Willkommen im Wahnsinn: Roman (German Edition)
Ernie Wise (rechter Bizeps) ausgiebig bewundert und bemerkt hat, welche Stelle sich am besten für ein Randy-Jones-Tattoo eignen würde. Sollte der Trainer jemals seine Sammlung ergänzen wollen. (Fragen Sie nicht, welche Stelle das wäre...)
Erst nach fünfzehn Minuten können wir endlich verschwinden. In dieser Zeit ist Dan kein einziges Mal in unsere Nähe gekommen.
8
Wir müssen ein wundervolles Bild abgeben, während wir durch den Park zur U-Bahn-Station Notting Hill Gate schlendern – Randy, der weltgewandte Dandy, das lange blonde Haar mit einem Samtband zusammengebunden, das zu seiner goldenen Lederjacke passt, und ich, die Wangen gerötet, in schäbigen Turnschuhen, einem T-Shirt und Leggings. Ich versuche mir einzureden, mein stilloses Outfit müsste Camillas Mission zugutekommen, ihrem Klienten ein »bodenständiges« Image zu verpassen. Aber ich bin eitel genug, um mir zu wünschen, jetzt gerade nicht dieses alte T-Shirt mit der Aufforderung »Genieße den Tag« zu tragen. Das ziehe ich immer nur zum Sport an. Denn Lulu hat betont, da die Wörter »den Tag« in kleinen Buchstaben gedruckt sind, würde das T-Shirt die Passanten einladen, meine Brüste zu »genießen«.
Ich bitte Randy, dass er mir etwas Zeit geben möge, weil ich mich irgendwo umziehen will, bevor wir essen gehen. Obwohl die Arbeitskleidung in meiner Tasche mit seinem Rockstar-Ensemble nicht mithalten kann, ist sie immer noch besser als mein jetziges Outfit. Das soll ich in der Toilette des Restaurants erledigen, erwidert er.
Nicht gerade die romantischste Empfehlung, die ich jemals
gehört habe. Sogar schlichtweg ungalant. Aber er stapft weiter, und mein Protest, so derangiert dürfe ich mich nicht in der Öffentlichkeit zeigen, beeindruckt ihn nicht.
»Moment mal, Babe.« Endlich unterbricht er seinen Marsch zur belebten Straße und bleibt stehen. »Erstens, in diesem Fummel wurdest du bereits fotografiert. Also finde dich damit ab. Die Bilder sind schon unterwegs zu einer Agentur. Zweitens, niemand wird dich beachten, wenn du mit mir zusammen bist. Tut mir leid, so ist es nun mal.« Offenbar schaue ich todunglücklich drein, denn seine Stimme klingt etwas sanfter. »Und drittens – in diesen verdreckten Sachen, mit deinen roten Wangen und zerzausten Haaren siehst du richtig süß aus. Also hör zu jammern auf.«
Danke, nun weiß ich Bescheid.
»Halt meine Hand«, verlangt er. »Und tu so, als würdest du dich amüsieren.«
Irgendwie habe ich das Gefühl, halb London bleibt stehen und beobachtet unsere peinliche Parade durch den Park und die Kensington Church Street entlang. Erleichtert atmete ich auf, als Randy endlich vor einem kleinen Wohnhaus stoppt, das in ein Restaurant umgewandelt wurde. Selbstbewusst geht er hinein, während ich ihm geduckt folge und das Wort »Genieße« auf meiner Brust zu verdecken und das zu kurze T-Shirt über meinen Hintern runterzuzerren versuche.
Im Speiseraum wimmelt es von tadellos duftenden Frauen. Wahrscheinlich haben sie alle ihre Schweißdrüsen mit Botox behandeln lassen und 1997 zum letzten Mal geschwitzt. Ich schaue mich verlegen um. Zweifellos wird man mir die Tür weisen, weil ich so unmöglich angezogen
bin, oder? Aber der Maître d’ lächelt entzückt und beteuert, natürlich sei es kein Problem, auch ohne Reservierung einen Tisch zu bekommen. Nur zu gern würde er »Sir Randy« in die diskrete Nische führen, in der er sich neulich so wohl gefühlt habe. Das lehnt Randy ab und besteht auf einem der beiden kleinen Tische am Fenster.
»Sind Sie sicher, Sir?«, fragt der Maître d ’ verwirrt. »Dieser Tisch ist ein bisschen – exponiert. Im ersten Stock wäre Ihre Privatsphäre geschützt.«
»Oh, dass wir exponiert sind, stört uns nicht, was, Babe?« Randy grinst lüstern, legt einen Arm um meine Taille und zieht mich an sich.
Erst jetzt nimmt der Maître d’ mich richtig wahr, nachdem er bisher von Randys Promi-Glamour geblendet war. Beim Anblick meiner Kleidung schnappt er halb erstickt nach Luft.
»Würden Sie mir zeigen, wo ich mich umziehen kann?«, frage ich in meinem affektiertesten Ton. »Beim Dinner möchte ich etwas Passendes tragen.« Tapfer bemühe ich mich, unerschütterliches Selbstvertrauen auszustrahlen, als würde sich heutzutage jede Frau, die »in« ist, auf den Klos teurer Restaurants in eine schicke Lady verwandeln.
»O ja, Madam.« Souverän gewinnt er seine Fassung zurück (und vermutlich beruhigt, weil ich nicht voller Schlammspritzer am
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