigen Schuhe.
»Tut mir leid«, sagte Georgie. »Sie haben einen schlechten Tag heute.«
Schließlich hob er den Kopf und schaute etwas anderes an. Ihre Strandtasche, wie sie sah, und die Dinge, die sie herausgeholt hatte. Darunter ihr Telefon.
»Möglicherweise erinnere ich mich an die Nummer meiner PA«, sagte er kleinlaut.
Sie
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