Willkommen im Wahnsinn: Roman (German Edition)
ein verrücktes Outfit. Auch deswegen, weil sie sich ihre fünfundsechzigjährige Mutter nicht in einem Showgirl-Dress vorstellen will, wie sie uns erklärt. Das würde sie zu sehr erschrecken. (Ursprünglich hatte sie das Thema »Was passiert in Vegas?« geplant.) Also freuen wir uns über die Chance, attraktiv statt geistesgestört auszusehen. Frohen Mutes blätterten wir stundenlang in Modemagazinen und debattieren über diverse Möglichkeiten.
Aber Randys Erscheinen bedeutet auch die Anwesenheit der Presse, und so vertieft Lulu ihre modischen Überlegungen noch. Nach zwei ergebnislosen Stunden bei Selfridges ziehen wir uns in die Champagnerbar zurück, wo wir uns mit schnellen Drinks stärken und unsere Shopping-Erinnerungen erörtern.
»Darüber müssen wir gründlicher nachdenken, nicht wahr, Harrison? Dieses schwarze Kleid, das ich heute Morgen bei Liberty’s anprobiert habe – völlig ungeeignet.« Wehmütig schüttelt sie den Kopf (auf dem letzte Woche die Kupferlocken durch schnurgerades Aschblond ersetzt wurden).
»Warum? Das hat dir fabelhaft gestanden, Lu. Wieso willst du es nicht?«
»Weil ich es ohne BH tragen müsste. Und man würde bei diesem superhellen Blitzlichtgewitter meine Titten durch den dünnen Stoff sehen.«
»Hör mal, auf dem Weg zur Party können Randy und ich die Paparazzi sicher abwimmeln. Darum musst du dich nicht sorgen. Das wird dir den Abend ganz bestimmt nicht verderben.«
»Machst du Witze?«, faucht Lilu entsetzt. »Untersteht euch, die Paparazzi wegzuschicken! Soll ich etwa fünfhundert Pfund für ein Kleid ausgeben, damit mich nur meine Freunde darin sehen? Bei meiner Ankunft will ich von Blitzlichtern geblendet werden, okay? Falls das nicht passiert – dann ist mein Abend verdorben.«
»Okay, okay, wir bringen ein gigantisches Kontingent an Fotografen mit. Was hält Dan von alldem?«
Seit zwei Wochen informiert sie mich über sämtliche Partyvorbereitungen, vom Canapé-Sortiment bis zur Weinauswahl und der Frage, ob ihr Dad eine halb nackte Butler-Riege bezahlen würde (wird er nicht). Aber von ihrem Bruder habe ich nichts gehört.
»Ach, Jungs haben es so leicht, stimmt’s? Er zieht einen stinknormalen Smoking an, und ich habe ihm eingeschärft, seine Rugby-Kumpel dürfen unter keinen Umständen Kummerbünde oder Westen mit blöden Comicfiguren drauf tragen. Und keinesfalls ...«, sie erschauert, »... Hosenträger. Nun, er interessiert sich ohnehin viel mehr für die Wahl des richtigen DJs. Das überlasse ich ihm. Mach dich auf Softrock aus den Achtzigerjahren gefasst.«
»Und, bringt er jemanden mit – ich meine, abgesehen von den Rugby-Jungs?« Irgendwie finde ich es merkwürdig, Lulu nach Dan zu fragen; normalerweise treffe ich ihn oft genug, um genau zu wissen, was in seinem Leben vorgeht. Aber neuerdings ist Randy der einzige Mensch, den ich dauernd sehe.
»Komisch, dass du es erwähnst, aber ich glaube – ja«, sagt Lulu. »Aber nur der Himmel weiß, wer es ist. Er gibt sich da furchtbar mysteriös. Aber gestern Abend haben wir die Tischordnung festgelegt. Und er hat einen Platz neben sich für einen Gast reserviert.«
»Geheimnisse?«
»Erst in letzter Zeit. Bisher konnte ich ihn mühelos durchschauen. Damit meine ich nicht diesen Quatsch von der telepathischen Verbindung zwischen Zwillingen. Danny ist so einfach gestrickt, dass jeder merkt, was mit ihm los ist. Aber jetzt hat er sich irgendwie verändert.«
»Auf welche Weise?«
»Keine Ahnung. Ich kann es nicht an etwas Bestimmtem festmachen. Jedenfalls ist irgendwas im Busch. Vielleicht ein neues Mädchen? Warten wir es ab.« Sie trinkt ihre Champagnerflöte leer. »Noch ein Drink – zur Aufmunterung für unterwegs?«
Natürlich werden es noch zwei Gläser. Vom Champagner animiert, entscheidet Lulu, dass wir unbedingt einen todschicken Sexladen in Covent Garden besuchen müssen. Dort soll ich Dessous mit dem Geld von dem Konto kaufen, das Randy dort für mich eingerichtet hat. Ich fand, fünfhundert Pfund wären eine wahnwitzige Summe für Unterwäsche. Aber er bestand darauf und betonte, es wäre das Mindeste, was er nach dem Oma-Unterhosen-Debakel
für mich tun könnte. Und außerdem, würde er nicht auch davon profitieren?
Sobald Lulu und ich aufgehört haben, über Lederpeitschen und Slips mit Löchern im Schritt zu kichern, merken wir – hier kommen wir mit fünfhundert Pfund nicht weit.
Neben mir steht eine Verkäuferin in einem viel zu engen Jerseykleid. Ihr BH ist unter
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