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Willkommen im Wahnsinn: Roman (German Edition)

Willkommen im Wahnsinn: Roman (German Edition)

Titel: Willkommen im Wahnsinn: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pippa Wright
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gewispertes »Pst«. Selbst wenn ich bisher noch Zweifel an Randys Anwesenheit gehegt
hätte, wären sie jetzt beseitigt gewesen – unter der Tür lugt das zerknüllte Ende seines Leopardenschals hervor.
    Entschlossen öffne ich die Tür der benachbarten Kabine, langsam und so leise wie möglich lasse ich den Klodeckel hinabgleiten.
    Dann ziehe ich meine Schuhe aus, steige auf den Deckel und spähe über die Trennwand, um Randy in flagranti zu ertappen.
    Aber ich irre mich.
    Er treibt’s nicht mit Koks, sondern mit Jemima Morgan. Von hinten.

25
    Glauben Sie mir, ich bin nicht stolz auf mich, als ich eine Kiwi auf sie hinabwerfe. Aber diese Früchte kullern nun mal in meiner Tasche herum, die an meiner Schulter hängt.
    Ehe ich weiß, was ich tue, schleudere ich die Kiwi über die Trennwand. Mit einem schockierend lauten Knall klatscht sie gegen die Kabinenwand und verspritzt ihren Saft. Zwei entsetzte Gesichter starren zu mir herauf, erfreulicherweise mit winzigen schwarzen Kernchen besprenkelt. Sicherheitshalber schmeiße ich noch eine Frucht runter, ehe ich mich in den Griff kriege und aus der Männertoilette laufe.
    Trotz Jemimas späterer Beschuldigung konnte ich nicht vorhersehen, dass Declan Costelloe den Raum kurz danach aufsuchen, beim Anblick der zermatschten Kiwis einen hysterischen Anfall erleiden und den Einsatz eines Rettungswagens erforderlich machen würde.
    Ohne mein Wissen vertuschte die allgemeine Aufregung meine Flucht ebenso wie Randys und Jemimas Indiskretion.
    Wirklich und wahrhaftig, das Universum bewegt sich auf mysteriöse Weise.
    Obwohl es draußen warm ist, friere ich plötzlich, als ich auf dem Gehsteig stehe. Vielleicht zittere ich, weil mir die grässliche Szene einen Schock versetzt hat. Die Paparazzi scheinen eine Story zu wittern und umkreisen mich.
    »Alles okay, Lizzy?«, ruft einer. »Wo ist Randy?«
    »Ich will nur frische Luft schnappen. Da drin ist es so heiß.« Während ich mir lässig mit einer Hand Kühlung zufächle, dringt verdächtiges, gellendes Geschrei aus dem Club und lockt die Fotografen zum Eingang des Treppenhauses. Wie ich später erfahren werde, ist es Declan, der im Zwang seiner Kiwi-Allergie so grausig brüllt. In diesem Moment weiß ich davon noch nichts und gerate in Panik. Halb fürchte ich, halb hoffe ich, dass Randy mir folgen würde. Aber ich weiß nur eins ganz genau – ich muss schleunigst von hier verschwinden.
    So schnell es meine High Heels gestatten, eile ich zum Labyrinth aus schmalen Seitenstraßen zwischen der Savoy Street und der Embankment Station. Entschlossen ignoriere ich den Chor der Fotografen. Sie werden mir nur ein paar Schritte hinterherlaufen, denn die große Story spielt sich im Club ab. Und ein Foto von mir ohne Randy ist praktisch wertlos. Insbesondere eins von meinem Rücken. In den dunklen, stillen Straßen zwischen hohen georgianischen Häusern erlaube ich mir dicke Tränen, die niemand sieht. Erst in der Villiers Street, umgeben von Samstagabendbummlem, merke ich, dass ich nirgendwohin kann.
    In meiner Tasche stecken die Schlüssel für Randys Haus. Da wird er hinfahren. Mit Jemima. Ich fühle mich elend. Und die Schlüssel zu meiner Wohnung liegen auf der Kommode in einem von Randys Gästezimmern. Wochenlang habe ich sie nicht angerührt. Und Lulu will ich diese
ganze Geschichte so kurz nach ihrer Warnung vor meinem »Freund« nicht erzählen. Außerdem – um elf Uhr an einem Samstagabend ist sie entweder ausgegangen oder mit Laurent beschäftigt. Ich will einfach möglichst weit weg von hier. Irgendwohin, wo es keine Promis gibt und wo Randy mich niemals suchen würde.
    Guildford.
    Mein Bruder akzeptiert meinen etwas wirren Anruf gelassen, obwohl ich nur fähig bin, »Randy Jones« und »muss bei euch übernachten« zu stammeln. Und obwohl es nach elf ist. Nach Bens und Jennys Maßstab ist schon zehn ein bisschen spät. Manchmal bin ich wirklich dankbar für die Abneigung meines Bruders gegen tiefschürfende Gespräche. Heute Abend ganz besonders. Er fragt nicht, was passiert ist, verlangt nicht, dass ich mich zusammenreißen müsste, und erwähnt nicht: »Ich hab’s dir ja gesagt.« Stattdessen erklärt er nur, dass ich ihn noch mal anrufen soll, wenn ich in der Bahn sitze, und er mich vom Bahnhof abholen würde. Er betont sogar, dass er sich auf meinen Besuch freut.
    Während ich über die Hungerford Bridge zum Waterloo-Bahnhof gehe, fange ich richtig zu schluchzen an. In einem Tränenschleier verschwimmen die

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