Willkommen im Wahnsinn: Roman (German Edition)
dich selbst kümmern, okay? Klar, deine Beziehung zu Randy ist aufregend und macht dir Spaß. Aber pass auf dich auf.«
»Hör mal, ich weiß – Randy hat einen gewissen Ruf ...«
Lulu schnauft in ihren Martini.
»Ehrlich, Lu, ich pass schon auf. Und – wenn ich mit ihm allein bin, ist er ganz anders.«
»Das verstehe ich ja, Süße. Immerhin habe ich sein Potenzial schon erkannt, als du noch so furchtbar entsetzt über seine mangelnde Hygiene warst. Und weiß Gott, du musstest endlich wieder was erleben. Aber seit unserem letzten Treffen hat sich irgendwas geändert.« Sie beugt sich über den Tisch zu mir herüber und schaut mir eindringlich ins Gesicht. »Das sehe ich. Was es ist, weiß ich nicht. Ich bitte dich nur – sei vorsichtig. Damit du nicht allzu hart auf dem Boden der Tatsachen landest.«
»Natürlich bin ich vorsichtig, Lu. Keine Ahnung, wohin das alles führen wird ... In einem Punkt hast du jedenfalls recht, es macht mir Spaß. Wirklich.«
»Dann ist ja alles in bester Ordnung. Vergiss bloß eins nicht – Randy eignet sich nur für eine kurzfristige, amüsante Beziehung. Also verknall dich nicht in ihn. Für eine ernsthafte enge Bindung ist er der Falsche.«
Beinahe überwältigt mich der Wunsch, ihr mein Herz auszuschütten und alles zu erzählen. Von der Scheinbeziehung, den inszenierten Begegnungen, den Umarmungen für die Fotografen, den scheinbar spontanen, aber von Camilla sorgsam choreografierten Momenten. Und von der neuen, subtilen Veränderung in unserer Beziehung, von meinen verwirrten Gefühlen. Aber ich muss schweigen.
Randy und mir bleiben nur noch ein paar Wochen. Seine US-Promoter werden herfliegen, um ihn bei seiner Benefizgala zu beobachten. Wenn sie feststellen, dass er wieder in Form ist (und wenn die Drogentests beweisen, dass er clean ist), wird im September die US-Tournee durch dreißig Städte starten. Dann werde ich merken, ob er wirklich nur ein Liebhaber für kurze Zeit ist. Bis dahin werden wir beide unsere Rollen spielen; und ich bin mir nicht sicher, ob wir uns immer noch an das ursprüngliche Drehbuch halten.
»Ja, Lu, ich verspreche dir, ich werde gut auf mich aufpassen. Vertrau mir.«
»Das tue ich, Süße. Und jetzt, schnell – lach hysterisch, denn die blöde Kuh schaut herüber, und sie soll sehen, dass sie dir völlig egal ist.«
Und tatsächlich – einen Ginger Martini in der Hand, ein paar Hundert Pfund teure Dessous unter dem Tisch und neben meiner besten Freundin sitzend, während mein sexy Freund meine Heimkehr herbeisehnt, finde ich die gemeine Verkäuferin völlig belanglos. Das alles ist so bizarr und idiotisch, und es fällt mir nicht schwer, in schallendes Gelächter auszubrechen.
16
Als Randy von einem Treffen mit seinem Personal Trainer nach Hause kommt, erwarte ich ihn in der Küche. Der Toile-de-Jouy- BH und der Slip werden von einem passenden transparenten Chiffon-Negligee nicht ganz verhüllt. Dazu trage ich lächerliche, schrecklich unbequeme hochhackige Pantoletten mit Marabufedern. Aber sie verlängern meine Beine höchst vorteilhaft. Und wenn ich sitze, kann ich es aushalten. Mein Haar ist kunstvoll hochgesteckt und erweckt den Anschein, ich hätte mich achtlos frisiert. Obwohl ich fast eine Stunde dafür gebraucht habe.
Ich bin sehr zufrieden mit dem Gesamtbild, das ich verkörpere – eine kultivierte, verwöhnte Hausfrau, die bei einem Seitensprung einen Gentleman kokett amüsiert. In gedämpftem Licht kann ich diese Rolle sicher spielen – nicht so perfekt wie Catherine Deneuve in ihrer Belle-de-Jour- Glanzzeit, aber vielleicht wie eine entfernte Verwandte. Cordon-bleu-Nina hat mir geholfen, einen Hühnereintopf zu kochen, der im Backofen warm gehalten wird.
Natürlich möchte ich mich bei Randy gebührend für den Einkaufsbummel bedanken.
Ich höre seinen Schlüssel in der Tür knirschen. Hastig knipse ich die Deckenleuchte aus. Die Kerzen auf dem
Küchentisch spenden sanftes Licht. So verführerisch, wie ich es in den schmerzhaften Pantoletten hinkriege, drapiere ich mich auf einem der kalten Plastikstühle. Aber die Schritte in der Eingangshalle werden von anderen begleitet, und ich höre statt Randys üblichen Begrüßungsruf zwei Männerstimmen.
O nein, bitte nicht... Hat er jemanden mitgebracht? Plötzlich finde ich mein lockendes Hausfrauen-Ensemble furchtbar vulgär und peinlich. In wachsender Panik schaue ich mich um. Wo soll ich mich verstecken? Da sich die Stimmen nähern, ist eine verzweifelte
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