Willkommen im Wahnsinn: Roman (German Edition)
Wahrscheinlich hat ihre Frisur zu große Angst, um sich schlecht zu benehmen.
Solange ich Randy im Auge behalten kann, halte ich es nicht für nötig, den ganzen Abend an seiner Seite zu bleiben. Also gehe ich zur Bar, um mit Rebecca zu sprechen.
»Alles okay?«, frage ich und stütze mich auf die Betontheke.
Fröhlich schneidet sie eine Grimasse. »O Gott, wie viel diese Leute trinken können! Möchten Sie ein Glas Champagner, oder gehen Sie schon zum Wein über?«
»Erst mal bleibe ich beim Champagner. Das ist schließlich eine Feier.«
»Jim, leider müssen Sie noch eine Kiste aus dem Keller holen«, wendet sie sich an den Barmann, der sich gerade aufrichtet, eine Hand an seinem schmerzenden Rücken, nachdem er die leeren Kisten beiseitegeschoben hat. Erschöpft verlässt er die Bar, sein weißes Hemd klebt an Schultern, die sich ermattet entfernen. Rebecca schaut mich wieder an. »Und die Canapés sind fast alle.« Ihr Kinn weist in die Richtung der Küche, wo ein Kellner erneut überfallen wird.
»Kein Wunder, wenn diese Geier am Werk sind«, stöhne ich und spähe zu Jemimas Freunden hinüber. »Gibt es in der Küche Brot und Käse? Und Chips? Irgendwas, damit sich diese Meute hier nicht noch schlimmer besäuft?«
»Mal sehen, was ich tun kann«, seufzt sie und schiebt sich durch das Gewühl zur Küche.
Dieser Frau bin ich wirklich etwas schuldig. Am Montagmorgen werde ich ihr per Fahrradkurier ein Geschenk schicken. Das wird Camillas Konto bei Liberty’s sicher auch noch verkraften.
Ich quetsche mich an einem jungen Paar vorbei, das sich in einer Ecke eifrig näher kennenlernt. So diskret, wie die beiden glauben, ist diese Stelle nicht.
Mühsam nähere ich mich einigen Kritikern und Kolumnisten, die laustark ihre Notizen über Randys Auftritt, die Party im Allgemeinen und das Verhalten der Gäste vergleichen. Wenn ich wissen will, was in der nächsten Woche in den Zeitungen und Magazinen stehen wird, ist das der richtige Ort.
Caspian Latimer, der junge, schlaksige Feuilletonist vom Telegraph, dreht sich um und begrüßt mich. Nervös schiebt er seine Brille auf der Nase nach oben, doch sie rutscht sofort wieder hinunter.
»Oh, hallo. Freut mich, Sie zu sehen.« Bevor er mir seine Hand reicht, wischt er sie am Tweedjackett ab – eine rücksichtsvolle Geste, die ich lieber nicht gesehen hätte. »Wirklich, sehr nett. Randy war sehr gut. Oh, wirklich, sehr gut.«
Der arme Caspian, der an der Universität von St. Andrews in Schottland klassische Literatur studiert hat und für Möbel aus der Ära König Edwards VII. schwärmt, fühlt sich in der Royal Festival Hall wesentlich wohler als im Savoy
Street Club. Hier bereitet ihm nicht nur sein Tweedjackett Unbehagen. Aber er ist absolut ehrlich, und er würde es höflich vermeiden, irgendetwas über Randys Show zu sagen, wenn sie ihm missfallen hätte. Einen haben wir schon im Sack.
»Wirklich, Caspian?« Seine Marotte wirkt ansteckend. »Ich bin ja so froh, dass Randys Comeback Ihnen zusagt. Und was denken die anderen?«
Caspian rückt nach hinten, damit ich seine Kollegen besser sehe. Höhnisch grinst Rikk Dyer mich an (bloß nicht das Doppel-K vergessen!). Aber das beunruhigt mich nicht, weil es sein üblicher Gesichtsausdruck ist, der in seiner Punkrocker-Jugend entstanden sein muss. Ich glaube, irgendwann hat er einmal Wind of Change gehört, und nun wird diese Miene für immer stecken bleiben, obwohl er schon auf die fünfzig zugeht.
»Randy rockt, Lizzy, echt«, lobt er feierlich. Unter seinem verwaschenen schwarzen T-Shirt wölbt sich ein Bauch, der sein Alter verrät. »Ich liebe diese neuen Texte. Vier Sterne, echt bösartig. Sie dürfen mich zitieren.« Zwei seriöse Blätter geschafft.
Die pummelige blonde Feuilletonistin von der Times drängt sich zu uns durch und hält einen winzigen Rekorder unter meine Nase. »Was halten Sie von seiner Nummer über Sie, Lizzy Harrison?«
»Oh, die finde ich sehr, sehr amüsant, Tilly Abbott«, sage ich klar und deutlich in das Gerät und schlage den entschiedenen Ton an, den ich bei Camilla gelernt habe. »Randy ist ein Genie.«
»Meinen Sie, er hat sich wirklich geändert?« Träumerisch starrt sie zu Randy hinüber. »Können Sie ihm
trauen?« Soviel ich weiß, zählt sie zu den wenigen anwesenden Frauen, die er nicht ausprobiert hat. Offenbar hofft sie, dass er sich nicht gebessert hat, bevor sie ihre Chance kriegt.
»Nun, ich glaube, Randy ist Randy«, sage ich diplomatisch, »und wir wollen
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