Willkommen im Wahnsinn: Roman (German Edition)
Speisekammer. Einerseits will ich gefunden werden, mich andererseits aber für immer in der Finsternis verstecken. Ich komme mir so lächerlich vor.
Die Tür fliegt auf. Im Licht, das abrupt aufflammt, zucke ich zusammen und halte geblendet eine Hand vor meine Augen.
»Lizzy?«, fragt Randy, hin- und hergerissen zwischen Sorge und Belustigung. Eher amüsiert – eindeutig. Lachend umarmt er mich. »Was treibst du denn da drin, Babe? Und was hast du an? Du zitterst ja vor Kälte.«
»Das weiß ich«, fauche ich. Meine schöne Verführungstaktik ist restlos ruiniert. Die Tupperware -Box hat rote Spuren an meinen Schenkeln hinterlassen. Nach dem langen Aufenthalt in der Kälte muss mein Gesicht die unattraktive Farbe von Comed Beef angenommen haben. Von den Garibaldi -Krümeln zwischen meinen Brüsten ganz zu schweigen.
»O Babe, lass dich wärmen! Du bist ja ein richtiger Eisblock.« Randy setzt sich aufs Fensterbrett und zieht mich auf seinen Schoß.
Vor lauter Verlegenheit kann ich ihn nicht anschauen – schon gar nicht, weil seine Schultern immer noch vor Lachen beben. Und so fixiere ich die Küchentür, während er meine Arme reibt, bis sie endlich wieder Gefühl haben. Dann legt er einen Finger unter mein Kinn und dreht mein Gesicht zu sich herum. Beklommen senke ich den Blick.
»Nun, meine zauberhafte Freundin, würdest du mir bitte erklären, warum du ganz kalt bist und so unglaublich heiß aussiehst?«
»W-w-wirklich?«, stammle ich und schaue auf meine Dessous hinab. »Gefällt’s dir?«
»Ob’s mir gefällt? Babe, du siehst wie eine Million Dollars aus.« Er streichelt die Toile-de-Jouy -Körbchen meines neuen BHs und drückt mich fester an sich.
»Genau genommen, hundertfünfundzwanzig Pfund«, schnüffle ich. Endlich wage ich aufzuschauen. »Im Ganzen vierhundertachtundzwanzig.«
»Sehr preiswert«, murmelt er und knabbert an meinem Nacken. »Ist dir jetzt wärmer?«
»Ein – ein bisschen«, kichere ich, während seine Hände tiefer hinabwandern.
»Ist dir warm genug, um das – auszuziehen?«, fragt er, schiebt das Chiffon-Negligee von meinen Schultern und lässt es zu Boden fallen. Ich erschauere nur ganz leicht. Fragend sieht er mich an.
»Oh, schon ziemlich warm.« Ich wende mich zur Seite. Rittlings setzte ich mich auf seine Schenkel. Plötzlich steht er auf und hebt mich hoch, als würde ich überhaupt nichts wiegen. Ich schlinge meine Beine um seine Taille, meine Arme um seinen Hals. In diesem Licht schimmern seine Augen sehr dunkel.
Randy schwenkt mich herum, setzt mich auf die Tischkante und tritt die Stühle aus dem Weg. »Wärmer oder kälter?« Anzüglich grinst er und küsst mich leidenschaftlich, bevor ich Zeit für eine Antwort finde.
»Wärmer«, flüstere ich und greife nach dem Gummizug seiner Shorts. »Wärmer. Fast heiß.«
»Ja, das glaube ich auch, Babe«, sagt er heiser und neigt sich zu mir herab. Im Backofen verbrennt der restliche Eintopf. Aber wir sind nicht mehr hungrig.
17
Immer schneller rückt Camillas Benefizgala heran, bei der Randys Comeback stattfinden soll. Erleichtert seufze ich, als sie mich endlich – nur zwei Wochen davor – auffordert, mit ihr zusammen alles vorzubereiten. Ihr Plan, ein kleines Event mit ein paar geladenen Gästen – spendable Freunde und Fans – zu organisieren, war von den größeren Ambitionen ihrer Partnerin vereitelt worden.
Kategorisch erklärte Jemima, Declan Costelloe und Jim »Mandy« Manders, ihre beiden aufstrebenden Comedian-Klienten, würden von Randys Gala profitieren, wenn sie ebenfalls auftreten könnten. Und da sie betonte, je mehr Zuschauer da wären, umso mehr Geld würde für die Hilfsbedürftigen zusammen kommen, fiel es Camilla schwer zu protestieren. (Ungeachtet der Tatsache, dass Jemima ihr Interesse an Wohltätigkeit auf einen monatlichen Besuch in der Kensingtoner Filiale von Oxfam beschränkt, wo sie klammheimlich hofft, dass eine alte Lady ihre Vintage- Birkin -Tasche von Hermès für den Verkauf spendet.)
Und so bereiten wir ein größeres Fest in der Royal Festival Hall in South Bank vor, einem unpassenden Veranstaltungsort. Aber das ist der einzige, so kurzfristig verfügbare Saal, und auch nur durch den beklagenswerten Tod eines
ungarischen Dirigenten unerwartet frei geworden. Darin finden über zweitausend Zuschauer Platz. Trotzdem waren die Eintrittskarten in drei Stunden ausverkauft.
Da sich die Gala vergrößert hat, gilt das auch für das Ausmaß der Organisation. Jeden Abend
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