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Willkommen im Wahnsinn: Roman (German Edition)

Willkommen im Wahnsinn: Roman (German Edition)

Titel: Willkommen im Wahnsinn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pippa Wright
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ihn doch auch gar nicht anders haben.«
    »Ist das so?« Vertraulich rückt sie näher heran, als wären wir zwei Busenfreundinnen bei einem intimen Gespräch. Das Diktiergerät zwischen uns verdirbt den Effekt ein bisschen. »Also haben Sie nichts dagegen, wenn er... Autsch!«
    Empört wendet sie sich zu dem Mann, der sie angerempelt hat. Roy Matthews ist der charmante Kulturkorrespondent bei News of the World. Er ist ein jovialer Mittvierziger und ergebener Vater dreier kleiner Mädchen, der meilenweit von den Klischees der Regenbogenpresse entfernt ist. Wenn er versprochen hat, einen Artikel zu schreiben, dann tut er es auch, er meldet sich am Telefon, verunglimpft niemanden grundlos und entschuldigt sich für seine Fehler. Camilla und ich vergöttern ihn.
    »O Lizzy, er war brillant.« Überschwänglich schüttelt er meine Hand.
    Kaum hat er sich zwischen Tilly und mich gedrängt, wird er selbst beiseitegeschoben, und zwar von Daz »Dazzler« Davies, dem Showbiz-Experten vom Sunday Reporter.
    »Hi, Liz, wie schön, Sie mal wiederzusehen«, sagt er, obwohl wir uns noch nie begegnet sind. Bisher wurde ich stets von einem seiner vielen Speichellecker abgewimmelt. Mit einem heftigen Ellbogenstoß in die Rippen Roys, der neben ihm zusammenzuckt, straft er seine affektierte Nonchalance
Lügen. Sein hell gesträhntes Haar hängt ihm tief ins Gesicht, wie beim Sänger der Band Flock of Seagulls, ein Look, durch den er sofort wiederzuerkennen ist. Wie seine Rivalen behaupten, soll diese Frisur den Krater einer Schönheits-OP-Narbe auf seiner linken Wange verhüllen. Da sie auch die Augen verdeckt, neigt er zu Missgeschicken, was ein großer Rotweinfleck auf seinem violetten Hemd beweist. »Cool, wie es mit Randy läuft. Sie lieben ihn, was?« Den Kopf erwartungsvoll schief gelegt, entblößt er ein Knopfauge unter dem Haarvorhang.
    »Eh – wir stehen erst am Anfang, Daz.« Noch nicht einmal meine besten Freunde haben mich gefragt, ob ich Randy liebe, und ein Klatschkolumnist wird gewiss nicht der Erste sein, dem ich es verrate.
    »Aber es ist okay? Sie sind glücklich mit ihm? Glauben Sie, da wird was draus? Schmieden Sie Zukunftspläne?« Obwohl nur Daz die Fragen stellt, interessiert meine Antwort auch alle anderen Journalisten. Sogar Caspian Latimers Hakennase neigt sich näher zu mir. Trotz des Lärms im Club bilden wir eine fest gefügte kleine Insel der Stille, während sie warten, bis ich zu sprechen beginne.
    »Alles ist gut, Daz.« Wäre ich eine Reporterin, und man würde mir das als tolle Neuigkeit servieren, müsste ich verzweifeln.
    »Darf ich das zitieren?«, fragt er eifrig.
    »Wenn Sie wollen.« Ich zucke die Achseln. Wohl kaum die Sensation des Jahrhunderts.
    »Cool, fabelhaft, bis später!«, ruft Daz und eilt zur Tür. Unterwegs prallt er mit mehreren Gästen zusammen. Erst zwei Minuten später erreicht er die Treppe.
    Nach seinem Abgang erlischt das Interesse der Journalisten
an meiner Person, und alle mischen sich mit höflichem Gemurmel (»grandiose Party«, »War nett, Sie zu sehen«) unter die Menge.
    Ich schaue wieder zum anderen Ende des Raums hinüber. Dort neigt sich Rochelles Afrowust zu Putz-Nina hinab, und beide unterhalten sich lebhaft mit Nolan, der vor Lachen brüllt. Zur sichtlichen Verblüffung der Stylistin schlägt er ihr auf den Schenkel. Auf dem Tisch neben ihnen liegt Ninas halb leere Biskuitpackung. Barry plaudert mit einem Kellner, dessen kokettes Lächeln vermuten lässt, dass er über den Ruf des großzügigen Trinkgeldgebers informiert ist.
    Und Camilla spricht immer noch mit Jamie von African Vision. Aber seine Begleiter haben sich anscheinend entfernt. Keine Ahnung, worüber die beiden reden – jedenfalls hängt Camilla förmlich an seinen Lippen.
    Randy... Randy... Wo zum Teufel steckt eigentlich Randy? Mit seinem Dreispitz wäre er unübersehbar. Natürlich weiß ich, wo er ist. Mir kann er nicht entkommen. Ich stürme die Treppe hinauf und nehme immer zwei Stufen auf einmal. Am Treppenabsatz stoße ich die Tür der Männertoilette auf.
    Ich wusste es doch. Die Tür einer Kabine ist geschlossen, es dringt unterdrücktes Kichern heraus. Hat er einen Komplizen? Was sind das für Freunde, die seine Karriere gefährden und ihn zu so einer Katastrophe in der Öffentlichkeit animieren? Würde jetzt an meiner Stelle ein Journalist hier hereinkommen, wäre Randy erledigt. Auf Zehenspitzen schleiche ich zu der Kabine. Aber sie merken, dass jemand da ist, denn ich höre ein

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