Willkommen im Land der Liebe
begann wohlig zu kribbeln.
Sie erinnerte sich an die Nacht in seinen Armen …
Daran, wie seine Brust sich an ihrer Brust angefühlt hatte.
„Hast du gut geschlafen?“, fragte sie in dem Versuch, die Wirkung zu verschleiern, die er auf sie hatte.
Aber nach dem schwachen Lächeln zu urteilen, das seine wunderschönen Lippen umspielte, wusste er genau, woran sie dachte. „Sehr gut“, antwortete er, und seine goldenen Augen funkelten amüsiert. „Und du?“
„Auch gut.“
Fasziniert betrachtete sie seinen Mund. Hatte er sie letzte Nacht geküsst? Sie könnte schwören, dass sie seinen Mund an ihrem Nacken gespürt hatte.
„Ich habe dich hoffentlich nicht am Schlafen gehindert?“, fragte sie leise und erinnerte sich schwach an eine Hand, die ihre Hüfte und Taille gestreichelt hatte.
„Nein. Und habe ich deinen Schlaf gestört?“
Eine warme Hand, die ihre Brüste umschloss … Dieselbe Hand hatte spielerisch ihre Brustspitzen gestreichelt, bis sie sich aufgerichtet hatten und hart geworden waren.
Keira runzelte die Stirn und redete sich ein, dass das nicht passiert war. „Nein.“
„Gut. Denn du hattest es nötig, dich mal richtig auszuschlafen.“
Sie sah auf und entdeckte ein Lachen in seinem warmen goldenen Blick … und unverhohlenen Hunger.
Er wollte sie. Mehr als je zuvor, und sie erschauerte angesichts dieses offenen Verlangens.
Kalen hat sich verändert, dachte sie, unfähig, ihren Blick von dem Hunger und dem Besitzanspruch in seinen Augen abzuwenden.
Der Scheich war in die Wüste zurückgekehrt, und sie hatte ihn wieder zum Leben erweckt.
„Du solltest dich anziehen, das Frühstück wartet schon auf dich. In einer halben Stunde brechen wir auf.“
„Wohin?“
„In meine kasbah in Ouaha, und das restliche Lager zieht weiter.“
„Und mein Vater?“
„Er reist zurück nach Atiq.“ Kalen lächelte nachsichtig. „Er fühlt sich in meiner Gegenwart noch nicht wohl genug, um uns in die Flitterwochen zu begleiten.“
10. KAPITEL
Flitterwochen. Keira ließ sich das Wort auf der Zunge zergehen, während sie sich anzog.
Früher oder später würde Kalen die Ehe vollziehen wollen. Dafür war die Hochzeitsreise schließlich gedacht. Nach wie vor fühlte Keira sich unglaublich stark zu Kalen hingezogen, aber sie hatte auch Angst.
Sie zog sich an, frühstückte etwas gefülltes Pitabrot, und dann setzte sich die Kamelkarawane in Bewegung.
Den ganzen Tag zogen sie durch die Wüste und unterbrachen die Reise nur ganz kurz, um in der Mittagszeit einen Happen zu essen.
Am Nachmittag brannte die Sonne erbarmungslos auf sie herunter, und Keira verfiel durch die schaukelnde Bewegung des Kamels in einen tranceähnlichen Zustand, der jedoch abrupt unterbrochen wurde, als einer von Kalens Männern zu ihnen kam und mit ernstem Gesicht auf Kalen einredete. Ihr frischgebackener Ehemann hörte aufmerksam zu, nickte, sagte ein paar Worte, und der Mann ritt wieder davon.
Das wiederholte sich in den nächsten Stunden noch drei weitere Male.
Irgendetwas geht hier vor, dachte Keira und musterte eingehend Kalens Gesicht. Nach außen wirkte er ruhig, aber sie spürte eine Wachsamkeit und Bereitschaft, die vorher nicht da gewesen war.
Wurden sie beobachtet? Hatte Abizhaid bereits ihre Verfolgung aufgenommen?
Doch Kalen erwähnte ihr gegenüber nichts und zeigte weder Sorge noch Furcht. Etwas später hielten sie endlich an und schlugen ihr Lager in einem wadi auf, einem saisonbedingt ausgetrockneten Flussbett. Im Laufe ihrer Tagesreise hatte sich die Landschaft ein wenig verändert: Hin und wieder sah man jetzt einen knorrigen Baum, und in der Ferne erhoben sich rötliche Felsen vor dem Horizont.
Zu Kalens Truppe gehörten etwa zwanzig Männer, von denen die Hälfte zur Wache des Sultans aus Atiq gehörte. Die anderen kamen aus verschiedenen Berberstämmen, was ihre unterschiedlichen Gewänder und Kopfbedeckungen belegten. Jeder hatte seine spezielle Aufgabe beim Aufbau des Lagers, unter anderem gab es einen Koch, der einen traditionellen barakanischen Lammeintopf zauberte.
Als Kalen und Keira in ihrem Zelt beim Essen saßen, trat ein Mann an ihren Tisch. Er war ebenfalls Berber, wie Keira erkannte, aber keiner von denen, die mit ihnen reisten. Ohne ihn vorzustellen, setzte Kalen sich mit ihm ein Stück entfernt von ihr auf den Boden. Je länger die beiden miteinander sprachen, desto finsterer wurde Kalens Gesichtsausdruck. Dann stand der Fremde auf und ging.
Kalen setzte sich wieder zu Keira.
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