Willkommen im Land der Liebe
eines Arbeitsessens sein Telefon ab.
Er wusste, was sich im Penthouse abspielte, denn er hatte den Köder ausgelegt.
Hatte zugelassen, dass man sie verfolgt hatte, wusste, dass Keira und er observiert worden waren, hatte die Männer gesehen, die ihnen bis zum Penthouse nachgegangen waren.
Und dann hatte er einen großen Abgang inszeniert, indem er absichtlich einen Streit forcierte und verschwand.
Sogar seine Sicherheitsleute hatte er abgezogen, um das Gebäude leichter zugänglich zu machen.
Er hatte Keira auf dem Präsentierteller zurückgelassen.
Zur Krönung seines Plans verlief sein Arbeitsessen sehr gut und dauerte lange – ein cleveres Alibi. Inzwischen war es nach elf, und nachdem der letzte der Investoren in ein Taxi gestiegen war, um in sein Hotel zurückzufahren, rief Kalen seine eigene Limousine.
„Wohin, Sir?“, fragte der Fahrer.
„Zum Penthouse“, antwortete Kalen.
Fünfzehn Minuten später erreichte die Limousine das Hochhaus. Polizeiwagen versperrten die Einfahrt, und die Haustür war versiegelt.
Kalen stieg aus der Limousine und blieb kurz stehen, um die Lage einzuschätzen.
Dann entdeckte er seinen Butler Mr. Wellings, der mit zwei Männern sprach, die sich Notizen machten. Vermutlich Kriminalpolizei, dachte Kalen.
Auf einmal flammten Blitzlichter auf, und Kalen entdeckte hinter sich scharenweise Fotografen und Fernsehkameras.
Das würde Schlagzeilen geben.
Gänzlich unerwartet verspürte er einen Stich in der Brust und Druck auf dem Magen, als sich sein schlechtes Gewissen regte.
Um nicht über seine Gefühle nachdenken zu müssen, ging er auf Mr. Wellings und die beiden Kriminalbeamten zu.
„Eure Exzellenz“, sagte der Butler, „es tut mir so leid. Ich habe versucht, Sie anzurufen. Sie ist verschwunden.“
Es war also tatsächlich geschehen. Omar al-Issidri hatte seine Tochter wieder zurückgeholt.
Genauso, wie Kalen es geplant hatte.
7. KAPITEL
Im Inneren des Mercedes, hinter den getönten Scheiben, gaben sich die Männer als Mitarbeiter ihres Vaters zu erkennen.
Was Keira nicht überraschte. Dass sie entweder für ihren Vater oder für Ahmed Abizhaid arbeiteten, hatte sie geahnt, und ihr Vater bedeutete dann doch das kleinere Übel.
Auf dem Weg zum Flughafen drückte ihr einer der Männer ein Gewand und ein Kopftuch in die Hand. „Bedecken Sie sich“, sagte er in verächtlichem Tonfall.
Seine Haltung gefiel ihr nicht, aber sie gehorchte. Sie hatte ja auch nicht wirklich die Wahl. Der Rest der Fahrt zu dem Terminal für Privatflugzeuge verlief schweigend.
Offenbar war der Abflug schon genehmigt, denn sie starteten sofort und flogen direkt von London zur Nordspitze des afrikanischen Kontinents.
Während des Flugs schlief Keira nicht, sondern versuchte die Gedanken, die sich wild in ihrem Kopf drehten, zu ordnen.
Bei Einbruch der Morgendämmerung war sie erschöpft, hatte aber nicht geweint. Als die Sonne aufging, sah sie aus dem Fenster und betrachtete fasziniert das Meer aus weißgoldenem Sand unter dem Flugzeug. Nachdem sie einen Imbiss, bestehend aus einem Glas Fruchtsaft und einem Gebäckteilchen, gegessen hatte, setzte der Jet zur Landung an. Sie landeten auf einer privaten Rollbahn, und Keira fragte sich, wo siewohl waren – vielleicht in Dubai? Auf dem Rollfeld stiegen sie sofort in einen Hubschrauber um.
Es war ein großer Helikopter, der sechs Personen bequem Platz bot. Wieder überquerten sie meilenweite Sandwüsten, Gebirgskämme und dahinter ein grünes Tal, dann kamen noch mehr Berge, deren Spitzen schneebedeckt waren, bis die Landschaft wieder flach und beige wurde.
In einer der entlegensten Ecken von Baraka setzten sie zur Landung an, in einem Zipfel Land zwischen dem Atlasgebirge und der Grenze von Ouaha, einem unabhängigen Berberterritorium, an dem sich schon viele Regierungen die Zähne ausgebissen hatten.
Beim Aussteigen empfing Keira eine Welle sengend heißer Luft. Ihre Begleiter trieben sie vorwärts, während der glühend heiße Sand über das kleine Rollfeld wehte.
Um ihr Gesicht vor dem Sand zu schützen, zog sie ihr Kopftuch über das Gesicht. Es war unheimlich, wieder in Baraka zu sein und plötzlich am Ende der Welt im sandigen Wind zu stehen.
Aber die Reise war noch nicht vorüber. In lange Gewänder gehüllte Männer erwarteten sie mit Kamelen. Es ging noch weiter.
Während Keira auf den Rücken des knienden Kamels stieg, wehte der Wind stärker, und der Sand drang ihr durch das Tuch in Nase, Mund und Augen. Sie hustete,
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