Willkommen auf Skios: Roman (German Edition)
Gastredner. Sie können zuhören! Was für ein Doktor sind Sie eigentlich?«
»Ach, wissen Sie … von diesem und jenem.«
»Wie originell! Ihr Briten! Also kein Mediziner?«
»Nein?«
»Ja? Sind Sie ein Doktor der Medizin?«
»Warum nicht?«
»In diesem Fall …«
Sie zog die Bluse aus der Hose, kehrte ihm den Rücken zu und berührte einen Punkt auf der braunen Masse, die sich aus dem Bund zu befreien suchte.
»Genau … hier . Als ob sich ein Bohrer in mich hineinbohren würde. Ich war bei Spezialisten, ich war bei Chiropraktikern und bei Wunderheilern … Vielleicht können Sie etwas ertasten … Nein …? Drücken Sie fester … Tiefer, tiefer … Warten Sie …«
Sie öffnete die Hose, zog sie ein paar Zentimeter herunter und beugte sich über eine Stuhllehne.
»Da, ja … Fester … Fester! Es tut nicht weh … Okay, es tut weh, aber es tut auf eine angenehme Weise weh …«
»Verreiben Sie sie gut«, sagte die Frau, die sich als Bewohnerin des Hauses herausgestellt hatte, das nicht der Stiftung gehörte. Sie lag auf der Liege mit dem Gesicht nach unten, ein Handtuch über dem Po. Dr. Wilfred verrieb Sonnencreme auf ihrem Rücken. »Benutzen Sie Ihre Daumen. Wenn Sie schon dabei sind, können Sie mich auch gleich massieren … Oben am Rückgrat … Ja, gut … Nehmen Sie meine Schulterblätter … Eine Hand auf jedes Schulterblatt … Drücken Sie die Daumen gegen die Innenkanten und fahren Sie auf und ab … Fester! Ich bin nicht zerbrechlich.«
Dr. Wilfred fiel auf, dass er seit mehreren Minuten nicht an die Ungerechtigkeit seines Schicksals gedacht hatte. Er trug noch immer gehorsam den geblümten Sonnenhut, um sich nicht den Nacken zu verbrennen, und schaute konzentriert zu, wie die glänzende weiße Creme zuerst im Sonnenschein schimmerte und dann langsam von der weichen braunen Haut aufgenommen wurde. Die Schulterblätter bewegten sich mit verwirrender Geschmeidigkeit unter seinen Händen. Auch die Wirbel hatten ein unterirdisches Eigenleben, über das er nur spekulieren konnte. Auf dem linken Schulterblatt befanden sich zwei Leberflecken, die die Glätte der Haut noch zu betonen schienen.
»Das ist gut«, sagte die Besitzerin des Rückens. »Ich bin übrigens Georgie. Und Sie sind …?«
»Wilfred. Dr. Wilfred. Dr. Norman Wilfred.«
»O nein! Ich hasse Namen, bei denen man nie weiß, was vorn und was hinten ist. Und Sie sind Arzt, oder, Norman? Nein – Wilfred … Wilfred?«
»Norman.«
»Norman. Ich hätte nie gedacht, dass ein Arzt so unvernünftig ist und in der Mittagssonne ohne Sonnencreme herumläuft.«
»Ich bin kein Arzt.«
»Nein? Was für ein Doktor sind Sie dann?«
»Management. Unter anderem.«
»Management? Und was managen Sie, Wilfred, abgesehen davon, dass Sie Ihr Gepäck verlieren und sich mit Leuten ins Bett legen, die Sie nicht kennen, in Häusern, die Ihnen nicht gehören?«
Seine Hände fuhren über ihre Rippen, von oben nach unten und von innen nach außen.
»Wissenschaftliche Forschung«, sagte er widerwillig.
»Was, Atome und so Sachen? Umweltverschmutzung und so Zeugs?«
Sinnlos, darauf eine Antwort zu versuchen. Seine Hände arbeiteten sich auf die Vorderseite ihres Brustkastens.
»Da nicht«, sagte sie scharf. »Das kann ich selbst. Und der einzige Grund, warum ich keinen Adapter habe, ist, weil sich normalerweise Patrick um diese Dinge kümmert.«
Seine Hände setzten wieder oben an ihrem Rückgrat an und bewegten sich langsam nach unten.
»Ist es Patrick, der mit dem Taxi kommt?«
»Patrick? Warum denn Patrick? Patrick ist in der Türkei.«
Dr. Wilfreds Hände hielten abrupt inne, irgendwo in der Nähe des dritten Thoraxwirbels.
»Wenn es Patrick wäre«, sagte Georgie, »dann wäre er hier. Mit einem Adapter. Und einem Ersatzadapter für den Fall, dass der erste kaputtgeht. Und Tabletten zum Entkeimen von Wasser. Und was gegen Mücken. Und einem Glas Marmite.«
»Aber der Mann, der kommt … Der im Taxi …«
»Oliver.«
»Oliver. Sie wissen wirklich nicht, wann?«
»Keinen blassen Schimmer.«
Dr. Wilfred fiel wieder der Verzweiflung anheim. »Ich muss zu dieser Stiftung, zu der ich muss, und ich muss saubere Kleidung auftreiben, und ich weiß nicht, wann ich dort sein soll, und ich weiß nicht, wo sie ist, und ich weiß nicht, wie lang ich brauchen werde, um dort hinzukommen. Ich weiß nicht einmal, wo wir jetzt sind. Wo sind wir?«
»Fragen Sie mich was Leichteres. Fragen Sie Oliver, wenn er kommt. Hören Sie, reiben Sie mich mit
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