Willkommen im Wahnsinn: Roman (German Edition)
hätte wissen müssen, dass Dan kein Hot-Slebs- Leser war.
»Nur dass alles okay ist«, antwortet er. »Sonst hat sie nichts erwähnt. Es war doch okay? Oder hat er sich an dich rangemacht? Na ja, dafür war er sicher nicht mehr fit genug.«
»Nein, natürlich nicht. Es war nur – also, eigentlich ist Randy kein Blödmann, nur – er ist ein bisschen durcheinander, aber ein guter Junge. Wirklich.« Bei diesem Gestammel kann ich unmöglich in Dans Augen schauen.
»Tatsächlich?«, murmelt er und runzelt verwirrt die Stirn. »Für mich sah er wie ein Riesenidiot aus, und ich hab mir Sorgen um dich gemacht. Als Lulu mir sagte, dass du heute Abend hier wärst, hoffte ich, dich zu sehen. Gehen wir was trinken? Ich kenne einen netten Pub, gleich um die Ecke.«
Vielleicht liegt es am ungewohnten Training, oder es ist Dans mitfühlende Miene, jedenfalls werde ich ganz konfus. Oder womöglich verliere ich endgültig die Kontrolle und versinke in totaler Paranoia. Denn plötzlich scheinen sich alle Leute ringsum in unser Gespräch einzumischen. Bilde ich mir das nur ein? Oder werden wir tatsächlich von einer Menschenmenge umzingelt, die »RandyJonesRandy-JonesRandy Jones« wispert?
Das bilde ich mir nicht ein.
Absätze bohren sich ins Gras. Zwischen femininen Lippen hängt eine Zigarette, und in einer glänzenden goldenen Lederjacke über den üblichen hautengen Jeans tänzelt Randy Jones zu uns. Und er tänzelt zielstrebig in meine Richtung.
»Was zum...«, flucht Dan leise.
»Lizzy!«, kreischt Randy und beschleunigt seine mädchenhaften Trippelschritte. Dafür würde ihm der Bulldoggenmann zweifellos fünfzig Liegestütze aufbrummen.
»Lizzy?« Irritiert schaut Dan von Randy zu mir und wieder zurück.
»Lizzy!«, schreit der Fotograf, der hinter einem Baum hervorspringt. Wieso zum Geier kennt er meinen Namen?
»Lizzy, das Mädchen aus der Hot Slebs?«, ruft ein Mädchen hinter mir. O Jesus.
»Lizzy!«, brüllt Randy wieder, schlingt einen ledernen Arm um meine Taille und reißt mich in eine leidenschaftliche Umarmung, als wäre er Rhett Butler und ich Scarlett O’Hara – nachdem sie sich ein bisschen mit einer Nylonweste im Schlamm gewälzt hat. Wer hätte mich jemals für eine Schmierenkomödiantin gehalten? Während er mich an seine Brust presst, flüstert er mir ins Ohr: »Camilla hat mir erzählt, dass du hier bist. Spiel mit.«
Dan tritt näher zu uns. »Was geht hier vor, Lizzy?«
»Was hier vorgeht, guter Mann ...« Besitzergreifend drapiert Randy seinen Arm um meine Schultern. »Ich werde jetzt mit meiner Freundin einen etwas romantischeren Ort aufsuchen. Nicht wahr, Babe?« Und dann packt er meinen Hintern, auf eine Art, die eindeutig nicht zu unserer Vereinbarung gehört.
»Freundin?« Das Gesicht vor Verblüffung hochrot, wendet Dan sich zu mir.
»Eh...« Ich will ihm am liebsten alles erklären – doch ich kann ihn nur anschauen und verzweifelt versuchen, ihm mit meiner Mimik zu bedeuten, dass es nicht so ist, wie es scheint. Leider weicht er meinem Blick aus (wahrscheinlich sind ihm meine zuckenden Augenbrauen peinlich, und er weiß nicht, wohin er schauen soll).
»Ja, meine Freundin«, bestätigt Randy laut genug, damit es die ganze Versammlung auch wirklich hört. »Gehen wir, Babe?« Er kneift mich noch fester in den Hintern. Sobald wir allein sind, muss ich mit ihm darüber reden. Aber jetzt muss ich erst mal meine Rolle spielen.
»Natürlich, Darling, gehen wir.« Hingerissen lächle ich ihn an, ganz die schmachtende Freundin, die ich vor all den Leuten darstellen muss. Weil ich es versprochen habe. Randy beugt sich herab, um mich zu küssen. Entschlossen schiebt er seine Zunge zwischen meine Zähne, der freche Bastard. Auch das gehört nicht zu unserer Abmachung. Als er den Kopf hebt, starrt er so tief in meine Augen (vermutlich wartet er, bis der Fotograf uns knipst), dass mein verräterisches Herz sekundenlang in die Magengrube hinabfällt. So hat mich schon lange niemand mehr angeschaut. Selbst wenn er nur schauspielert – trotzdem ... Dann zwinkert er mir zu, was niemand außer mir sehen kann, und will mich davonführen.
Wie nicht anders zu erwarten, versperren uns fünfzig Fans in Nylonwesten den Weg und betteln um Autogramme, ein Foto, sekundenlanges Handy-Filmmaterial. Würde Randy sein Publikum jemals enttäuschen? Der Bulldoggenmann ist besonders hartnäckig und lässt uns
erst gehen, nachdem Randy seine unvermuteten Tattoos von Eric Morecambe (linker Bizeps) und
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