Willkommen im Wahnsinn: Roman (German Edition)
ich und setze meine verstohlene Fahndung fort (vielleicht in dem Rubinring an seinem Finger?).
Dann schwenke ich das Klemmbrett vor Camillas Nase, damit sie feststellen kann, wer schon da ist. Sie schaut rasch drüber, gibt es mir zurück und nickt. »Ja, Randy, der Club ist gerammelt voll, alle warten auf dich. Und Barry und Nolan schwärmen unentwegt, wie wunderbar du warst.«
»Ah, dieses süße alte Schwulenpärchen! Lasst mich zu ihnen!« Randy lässt mich los und dreht sich um, als schwere Schritte auf den Stufen poltern, die vom Club zur Straße hinaufführen.
Langsam stellt sich heraus, wer das Poltern verursacht, das seltsam feindselig klingt. Mel steigt die Treppe herauf,
die Lippen schmollend verzerrt. Mit schmalen Augen starrt sie in meine Richtung. Und dann entdeckt sie Randy.
»Wow, herzlichen Glückwunsch, Randy!« Strahlend hopst sie die restlichen Stufen empor. »Oh, du warst einzigartig!« Kokett schüttelt sie ihr Haar. Aber da sie unklugerweise Jemimas Markenzeichen imitiert, den gelackten und gesprayten Bob, rührt sich keine einzige Strähne. Resolut und steinhart verharren alle an ihrem Platz. Statt kokett zu wirken, erweckt sie eher den Eindruck, sie würde eine unangenehme Verspannung im Nacken verspüren.
»Danke, Babe«, sagt er automatisch und schaut an ihr vorbei, als wäre sie nicht da. »Sind alle da unten bereit für mich?«
»O ja, sie warten schon ungeduldig. Natürlich beginnt die Party erst, wenn du da bist, Randy, und Jemima sagt...«
»Großartig!« Randy stürmt hinab, lässt uns drei auf dem Treppenabsatz stehen und wirft keinen einzigen Blick zurück. Sobald er die Tür öffnet, erklingt schrilles Gebrüll, und Camilla lächelt zufrieden.
»Barry sagt, du sollst runtergehen, Lizzy, ich soll die Türsteherin spielen«, verkündet Mel tonlos, ohne die geringste Koketterie.
»Danke, Mel, das ist wirklich nett von dir«, antworte ich, von Camilla Carter dazu gedrillt, in jeder Situation freundlich zu bleiben.
»Geh einfach!« Mel verdreht die Augen und reißt mir das Klemmbrett aus der Hand. Jemima Morgans Drill.
»Also, sind wir für die Schlacht gewappnet?«, fragt Camilla.
Damit übertreibt sie nicht. Da unten tobt tatsächlich
eine Schlacht. Als Camilla die Tür öffnet, schlagen uns Lärm und Hitze aus dem überfüllten Raum wie ein nasses Handtuch entgegen. Hinter der Bar steht Rebecca, ihre normalerweise elegante Attitüde wird leicht von einer Dampfwolke derangiert, die aus der Geschirrspülmaschine quillt. Ein schwitzender Kellner schleppt eine Kiste mit leeren Champagnerflaschen zur Küche, ein anderer öffnet möglichst schnell neue Flaschen und überreicht sie den lächerlich schönen Kellnerinnen, die sich mühsam einen Weg durch das Getümmel bahnen.
Diesen Frauen gönnt niemand einen zweiten Blick. So begierig lassen sich alle die Gläser nachfüllen, dass sie genauso von Quasimodo bedient werden könnten und es nicht merken würden. Der Champagner fließt ein bisschen zu üppig. Und ich sehe keine einzige Canapé-Platte, die für eine gewisse Ernüchterung sorgen würde. Warum, wird mir bald klar, denn ich entdeckte ein paar hungrige Gäste, die erwartungsvoll bei der Schwingtür zur Küche warten. Sobald ein gefülltes Tablett auftaucht, wird es innerhalb von Sekunden leer geräumt. Noch bevor der Kellner zwei Schritte in den Raum geschafft hat, muss er umkehren und neue Vorräte holen.
So tief unter der Erde funktioniert keine Klimaanlage, zu viele Menschen und zu viel Alkohol verwandeln den Club in einen Schmelzofen. Frisuren verwelken, Stirnen glänzen, Mascara zerfließt. Sogar Barrys Zuckerwattehaar senkt sich traurig nach unten. Vom niedrigen getünchten Ziegelgewölbe fallen verdächtige Tropfen herab. Wütend starrt Jemima hinauf, als ein Tropfen auf ihrem Lackhaar landet, als könnte die schiere Kraft ihres vernichtenden Blicks die Ziegel trocknen.
Zielstrebig zwängt Camilla sich durch die Menge und erreicht Jamie von African Vision, der sie mit einem enthusiastischen Kuss begrüßt, bevor er sie seinen Begleitern vorstellt. Putz-Nina bietet einem entzückten Nolan MacDonald einen ihrer Kekse an – hoffentlich Shortbread, weil er von seinen schottischen Wurzeln ganz besessen ist.
Über den Köpfen wippt Randys Dreispitz. Keine Ahnung, wie er es aushält, das Ding in dieser Hitze zu tragen... Daneben sehe ich Barrys reduzierte Zuckerwatte und dann Rochelles Afrolook, der kein bisschen von der Atmosphäre beeinträchtigt wird.
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