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Willkommen auf Skios: Roman (German Edition)

Willkommen auf Skios: Roman (German Edition)

Titel: Willkommen auf Skios: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Frayn
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auf dem Kai. »Schiffsdieselersatzteile« war auf griechisch und auf englisch darauf gedruckt. Komisch. Doch eine nützliche Erweiterung der Einrichtungen im Hafenbecken, da sie gut eineinhalb Meter hoch war und Giorgios genügend Platz bot, um sich dahinter auf die Kaimauer zu setzen und dagegen zu lehnen, außer Sichtweite jeder denkbaren Überwachungskamera.
    Er zog Schuhe und Socken aus und ließ die Füße im Wasser baumeln. Um ihn herum gingen die Mannschaften der Segel- und Motoryachten ihren traditionellen maritimen Aufgaben nach, spritzten Decks ab, rollten Taue ein, warfen Küchenabfälle über Bord und klapperten mit Kisten leerer Weinflaschen. Es war angenehm entspannend, anderen Leuten beim Arbeiten zuzuschauen.
    Schiffsdieselersatzteile … Noch immer befestigt an dem kleinen Kran, der die Kiste vermutlich an Land gehievt hatte. Von welchem Boot? Von Why Worry aus Dubrovnik? Lady Luck aus Istanbul? Ciao Ciao aus Brindisi? Ihre Chrombeschläge blitzten in der Sonne. Ihr makelloser weißer Lack glänzte. Keine der Yachten sah aus wie ein Schiff, das Schiffsdieselersatzteile durch das Mittelmeer schipperte.
    Giorgios musste lächeln. Er hatte eine ziemlich genaue Vorstellung, was sich in der für ihn so günstig plazierten Kiste befand, und es waren keine Schiffsdieselersatzteile. Es war Bargeld. Gebrauchte Geldscheine aus dem gesamten östlichen Mittelmeerraum. Alle Welt wusste, dass Mr. Papadopoulou die Fred-Toppler-Stiftung dazu benutzte, die Einnahmen aus einigen seiner anderen Unternehmen zu waschen. Giorgios hatte keine Ahnung, wie man Geld wusch, aber ihm gefiel die Vorstellung, dass hier etwas Sinnvolles getan wurde, eine saubere und gesunde Tätigkeit, die die Welt zu einem besseren Ort machte.
    Er lehnte sich zurück, die solide, praktische Kiste mit dem vielen Geld in seinem Rücken, und zündete sich eine Zigarette an. Er hatte kaum einen ersten langen, tröstlichen Zug gemacht, als die Welt um ihn herum zu Bruch ging. Er lag auf dem Rücken, seine Stütze war verschwunden. Die Währung war zusammengebrochen! Sie schwebte über seinem Kopf in der Luft. Er rappelte sich zum Sitzen auf. Die Kiste schwang über dem Wasser hin und her, und der Kran, an dem sie hing, wurde von Reg Bolt, dem Sicherheitschef, bedient. Giorgios warf seine Zigarette ins Wasser und stand schwerfällig auf.
    Reg Bolt jedoch starrte Giorgios an, als wäre er und nicht Giorgios bei einem Schläfchen ertappt worden. Er gab irgendeine Erklärung ab, aber da sie auf englisch erfolgte, hatte Giorgios keinen blassen Schimmer, was er sagte, er begriff nur, dass sie auf die Kiste Bezug nahm, die sich jetzt vom Kai weg- und auf das Deck einer schmucken weißen Barkasse zubewegte. Die Schiffsdieselersatzteile wurden nicht importiert – sie wurden exportiert, und die Barkasse fuhr hinaus zur größten aller Yachten – Rusalka aus Sewastopol.
    Nachdem Reg Bolt gegangen war und Giorgios sich die Socken über die nassen Füße gezogen hatte, fragte er sich unwillkürlich, was die Fred-Toppler-Stiftung nach Sewastopol exportieren konnte – in der Privatyacht eines der größten Oligarchen Russlands. Vielleicht waren es die fertigen Produkte des Waschvorgangs. Wie sah gewaschenes Geld aus? Vielleicht waren es nicht nur Zahlen auf einem Bankkonto oder Nullen auf einem Computerbildschirm, wie Giorgios vage angenommen hatte. Vielleicht waren es Geldscheine, die wieder in die Welt hinausgingen – zentnerweise, kistenweise, frisch gebügelt und gestärkt, in weiches Seidenpapier gewickelt, damit Mr. Skorbatows Kammerdiener sie ihm zu seinem persönlichen Gebrauch vorlegen konnte …
    Nikki hastete blindlings von einer letzten Überprüfung, einem in letzter Minute auftauchenden Problem zum nächsten. Aus dem Nirgendwo tauchte Eric Felt auf, streckte ihr vorwurfsvoll den Bauch entgegen und hielt ihr ein kleines graues Ding vor die Nase. »Ein Zeh«, sagte er. »Ich habe ihn in der Nähe des neuen Pools gefunden. Einer Ihrer Männer ist offensichtlich wo dagegengekracht. Das werde ich Christian melden müssen. Er wird sehr aufgebracht sein.«
    »Sekundenkleber«, sagte Nikki. Doch in Gedanken war sie bei Dr. Wilfreds Bemerkung, dass er früher älter gewesen war, als er jetzt war.
    »Kein Salz, kein Zwiebel«, sagte Yannis, als sie in die Küche kam, und zeigte ihr eine einzelne Portion Pilze à la grecque in ihrem eigenen Pfännchen. »Außerdem koscher vegetarisch, weil warum nicht?«
    »Ausgezeichnet«, sagte sie. »Nicht, dass es noch

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