Willkommen im Wahnsinn: Roman (German Edition)
stark belasteten Knöpfen deutlich zu sehen. In feindseligem Ton informiert sie mich über die Preise. Offenbar glaubt sie, dass ich mir das alles gar nicht leisten könnte. Würde ich mein eigenes Geld ausgeben, hätte sie völlig recht.
»Der schöne Toile-de-Jouy -BH mit passendem französischem Höschen kostet nur hundertfünfundzwanzig Pfund, Madam. Das schwarze Broderie-Anglaise -Set mit zartem Spitzenbesatz nur hundertzehn Pfund, Madam. Wenn Madams Freundin aufgehört hat, darüber zu lachen – der Rosenquarzdildo mit dem Fuchsschwanz kostet hundertfünfundachtzig Pfund. Und falls das auf Mr Jones’ Konto geht, sollte ich Ihnen verraten, dass Mr Jones diese Ware bereits erworben hat.«
»Tatsächlich?« Lulu schwenkt den Fuchsschwanz in meine Richtung.
»So was habe ich noch nie gesehen, bevor wir hier hereingekommen sind«, protestiere ich und spüre, wie heißes Blut in meine Wangen steigt. Und das ist die reine Wahrheit. Wenn wirklich ein Koffer voller Sexspielsachen unter Randys Bett stehen sollte, ist er mir zumindest bisher nicht aufgefallen. Gott sei Dank. Wer weiß, wozu das Zeug früher benutzt wurde?
»Oh, natürlich besitzt er einen solchen Dildo, Madam«,
versichert mir die Verkäuferin und hebt herausfordernd die Brauen.
Mein Gesicht färbt sich noch dunkler. Deutet sie etwa an ...? Spöttisch hält sie meinem Blick stand und wickelt langsam eine lange schwarze Haarsträhne um ihren Finger. Klar, sie deutet wirklich an ...
»Nun ja...«, sagt Lulu in energischem Ton, wirft eine Handvoll Dessous auf den Ladentisch und schaut in die Augen der Verkäuferin. »Vermutlich brauchen manche Frauen alle Hilfe, die sie nur kriegen können. Zum Glück hast du das nicht nötig, Harrison. Kaufen wir das da – und verschwinden dann?«
»Gewiss, Madam«, stimmt die Verkäuferin zu. In drückender Stille zählt sie die Preise zusammen (vierhundertachtundzwanzig Pfund!). Dann wickelt sie jedes Teil sorgsam in Seidenpapier und wirft alles in eine Papiertüte, die mit heiteren Paisley-Ornamenten verziert ist. Erst bei näherer Betrachtung entdeckt man pikante anatomische Illustrationen. Irgendwie habe ich das Gefühl, ich würde schon seit Stunden hier stehen, mit knallroten Ohren.
»Ich werde das auf Mr Jones’ Konto setzen, Madam.« Mit spitzen Fingern reicht sie mir die Tüte über den Ladentisch hinweg. Als ich danach greife, lässt sie die Henkel los. Notgedrungen bücke ich mich und hebe meine Einkäufe vom Boden auf. Während sie auf Lackleder-Stilettos balanciert, beugt sie sich über die Theke und gönnt mir einen Blick in ihr üppiges Dekolleté. »Sagen Sie ihm, er soll irgendwann vorbeikommen und mit mir abrechnen.«
»Oh, sicher hat er schon längst mit Ihnen abgerechnet«, zischt Lulu und scheucht mich aus dem Laden, bevor ich
der Verkäuferin einen farbenfrohen Vibrator an den Kopf werfen kann.
»Ist das zu fassen?«, sprudle ich hervor, als wir auf dem Kopfsteinpflaster stehen. »Gibt’s diese Frau wirklich?«
»Ja, Süße, glaub mir, die gibt’s wirklich.« Lulu dirigiert mich zu einem kleinen Metalltisch vor einem Hotel auf der anderen Straßenseite. »Setz dich, wir brauchen einen Drink.«
»Können wir nicht woanders hingehen, Lu?«, stöhne ich, denn sie platziert uns direkt im Blickfeld der verruchten Verkäuferin, die jetzt im Hintergrund des Geschäfts mit einer Kollegin schwatzt.
»Nein, Süße. Lass dich bloß nicht von dieser Bestie einschüchtern. Wir werden hier sitzen, und sie soll sehen, wie wir wundervolle Drinks genießen und im Sonnenschein plaudern, während sie Unterwäsche zusammenfalten muss, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Okay?« Lulu winkt einem Kellner. »Hör zu, Harrison. Offensichtlich ist diese Frau eine boshafte kleine Hexe. Aber wenn du mit dem Verführer des Jahrtausends zusammen bist, musst du akzeptieren, dass du nicht Mitglied eines besonders exklusiven Clubs bist.«
»Das weiß ich, Lu. Sogar Jazmeen Marie hat mir schon eine E-Mail geschickt und wollte ihre und meine fleischlichen Erfahrungen mit Randy vergleichen. Jazmeen Marie!«
»Ja, und zweifellos gibt es noch viele andere. Diesen Typ teilst du mit zahlreichen Frauen, und du würdest nicht alle mögen. Genau genommen keine einzige.«
»Autsch, Lulu, versuch bloß nicht, meine Gefühle zu schonen!«
»Zwei Ginger Martinis, bitte.« Lulu lächelt den Kellner an. »Jetzt brauchen wir harte Drinks, Harrison. Es ist nicht
meine Aufgabe, deine Gefühle zu schonen. Darum musst du
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