Willkommen im Totenhaus
Personen.
Wie dem auch war, sie kam damit nicht zurecht und mußte einfach nur weg. Der Wagen war jetzt gut. Er bot ihr die Chance einer raschen Flucht, denn sie fürchtete sich nicht nur vor dem Haus, sondern auch vor dem Gebilde, obwohl sich dies allmählich auflöste. Es sah so aus, als würde es zurück in das Dach tauchen und dort völlig verschwinden.
Dann lag Graystone Hall wieder so vor ihr, als wäre überhaupt nichts damit passiert. Die blutige Skelettfratze hatte nichts hinterlassen. Keine Spuren, keine Zerstörungen, sie war wie eine große, tanzende Blase gewesen.
Kelly startete. Ihre Befürchtungen, daß die Batterie wegen des zu lange brennenden Fernlichts leer war, bestätigte sich ni< ht. 1 >er Motor 1.11 seine Pflicht, und Kelly legte den Rückwärtsgang ein. Der Wagen holperte über den unebenen Boden, und vor ihr schienen sich die kahlen Bäume aufzulösen. Sie fuhr ohne Licht. Sie hatte einfach vergessen, es einzuschalten.
Ihre Lippen bewegten sich hektisch. Sie stand unter einem gewaltigen Druck. Hitzewellen rasten durch ihren Körper und röteten die Stirn. Der Mund war trocken, als hätte sie ihn mit Asche ausgelegt. Die Zunge erinnerte sie an einen dicken Pelz.
Ein heftiger Ruck erwischte nicht nur sie, sondern auch den Wagen. Kelly hatte ihn gegen einen Baumstumpf gelenkt. Da war wohl die Stoßstange verbogen worden.
Das Auto fuhr noch. Jetzt standen auch die Bäume nicht mehr so dicht beisammen. Es gab genügend Platz, um den Wagen drehen zu können, was sie auch tat.
Sie legte den Gang ein. Gab Gas. Zu heftig. Der Fiat schleuderte auf dem feuchten Boden und drehte sich zum Glück nicht fest.
Kelly Kidman fuhr los. Es war ihr in diesem Augenblick gleichgültig, wohin sie den Wagen lenkte.
Sie wollte nur nicht länger in der Nähe von Graystone Hall bleiben und möglicherweise noch sterben…
***
Der dichte, dunkle Wald umschlang mich wie mit zahlreichen Armen. Ich hatte große Mühe, meinen Weg zu finden. Wäre nicht das hüpfende Licht des Taschenlampe gewesen, so hätte ich kaum eine Chance gehabt, an das Ziel zu gelangen.
Auch so gab es noch genügend Hindernisse, die plötzlich erschienen. Seien es nur tiefhängende Zweige oder irgendwelche Mulden sowie Buckel im und am Boden, dieser Lauf durch den Wald war nicht eben ungefährlich. Die Taschenlampe hatte mir Suko überlassen, der im Auto wartete, das an der Straße geparkt stand. Sie war nur schmal, und sie führte durch den Wald, den sie praktisch in zwei Hälften teilte.
Ich lief leicht bergab. Mein Ziel war ein kleiner See, kaum größer als ein Teich, versteckt im dichten Grün der Natur, das zu dieser Jahreszeit allerdings mehr bunt aussah, abgesehen von den Nadelbäumen. Viele Blätter klebten bereits auf dem Boden und sorgten nicht nur für Glätte, sondern auch für eine neue Humusbildung.
Daran dachte ich im Moment nicht. Für mich war die Hütte am See wichtiger, von wo aus ich das Gewässer beobachten konnte. Ob es nun stimmte oder nicht, jedenfalls hatten Zeugen schlimme Dinge gesehen. Man sprach von geheimnisvollen Wesen, die aus dem Wasser und dem nahen Uferschlamm gekrochen waren, und man brachte diese Vorgänge mit dem Verschwinden einiger Menschen in einen gewissen Zusammenhang. Leider hatten sich auch zwei Kinder unter den Verschwundenen befunden, und das war erst vor kurzer Zeit geschehen.
Ein Untier sollte sie geholt haben. Ein Monstrum, das aus dem See gekrochen war. Ein See, der ziemlich sumpfig geworden war und mehr an ein rundes Moor erinnerte.
Dort gab es eine Hütte, in der ich warten sollte, während Suko die Straße unter Kontrolle hielt. Der Wagen parkte zudem günstig. Wir hatten am Straßenrand eine Schneise gefunden und den Rover dort hineinged rängt.
Es war dunkel, es war feucht, und oft genug klatschten die nassen Blätter gegen mein Gesicht. Es roch nach Herbst. Dieser typische Geruch nach weicher und nasser Baumrinde, der aus dem Boden an die Oberfläche drang und sich mit dem vermischte, den das allmählich faulende Laub abgab. Novembergeruch.
Es war nur zu hoffen, daß wir keiner Finte aufgesessen waren, aber ich hatte mich da auf die Aussage eines ehemaligen Kollegen verlassen müssen, der aus dieser Gegend hier kam. Ab und zu fuhr er nach Hause. Da hatte er die Geschichte von verschwundenen Menschen gehört, die über einen ziemlich langen Zeitraum hinweg abgetaucht waren. Kaum jemand glaubte noch daran, daß sie jemals wieder zum Vorschein kamen, wie auch die beiden
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